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Hunde am Arbeitsplatz Idee fürs Magdeburger Rathaus: Mit Bello ins Büro

Warum Stadträte in Magdeburg Hunden von Verwaltungsmitarbeitern den Weg ins Rathaus bahnen wollen.

Von Katja Tessnow 02.12.2022, 06:00
Hündin Pebbles fühlt sich offenbar wohl zu Füßen von Frauchen  Andrea Peitsch neben deren Schreibtisch. Das Rathaus Berlin Spandau erlaubt Mitarbeitern bereits seit 2021, ihre Hunde mit ins Büro zu bringen.
Hündin Pebbles fühlt sich offenbar wohl zu Füßen von Frauchen Andrea Peitsch neben deren Schreibtisch. Das Rathaus Berlin Spandau erlaubt Mitarbeitern bereits seit 2021, ihre Hunde mit ins Büro zu bringen. Foto: picture alliance / dpa

Magdeburg - Stadträte von FDP, Tierschutzpartei und der Linken wünschen sich die Öffnung des Magdeburger Rathauses für die Hunde von Mitarbeitern. Der Antrag wird erstmals am 8. Dezember 2022 im Stadtrat verhandelt.

Ex-Theaterintendantin Karen Stone ließ es sich nicht nehmen, ihren Hund mit ins Büro zu bringen. Stones Kollege Michael Kempchen vom Puppentheater – ebenfalls erklärter Hundefreund und -halter – tat es ihr gleich. Oliver Müller dagegen fühlt sich bis heute ein bisschen schuldig, weil er seinen Hund Buddy einmal heimlich ins Büro im Rathaus einschleuste. „Ich konnte ihn nach einer Narkose nicht alleine lassen“, erzählt der Linke-Stadtrat, zugleich Geschäftsführer seiner Fraktion. „Und als ich vor fast zehn Jahren bei einem kleinen Empfang anlässlich meines 40. Geburtstages die Rettungshundestaffel des Arbeitersamariterbundes einladen und um Spenden für sie bitten wollte, musste ich einen Antrag auf Sondergenehmigung stellen, damit die einen Hund mitbringen durften.“ Hundefreund Müller findet das übertrieben und kann sich – natürlich mit Rücksicht auf allergische oder ängstliche Kollegen – gelockerte Regelungen vorstellen, die den Hund am Arbeitsplatz tolerieren, wo er nicht stört, etwa in Büros ohne Publikumsverkehr.

Positive Effekte fürs Betriebsklima erwartet

Deshalb schloss sich Müller als Mitunterzeichner gerne einem Antrag der Fraktion FDP/Tierschutzpartei an, der am kommenden Donnerstag erstmals im Stadtrat zur Debatte steht; Titel: „Einführung von ,Bürohunden’ im Alten Rathaus“. Für die initiierende Fraktion haben die beiden Vorsitzenden Carola Schumann (FDP) und Burkhard Moll (Tierschutzpartei) unterschrieben; beide keine Hundehalter.

„Ich hatte einmal eine Hündin, aber sie ist schon vor einiger Zeit über die Regenbogenbrücke gegangen“, erzählt Schumann und dass sie aus Zeitgründen – die Liberale arbeitet als Lehrerin – keinen neuen Hund angeschafft habe. Im Haushalt lebt nun Kater Anton. Zur Bürohund-Initiative habe ihre Fraktion ein Interesse einzelner Rathausmitarbeiter, ein bundesweiter Trend und die Überzeugung motiviert, dass der Hund am Arbeitsplatz das Betriebsklima verbessern könnte. „Natürlich nur, wenn die Bedingungen gegeben und die Kollegen einverstanden sind“, so Schumann.

Bei seinen Linke-Ratskollegen stieß Hundehalter Müller auf geteiltes Echo. „Es wurde gefragt, ob man dann auch seine Fische mitbringen dürfe, aber es gibt keine Rettungsfische, sondern nur Rettungshunde“, verweist Müller auf die Unvergleichlichkeit des Verhältnisses von Mensch und Hund mit anderen Arten.

Personalchef ist skeptisch

Der fürs Personal im Rathaus zuständige Verwaltungsbeigeordnete Holger Platz (SPD) wurde mit dem Thema Hund am Arbeitsplatz erst unlängst konfrontiert. „Die Personalvertretung hat es an mich herangetragen.“ Platz sind Einzelfälle bekannt, in denen Stadtangestellte ihren Hund in Ausnahmesituationen und im Einverständnis untereinander mit ins Büro brachten. Dagegen sei nichts einzuwenden und dabei würde er es gerne belassen. „Ich stelle mir eine offizielle Regelung schwierig vor. Soll ich festlegen, bis zu welcher Größe ein Hund mitkommen darf? Und was, wenn Kollegen allergisch sind?“

Platz – kein Hundehalter – scheidet zum Jahresende in den Ruhestand aus und wird das Thema, was immer der Rat entscheidet, nicht mehr beackern müssen. Darüber ist ihm etwas Erleichterung anzuhören. Sein Amtsnachfolger ist mit dem Anwalt Ronni Krug (CDU) schon bestellt, ein ausgemachter Hundefreund. Zu seiner Familie gehört Rüde Theo. Zunächst hat am 8. Dezember der Stadtrat das Wort.

Rechtliches und Praktisches – Hintergründe zum Hund am Arbeitsplatz

Arbeitnehmer, die ihren Hund ohne Erlaubnis mit an den Arbeitsplatz bringen, riskieren eine Abmahnung, im Wiederholungsfall sogar die Kündigung. Grundlage ist Paragraf 106 der Gewerbeordnung, demnach der Arbeitgeber über Ordnung und Verhalten am Arbeitsplatz bestimmt.

Die Erlaubnis zum Mitbringen von Hunden an dafür geeignete Arbeitsplätze liegt allerdings bundesweit im Trend. Immer mehr Arbeitgeber sprechen die Erlaubnis dazu aus, unter anderem weil Studien und Umfragen Vorteile fürs Betriebsklima versprechen. Der Hund am Arbeitsplatz kann (beim Halter) für Entspannung sorgen und Stress abbauen und damit Erkrankungen wie Bluthochdruck und Burnout vorbeugen.

Der Bundesverband Bürohund e. V. weist auf dieser Karte im Internet Firmen aus, die es erlauben, den Hund mit zur Arbeit zu bringen. Auch eine Werbeagentur und ein Kleinverlag aus Magdeburg sind darunter.
Der Bundesverband Bürohund e. V. weist auf dieser Karte im Internet Firmen aus, die es erlauben, den Hund mit zur Arbeit zu bringen. Auch eine Werbeagentur und ein Kleinverlag aus Magdeburg sind darunter.
Quelle: bv-bürohund.de

Der Interessenverband Bürohund listet im Internet Arbeitgeber in Deutschland auf, die das Mitbringen von Hunden an den Arbeitsplatz im Sinne der Mitarbeiterbindung und -gesundheit gestatten. Zwei Magdeburger Firmen sind darunter.

Regeln für die Hundehaltung am Arbeitsplatz werden dringend angeraten. Dazu gehört artgerechte Unterbringung (Rückzugsort, Fressen, Trinken, Auslaufzeiten), das Einverständnis von Kollegen, die Versicherung von Hund und Halter. Räume mit Publikumsverkehr sind für Hunde in der Regel tabu. Oft müssen Hundehalter einen Wesenstest vorweisen, der ihrem Hund gute Erziehung und dem Halter sicheren Umgang mit dem Tier bescheinigt.