1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. „Damit kommen Sie hier nicht durch!“

Hauptbahnhof „Damit kommen Sie hier nicht durch!“

Seit Montag ist die Tunnel-Baustelle in Magdeburg auch für Fußgänger und Pedalritter dicht. Am stärksten trifft die Sperrung die Radfahrer.

Von Rainer Schweingel 16.02.2016, 00:01

Magdeburg l Sie könnten auf den Fußgängertunnel im Bahnhof ausweichen, dürfen es aber nicht – jedenfalls nicht von 15.15 Uhr bis 17.15 Uhr. Da herrscht Fahrradmitführverbot. Die Volksstimme testete es am ersten Tag.

15.15 Uhr, leichter Nieselregen. Vor dem Hauptportal des Bahnhofes ziehe ich meinen Schal zusammen, greife mein Fahrrad und frage mich: Werden die Radfahrer im Bahnhofstunnel wirklich zwei Stunden lang wegen des Berufsverkehrs zurückgewiesen?

Ja, die Bahn hat‘s angekündigt. Auch wir, die Volksstimme, haben‘s geschrieben. Aber wer es nicht weiß, muss umkehren und über den Uniplatz oder den „Hassel“ eine mehr als drei Kilometer lange Extra-Runde fahren - und das bei dem Schmuddelwetter. Mir kann das zum Glück nicht passieren, ich mache ja nur den Test, ob ich durchgelassen werde.

Los geht‘s. Und schon an den automatischen Glastüren am Haupteingang kommen mir erste Fußgänger mit ihren Rädern kopfschüttelnd entgegen. Ein paar Sekunden später sehe ich auch schon, warum: Mit gelben Signalwesten ausgestattet stehen zwei Männer der DB Sicherheit an den Treppen zum Bahnhofstunnel und fischen sich die Passanten mit Rädern raus.

Auch mich erwischt es. „Wollen Sie zum Zug?“, fragt mich einer der Männer. Ich stelle mich ahnungslos. „Wieso? Ich will nach Hause nach Stadtfeld“, halte ich ihm entgegen und ernte damit eine Absage: „Damit kommen Sie hier nicht durch“, sagt der Mann, zeigt auf mein Fahrrad und fährt fort: „Es tut mir leid. Wegen der vielen Passanten um diese Zeit dürfen Sie aus Sicherheitsgründen von 15.15 Uhr bis 17.15 Uhr mit dem Rad nicht durch den Tunnel. Es sei denn, Sie haben ein Zugticket.“

Habe ich aber nicht. Gespielt enttäuscht drehe ich ab, schiebe mein Fahrrad wieder hinaus in den Nieselregen vor dem Bahnhof - und bin wieder nicht allein. Mehreren Radfahrern ging es offenbar ähnlich wie mir. Sie waren ebenfalls abgewiesen worden. Nun stehen sie diskutierend vorm Hauptportal – ausgerechnet auch noch vor dem Schild, das auf die Fahrradverbotszeiten hinweist.

Was bleibt vom Test? Wer am Bahnhof zwischen 15.15 Uhr und 17.15 Uhr durch den Fußgängertunnel will, hat an beiden Eingängen keine Chance. Mein Tipp: Früher oder später als 15.15 Uhr/17.15 Uhr losfahren oder die Umleitung in die Fahrt zum Ziel mit einplanen. Ein zweites Rad auf der anderen Bahnhofsseite zu deponieren, sich als Schaffner zu verkleiden oder jedes Mal vorher ein Bahnticket zu ziehen, nur um den Fußgängertunnel passieren zu dürfen, sind nicht wirklich ernstzunehmende Alternativen ...