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  7. Investor steckt vier Millionen Euro in Sudenburgs neue Schokoladenseite

Brache an der "Braunschweiger" soll nach 20 Jahren Leerstand ein Wohnquartier werden Investor steckt vier Millionen Euro in Sudenburgs neue Schokoladenseite

Von Rainer Schweingel 10.07.2012, 05:25

Sudenburgs Schokoladenseite soll ab Ende kommenden Jahres ihrem Namen wieder alle Ehre machen. Ein Investor will die verfallene alte Kakao- und Schokoladenfabrik an der Kroatenwuhne zu einer attraktiven Wohnadresse umbauen.

Sudenburg l Die Verwandlung alter Industriebrachen in attraktive Wohnquartiere erfährt in Magdeburg gerade Hochkonjunktur. Die Produktionsgebäude des Messgerätewerkes an der Schönebecker Straße werden zu Messma-Lofts umgebaut. Für die alte Brauerei an der Lübecker Straße (Volksstimme berichtete) sind ähnliche Pläne gerade vorgelegt worden. Und nun soll auch die alte Schokoladenfabrik an der Braunschweiger Straße in Sudenburg auf Vordermann gebracht werden, die in den vergangenen 100 Jahren eine wechselvolle Geschichte erlebt hat: Keks- und Waffelherstellung, Bäckerei, ja auch Probenraum für Musiker.

Gute Bausubstanz hinter Müll und Unkraut

Möglich wird der Ausbau durch einen Eigentümerwechsel. Ein Privatmann aus Hamburg hatte das Areal nach jahrelanger vergeblich versuchter Entwicklung abgestoßen. Käufer ist ein in Sanierungs- und Neubaufragen stadtbekannter Unternehmer: Dietrich Brauckmann aus Stemmern, einem Dorf südlich von Magdeburg. Brauckmann hat bereits mehrere Objekte in Buckau entwickelt, darunter den Neubau der Häuser am Mückenwirt sowie Sanierungen an der Elbstraße. "Wir versprechen uns viel von diesem Standort", sagte der Unternehmer, ohne einen Kaufpreis nennen zu wollen.

Fakt ist: Das knapp 4000 Quadratmeter große Areal sieht von außen verwahrloster aus als es eigentlich ist. Auch der Laie kann bei der Begehung des Objektes schnell erkennen: Hinter Unkraut und Müllbergen befindet sich die Bausubstanz in verhältnismäßig gutem Zustand. Das trifft sowohl für die Villa im vorderen Teil als auch für die Produktionshalle dahinter zu. Beide Gebäude sind vor knapp 100 Jahren entstanden und haben von ihrem Charme nicht viel eingebüßt. Zugleich beruht die Hoffnung des Investors genau darauf, dass diese Aura auch nach einer Sanierung noch spürbar ist und Käufer findet.

Künftige Eigentümer entscheiden mit

Drei Eigentumswohnungen auf insgesamt 220 Quadratmeter Wohnfläche sollen zunächst in der Villa entstehen. Dietrich Brauckmann hat dabei genaue Vorstellungen: "Der Wintergarten wird erneuert, der Grundriss im Wesentlichen beibehalten und die Wohnungstüren originalgetreu nachgebaut. Die späteren Käufer haben natürlich ein Mitspracherecht, aber meine Empfehlung ist, die Zuschnitte in der Villa nicht zu verändern."

Die Pläne für das alte Fabrikgebäude sind ebenfalls in Vorbereitung. Welche Variante gewählt wird - ob ca. acht Eigentumswohnungen oder Reihenhäuser oder eine Mischung von beidem - werde aber erst mit den Planern und gegebenfalls späteren Eigentümern besprochen, so Brauckmann.

Rund 4 Millionen Euro sollen investiert werden, kündigt Brauckmann an, der von den Resten der Industrieausstattung möglichst viel erhalten will. Ein alter Ofen gehört ebenso dazu wie der integrierte Schornstein oder ein Lastenaufzug an der Fasade. Selbst eine alte Presse könnte Bestandteil einer späteren Wohnungsausstattung werden.

Für Brauckmann steht in den nächsten Wochen die Feinplanung in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde an. Läuft alles planmäßig, ist die Industrieruine wieder das, was sie im vorigen Jahrhundert schon mal war: Sudenburgs Schokoladenseite - diesmal im übertragenen Sinn, was den exklusiven Wohnstandard angeht.

Die Sudenburger wird\'s freuen. Ein hässliches Stück verschwindet aus dem aufstrebenden Stadtteil.