85-jähriges Bestehen In der Magdeburger Junkerssiedlung ging es anfangs holprig zu
Mit einem Festwochenende feiert die Siedlergemeinschaft Nordwest in Magdeburg ihr 85-jähriges Bestehen. Dabei wird auch auf die Historie geschaut.

Magdeburg - „Siedlung, wie hast Du Dich verändert“, ist so manch ein Bewohner der Hugo-Junkers-Siedlung in diesen Tagen geneigt zu sagen, wenn er auf die Entwicklung im Stadtteil schaut. Mit dem 85-jährigen Bestehen der Siedlergemeinschaft (SG) Nordwest gibt es dafür auch einen Anlass. Das Jubiläum wird am Wochenende mit Veranstaltungen gefeiert, wie Vorsitzende Mandy Kudela sagt.
Wasser wird per Hand gepumpt
Die Siedlung ist von Arbeitern und Angestellten des Junkers-Motorenwerks in den 1930er Jahren errichtet worden, sie konnten sich im Westen der Stadt eine Existenz aufbauen. Die kleinen, für Nordwest typischen Häuser wurden etwa in der Schneiderstraße (heute Mohnweg) mit kleinem Garten mit Platz zum Anbau von Obst und Gemüse zur Selbstversorgung und dem Halten von Tieren versehen. Sinnbildlich stehen dafür Karnickelställe, die sich auf vielen der Gärten hinter den Häusern befanden. Nach Mitarbeitern der Junkerswerke benannte Schotterstraßen mit ihren Doppelhäusern bestimmten das Bild. Die einzige geteerte Straße war die heutige Juliusstraße (früher Brauchitschstraße). Jeweils zwei Doppelhäuser wurden durch einen Ringbrunnen versorgt. Nicht elektrisch, sondern per Hand: In den Kellern wurde mit Doppelkolbenpumpen das Wasser in Eimer gefüllt und nach oben getragen, wie Zeitzeugen berichten. Zäune zum Abtrennen der einzelnen Grundstücke durften seinerzeit nur in natürlicher Form mit Rosenhecken angelegt werden. Die Straßenbeleuchtung im neuen Wohngebiet erfolgte per Gaslaternen – die Häuser selbst verfügten da noch nicht über einen Gasanschluss. Im Umfeld der Junkerssiedlung entstanden zudem über 1000 Kleingärten. Die ersten Busse steuerten Nordwest erst Anfang der 1950er Jahre an.
Daran wird ein Vortrag erinnern, der Teil des Festprogramms ist, das am Wochenende von der Siedlergemeinschaft auf die Beine gestellt wird. „Mit der guten Corona-Entwicklung in der Stadt ist es nun möglich, das 85-jährige Bestehen der Siedlergemeinschaft zu feiern“, sagt Mandy Kudela.
Am Sonnabend ist in der Gaststätte „Zur Texaskiste“ eine interne Abendveranstaltung geplant. Am Sonntag sind Besucher zum Offenen Treff des VSB 1980 Magdeburg in der Hugo-Junkers-Allee 54a eingeladen. In der Zeit von 14 bis 17 Uhr ist neben einem Kuchenbasar auch eine Spendentombola zugunsten der Aktion „Bewegte Kinderherzen“ geplant – der VSB unterstützt damit Jungen und Mädchen, die mit einem Herzfehler geboren wurden, bei der Integration. Mandy Kudela: „Für unsere kleinsten Siedler wird es eine Malstraße, Märchenstunde und bei schönem Wetter eine Hüpfburg geben.“