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Klinikum Magdeburg Kardiologen nutzen selbstauflösende Gitter

Das Klinikum Magdeburg setzt bei Operationen am Herzen auf neue Materialien. Diese sollen sich nach einigen Jahren von selbst auflösen.

Von Martin Rieß 01.07.2018, 01:01

Magdeburg l Bisher war die Wahl der Behandlungsmethode bei einer ernsthaften koronaren Herzerkrankung für den Kardiologen ziemlich klar: Es sollte ein medikamentenbeschichteter Stent implantiert werden, wenn eine Bypass-Operation keine Option ist.

Diese kleinen die Gefäßwände der Herzkranzgefäße stützenden Metallgitter sind seit vielen Jahren eine effektive und sichere Intervention im Herzkatheterlabor, um die Patienten von einem Herzinfarkt zu heilen oder zukünftig davor zu schützen. Allerdings verbleiben diese „Fremdkörper“ lebenslang im Gefäßsystem des behandelten Patienten.

Seit einiger Zeit gibt es daher weltweit Bestrebungen zur Entwicklung sich im Laufe von ein bis drei Jahren komplett auflösender, sogenannter „bioresorbierbarer“ Stents. In der klinischen Forschung zeigte die erste Stentgeneration noch einige Kinderkrankheiten, die in den vergangenen beiden Jahren durch eine komplette Neuentwicklung des sich auflösenden Stentmaterials erfolgreich beseitigt werden konnten.

Die neueste Generation mit nur noch 125 Mikrometern Strebendicke weist nicht nur ein neues Design auf, sondern ist auch materialseitig zukunftsweisend. Der Kardiologe kann außerdem die Platzierung genauestens überprüfen, da der neue Stent im Röntgenbild viel deutlicher erkennbar ist.

Im Juni 2018 ist im Klinikum Magdeburg nun einem 61-jährigen Patienten der erste Stent neuester Generation in Sachsen-Anhalt implantiert worden. „Durch die Resorbtionsfähigkeit gibt er den geschädigten Gefäßen die Chance, sich zu regenerieren und danach ohne Fremdkörper zu verbleiben“, führt der Leitende Oberarzt Dr. med. Jörg Mittag aus. Er ist sich sicher, dass besonders für jüngere Patienten ohne schwere Begleiterkrankungen diese Neuentwicklung zukünftig das erste Mittel der Wahl sein wird.

In ganz Sachsen-Anhalt sind Herzerkrankungen ein wichtiges Thema: Der aktuelle Herzbericht der Deutschen Herzstiftung hat nach Angaben des Ministeriums gezeigt, dass in Sachsen-Anhalt im Ländervergleich die meisten Menschen an Herzkrankheiten sterben. Im Jahr 2015 seien ihnen 316 Menschen je 100.000 Einwohner erlegen.

Das Risiko für einen Herzinfarkt steigt der Deutschen Herzstiftung zufolge etwa bei einer Zuckerkrankheit auf das Siebenfache, bei erhöhtem Blutdruck vervierfacht es sich, ebenso beim Rauchen. Gegenstrategien sind gesunde Ernährung und Sport.

Ein Problem in Sachsen-Anhalt ist aber auch, dass Patienten zu spät geeignete Krankenhäuser wie eben das Klinikum Magdeburg erreichen.