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Sicherheit Kinder auf Corona-Demos in Magdeburg: Ein Fall fürs Jugendamt?

AfD attackiert Grünen-Fraktionschefin im Stadtrat für eine Anfrage zum amtlichen Umgang mit Kindern auf unangemeldeten „Spaziergängen“.

Von Katja Tessnow 30.01.2022, 19:00
"Spaziergang" in Magdeburg - gegen Impfpflicht, gegen Corona-Schutzauflagen. Regelmäßig bringen Eltern Kinder mit auf die Demonstationen und teils bis dicht an Polizeiketten heran, die regelmäßig gewaltsam durchbrochen werden. Das sorgt für Kritik auch im Magdeburger Stadtrat.
"Spaziergang" in Magdeburg - gegen Impfpflicht, gegen Corona-Schutzauflagen. Regelmäßig bringen Eltern Kinder mit auf die Demonstationen und teils bis dicht an Polizeiketten heran, die regelmäßig gewaltsam durchbrochen werden. Das sorgt für Kritik auch im Magdeburger Stadtrat. Foto: Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

Magdeburg - Nach Meldungen über ein am Rande einer Corona-Demonstrationen in Schweinfurt schon Ende 2021 durch Pfefferspray verletztes 4-jähriges Kind und Erkenntnissen über gezielte Aufrufe, Kinder mit auf die vielfach unangemeldeten Demonstrationen zu bringen, wird das Thema Kinder auf Corona-Demos bundesweit diskutiert. In Magdeburg thematisierte Madeleine Linke, Vorsitzende der Ratsfraktion Grüne/future!, das Problem im Januar 2022 auf einer Sitzung des Verwaltungsausschusses und frage nach, ob sich das Magdeburger Jugendamt damit befasse.

Auf der Ratssitzung am 27. Januar 2022 musste sich Linke dafür heftig attackieren lassen. Vom Gartenparteiler Roland Zander, der die Montagsspaziergänge als legitimes Mittel der Meinungsäußerung betrachtet, erntete sie nur ein Kopfschütteln, von AfD-Mann Ronny Kumpf dagegen einen verbalen Angriff, der ihm einen Ordnungsruf des Ratschefs einhandelte. Kumpf titulierte Linke als „Möchtegernpolitikerin“, die keine Kinder und auch nicht viel Ahnung vom Leben habe. „Und sie will also das Jugendamt auf Eltern hetzen, die ihre Kinder mit zur Demo nehmen. Was dann? Kindswegnahme, Umerziehung? Bußgeld? Das sind Kennzeichen von Diktaturen!“

Linke verteidigte sich vehement, verwies auf Aufrufe in Telegram-Gruppen, Kinder als Schutzschilde mit auf Demos zu nehmen. „Ich bin zutiefst traurig, wenn ich da Kinder in der ersten Reihe sehe und es dann zu Durchbruchsversuchen von Demonstranten gegen Polizisten kommt mit Gewalt und Pfefferspray“, so Linke. Anderenorts seien Kinder auch schon stundenlang im Auto geparkt wurden, während Eltern zur Demo gingen. SPD-Ratfrau Julia Brandt sprang ihrer Grüne-Kollegin bei. Es sei schon gerechtfertigt, dass darauf geachtet werde, wenn Eltern ihre Kinder mit zu diesen Demonstrationen schleppten.

Einsätze des Jugendamtes auf den Magdeburger Demonstrationen hat es nach Volksstimme-Informationen bisher nicht gegeben und sie sind auch nicht geplant. Der Deutsche Kinderschutzbund und die Gewerkschaft der Polizei kritisierten allerdings bereits Ende 2021 die Mitnahme von Kindern auf die an ihren Rändern häufig gewalttätigen Demonstrationen scharf und appellierten an Eltern, dies zu unterlassen.