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Hobby Roboter winken aus Magdeburger Garten

Im Vorgarten des Magdeburgers Wilfried Kaiser laden ganz sonderbare und eigens kreierte Geschöpfe zum Staunen ein.

Von Karl-Heinz Kaiser 11.09.2018, 23:01

Magdeburg l Wenn sie zu Besuch sind, staunen Nachbars Enkelkinder Bauklötzer. „Sie bleiben an Kaisers Vorgartenzaun stehen, fragen sich vor allem, wie die Blechvögel überhaupt Wasser speien können“, lacht Jochen Steinecke von gegenüber.

Ihn selbst hat die gerade eingeschaltete Illumination der beiden Drei-Meter-Blechmänner angelockt. Schrotty I und II sind chromglänzend in Aktion. Außerdem setzt eine Luftströmung vorübergehend das Windspiel „Räderwerk der Bürokratie“ in Bewegung. Selbstredend spucken die metergroß geratenen Vögel Wasser um die Wette.

Wilfried Kaiser aus der Langenweddinger Straße in Magdeburg hatte mit Ankunft des Reporters seine selbst entworfenen und in ungezählten Stunden geschraubten, geschweißten, genieteten Metallgebilde per Fernbedienung zum Leben erweckt. In der Vorgartengalerie strahlen Glühlampenaugen, Arme kreisen, der Kopf von „S I“ schwenkt herum, gesteuert von einen 12-V- Motor. Die Arme brauchen 220 Volt. Das Räderwerk der Bürokratie hingegen wird vom Winde bewegt, mal zügig, mal träge und alles auf verschiedenen Ebenen.

Der 77-jährige Ingenieur und Diplom-Pädagoge der Magdeburger Wasserwirtschaft widmet sich seit seinem Ruhestand seinem außergewöhnlichen kreativen Hobby ganz besonders intensiv. Das alles mit „freundlicher Genehmigung“ von Ehefrau Monika. Toll sei es schon, was er da mache, lobt sie.

Derzeit entsteht ein weiterer Roboter – ausgestattet mit E-Motor, Seilantrieb, einer alten Fahrradkette. Dem voran ging auch hier die genaue Skizzierung der ingenieurtechnischen Lösung. „Ich möchte mit der technischen Lösung auch eine Idee symbolisieren und vermitteln“, sagt er. Die Nähe von Blumenmädchen zu Schrotty I und II etwa sei zum Nachdenken über die Zukunft der Robotertechnik gedacht – Freund oder Feind, Schutz oder Gefangenschaft.

Die unmittelbaren Nachbarn sind von der extravaganten Galerie am Gartenzaun angetan. „Da schaut man gern hin“, sagt Frank Wille. Er gehört zu den zehn Nachbarn, die mit vereinten Kräften im April das Windspiel Europa mit der Chrysanthme aufstellte und Einweihung feierten. Ist schon sehenswert, sagt er.

Jochen Steinecke erfand den wissenschaftlichen Namen, in dem Wilfried Kaisers Name eingebaut ist: Metallica cesaris magdeburgensis“. Wo Wilfried Kaiser das Material für seine Geschöpfe herbekommt? Er sei Dauergast auf Schrottplätzen, antwortet er.

Bei Freunden und Bekannten fahndet er gleichfalls nach überflüssigen Teilen aus Metall oder Plaste, seine drei Kinder spendieren hin und wieder etwas: Die Blechhülle eines Geschirrspülers oder einer Waschmaschine, den Fangsack vom Rasenmäher, Schrauben, eine Halterung vom Trabi-Motor, Pfannen, Rohre, des Weiteren eine Unmenge Kellen, Suppenlöffel, Gabeln.

„Wenn ich das alles hier wieder auseinandernehmen würde, hätte ich einen vollständigen zweiten Haushalt“, scherzt Wilfried Kaiser.