Magdeburg Klinikum: Desinfektion als Diebesgut
Kliniken in Magdeburg stellen auf gesicherte Spendersysteme und Selbstproduktion um.
Magdeburg l Leere Desinfektionsmittelspender in öffentlichen Bereichen und auf Sanitäranlagen beklagen Besucher von Magdeburger Krankenhäusern. Neben einer massiv gestiegenen Nutzung der Spender beklagen Klinken den Diebstahl der im Handel rar gewordenen Hygieneprodukte.
„Wir haben festgestellt, dass die Desinfektionsspender in den öffentlichen Fluren und Toiletten mehr als gewöhnlich genutzt werden. Deshalb haben wir den Auffüllrhythmus schon erhöht“, gibt Kathleen Radunsky-Neumann, Sprecherin des Klinikums Magdeburg im Stadtteil Olvenstedt, auf Volksstimme-Nachfrage zu Protokoll. Leider habe das Haus aber auch feststellen müssen, dass beispielsweise auf den öffentlichen Toiletten Desinfektionsspender gestohlen werden. „Hier werden wir nun andere Desinfektionsspender anbringen müssen, die das Stehlen erschweren oder unterbinden“, so die Klinikumssprecherin.
Obwohl auch das Klinikum zwischenzeitlich Probleme hat, hinreichend der für Krankenhäuser lebenswichtigen Desinfektionsmittel zu ordern, seien die Bestände aktuell ausreichend. „Es gibt Lieferengpässe bei Desinfektionsmittel. Deshalb stellt unsere Zentralapotheke nun Desinfektionsmittel selbst her. Dafür recyceln wir die alten Desinfektionsflaschen“, erklärt Radunsky-Neumann. Auch bei Atemschutzmasken gebe es Lieferengpässe. „Wir haben noch genügend Material da, jedoch sind unsere Mitarbeiter zur Sparsamkeit aufgerufen.“
Neben dem Universitätsklinikum hat nun auch das kommunale Klinikum Magdeburg eine Infektionsstation in Betrieb genommen, auf der Patienten isoliert werden können. Neben einem Patienten unter Corona-Verdacht mussten am 12. März 2020 zwei weitere Patienten im Klinikum isoliert werden, die Kontakt zu einem Schüler der am selben Tag geschlossenen St.-Mechthild-Grundschule in Magdeburg Neustadt hatten. Eine Mitarbeiterin der Schule war zuvor positiv auf das neue Coronavirus getestet worden. „Wir haben zunächst im Haus B eine Station nahe der Notaufnahme zur Infektionsstation umgerüstet und in Betrieb genommen, um die Wege von möglicherweise infizierten Patienten durchs Krankenhaus so kurz wie möglich zu halten“, sagt die Klinikumssprecherin. Wachse der Bedarf an Betten, sei eine Erweiterung um weitere Stationen bis hin zur kompletten Nutzung des Gebäudeteils B möglich.
Die Besuchszeiten hat das Klinikum Magdeburg aktuell noch nicht offiziell eingeschränkt. Allerdings werden Patienten vor Ort auf den Stationen und deren Angehörige oder Bekannte durch unübersehbare Aufsteller im Krankenhausfoyer gebeten, „ihre Besuche auf ein Minimum zu reduzieren“.
Auf der onkologischen Station werden die Patienten ersucht, höchstens einen Besucher zu begrüßen. Weitere Einschränkungen des Besuchsverkehres auch auf offizielle Anordnung hin schließt das Klinikum allerdings nicht aus. Bereits am 10. März 2020 hatte der Magdeburger Amtsarzt Eike Hennig Krankenhäusern und Altenpflegeheimen die Reduzierung der Besuchszeiten (maximal zwei Stunden) und Besuche (maximal zwei Personen pro Patient) nahegelegt.
Abgesehen von der Einrichtung der Infektionsstation und der Produktion von Desinfektionsmittel im eigenen Haus, läuft das Klinikum Magdeburg aktuell im Normalbetrieb weiter. Operationen seien bisher noch nicht verschoben worden. Wegen der erwartet steigenden Zahl von Corona-Infektionsfällen in der Region kann sich die Situation allerdings schnell ändern.
Der bereits am Donnerstagmorgen (12. März 2020) als Verdachtsfall am Klinikum in Olvenstedt aufgenommene Patient musste stundenlang bis zum Vorliegen des Testergebnisses aus dem Labor auf der Infektionsstation ausharren – eine reine Sicherheitsvorkehrung. Die Entwarnung kam schließlich kurz nach 15 Uhr: Test negativ. Der Patient war nicht mit dem neuen Krankheitserreger infiziert und hat das Krankenhaus zwischenzeitlich wieder verlassen.
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