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Pandemie Immer mehr Corona-Patienten in Magdeburger Kliniken

Die Corona-Infektionszahlen in Magdeburg steigen drastisch an. Mittlerweile sind sie laut Amtsarzt außer Kontrolle gelaufen. In den Kliniken füllen sich die Covid-Stationen und Intensivbetten.

Von Christina Bendigs, Anja Guse und Ivar Lüthe 18.11.2021, 21:06
Auf der Intensivstation im städtischen Klinikum Magdeburg werden derzeit vier schwererkrankte Corona-Patienten behandelt.
Auf der Intensivstation im städtischen Klinikum Magdeburg werden derzeit vier schwererkrankte Corona-Patienten behandelt. Archivfoto: Klinikum Magdeburg

Magdeburg - „Wir geben nicht auf“, sagt Dr. Eike Hennig als Chef des Magdeburger Gesundheitsamtes, auch wenn die Infektionszahlen inzwischen auch in Magdeburg außer Kontrolle geraten seien. Das Sozialministerium hatte gestern 253 Neuinfektionen für die sachsen-anhaltische Landeshauptstadt gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt damit auf 346,9.

Diese Zahl werde in Magdeburg sicher auch bald die Marke von 400 erreichen, ist Hennig sicher. Auf einzelne Veranstaltungen wie Partys seien die rasant steigenden Zahlen nicht zurückzuführen. Jedenfalls sei dem Gesundheitsamt keine entsprechende Veranstaltung bekannt.

Die stark steigenden Infektionszahlen sorgen in den großen Kliniken der Stadt für einen Umbau. Im Uniklinikum wurde die Kapazität der Intensivbetten für Covid-19-Patienten erweitert. Hier stehen jetzt acht Betten zur Verfügung, sieben davon sind bereits mit schwererkrankten Patienten belegt, teilte das Klinikum mit. Etwa 90 Prozent seien nicht geimpft. Auf der Normalstation werden 16 Betten für Covid-19-Patienten bereitgestellt, 13 sind aktuell belegt.

Mehr Personal für Corona-Patienten notwendig

Die Kapazitäten könnten bei Bedarf erweitert werden. Problem ist jedoch das fehlende Personal. Das Uniklinikum hat beschlossen, eine Station in der Klinik für Dermatologie vorübergehend zu schließen. Das freigesetzte Personal soll auf der Normalstation für Covid-19-Patienten eingesetzt werden, heißt es. Die Mitarbeiter seien bereits in der zweiten und dritten Corona-Welle dort im Einsatz gewesen und entsprechend geschult.

„Die Situation ist angespannt, aber wir haben die Lage immer noch unter Kontrolle“, sagt Prof. Thomas Hachenberg, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Uniklinikum.

Auch am städtischen Klinikum verschärft sich die Lage. Mit Stand gestern lagen vier Corona-Patienten auf der Intensivstation – einen Patienten hatte das Krankenhaus vom Uniklinikum übernommen, einen aus Gardelegen. Drei der vier Covid-Patienten müssen beatmet werden. Noch Anfang der Woche lag gar kein Corona-Patient auf der ITS.

Auf Corona-Normalstation füllen sich die Betten

Auf der Corona-Normalstation füllen sich ebenfalls die Betten. Von den 15 vorhandenen seien in den vergangenen Tagen stets 12 bis 13 Betten belegt gewesen, so eine Kliniksprecherin. In dieser Woche hatte das Klinikum bereits Betten auf einzelnen Stationen gesperrt, um genügend Personal für die Corona-Patienten bereithalten zu können. Derzeit sei man dabei, eine zweite Isolierstation vorzubereiten, falls die Corona-Normalstation „volllaufe“. Die Situation sei schwierig, „aber wir schaffen es trotzdem, die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“, so die Kliniksprecherin.

Eine akute Gefahr sieht auch Amtsarzt Hennig in Magdeburg noch nicht. Patienten müssten sich keine Sorgen machen, es stünden genug Betten bereit. Wenn jedoch die Corona-Zahlen weiter steigen, werde es bald eng.

Aufgestockt werden musste mittlerweile angesichts der stark steigenden Infektionszahlen auch das Personal des Gesundheitsamtes, das sich um die Aufarbeitung und Nachverfolgung der Kontakte kümmert. 20 Mitarbeiter kümmern sich mittlerweile um die Nachverfolgung. Jede positiv getestete Person habe etwa fünf bis zehn Kontaktpersonen. Die Nachverfolgung habe einen nicht leistbaren Umfang angenommen. Das Gesundheitsamt hat deshalb eine Priorität für besonders gefährdete Gruppen festgelegt. Wie Hennig berichtet, würden die positiv getesteten Fälle in Pflegeheimen und Behinderteneinrichtungen vollständig nachverfolgt. Auch bei Ambulanten Pflegediensten versuche die Verwaltung, die Fälle vollständig abzuarbeiten.

Mindestens die Hälfte der Infizierten in Magdeburg seien Schüler, informiert der Chef des Gesundheitsamtes. Bei ihnen gestalte sich die Nachverfolgung der Kontakte besonders schwierig. Die Verwaltung hält an der Verfahrensweise fest, dass Klassen nicht automatisch in Quarantäne geschickt werden, wenn es einen positiven Fall gibt. Lediglich der positiv Getestete bleibt zu Hause. Für die übrigen Schüler gilt stattdessen die Maskenpflicht auch im Unterricht und die tägliche Testung. Erst wenn die Zahl der positiv Getesteten mehr als ein Drittel der Schüler einer Klasse betrifft, wird eine Quarantäne für die gesamte Klasse angeordnet. Die Stadtverwaltung versuche auf diese Weise, sich dem komplizierteren Weg zu stellen. Eine Schule zu schließen, wäre leichter. Aber die Verwaltung sei der Überzeugung, dass Kinder auch in Pandemie-Zeiten in die Schulen gehörten.

Corona-Inzidenz liegt bei Kindern und Jugendlichen bei über 1000

Hennig appelliert an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen, Abstand zu halten, Masken zu tragen und von größeren Veranstaltungen in geschlossenen Räumen abzusehen. „Wenn ich gefragt werde, ob ein 60. oder 70. Geburtstag gefeiert werden darf, dann sage ich: Ich kann es nicht verbieten, aber ich rate Ihnen davon ab.“ Oberbürgermeister Lutz Trümper ruft auf, dass sich auch Kinder und Jugendliche impfen lassen sollen. Bei ihnen liegt die Siebe-Tage-Inzidenz bei über 1000.