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Golden Retriever im EInsatz Mit Video: Hund als Arzt im Magdeburger Klinikum -  So hilft "Anton" den Patienten

Der Golden Retriever Anton ist Besuchshund auf der Palliativstation des Magdeburger Klinikums. Welche positiven Effekte die Oberärztin feststellt, welche Aufgaben ein Besuchshund dort hat und wie sein Einsatz mit der Hygiene im Krankenhaus vereinbar ist. Mehr dazu auch im Video.

Von Lena Bellon Aktualisiert: 24.08.2023, 06:40
Sabrina Wiedekind (links) ist Assistenzärztin in der Onkologie und kommt ehrenamtlich mit ihrem Besuchshund Anton auf die Palliativstation des Magdeburger Klinikums. Oberärztin Heike Maleike unterstützt die Arbeit und sieht den positiven Effekt bei Patienten.
Sabrina Wiedekind (links) ist Assistenzärztin in der Onkologie und kommt ehrenamtlich mit ihrem Besuchshund Anton auf die Palliativstation des Magdeburger Klinikums. Oberärztin Heike Maleike unterstützt die Arbeit und sieht den positiven Effekt bei Patienten. Foto: Lena Bellon

Magdeburg - Er hat einen eigenen Eingang, Arbeitskleidung und zahlreiche Kollegen, die ihn schätzen und herzlich willkommen heißen – an jedem Arbeitstag erneut. Die Rede ist nicht etwa von einem angesehenen Arzt oder der Pflegekraft des Monats, sondern von Anton, dem Palli-Hund. Das ist die Beschreibung für den siebenjährigen Golden Retriever, der seiner Arbeit auf der Palliativstation nachgeht.

„Ich bin schon immer mit ihm in die Hundeschule, war im Sportverein mit Anton und habe die Begleithundeprüfung mit ihm gemacht“, erzählt Sabrina Wiedekind. Sie ist Assistenzärztin in der Onkologie im Klinikum Magdeburg und Antons Frauchen. „Mir ist schnell dabei aufgefallen, dass er sehr feinfühlig und menschenbezogen ist“, erzählt sie.

Im Video: Golden Retriever "Anton" ist Besuchshund der Palliativstation des Klinikums Magdeburg

 
Im Video: Palli-Hund Anton - was ist ein Besuchhund? (Bericht: Lena Bellon, Schnitt: Bernd Stiasny)

Begrenzte Arbeitszeiten für Besuchshund in Magdeburg

Als der Golden Retriever fünf Jahre alt war, entschloss sie, dass sein Talent genutzt werden könnte – da wo sie auch jeden Tag arbeiten geht. Ein halbes Jahr hat die Ausbildung zum Besuchshund gedauert – seitdem ist er auf der Palliativstation im Einsatz. Zweimal pro Monat komme Sabrina Wiedekind und ihr Hund auf die Station, wenn es nach ihr geht „gerne auch öfter.“ Aber mehr als zwei Besuche pro Tag würde sie ihm nicht zumuten, auch länger als eine Stunde sollte er nicht pro Tag arbeiten.

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Jedoch sind das keine Tage, an denen er Frauchchen auf der Arbeit besucht. Sie macht die Patientenbesuche mit Anton ehrenamtlich außerhalb ihrer Arbeitszeiten. „Ich führe die Gespräche dann nicht als Ärztin, sondern in zivil“, erzählt sie. „Anton hilft dabei, einen Bezug aufzubauen, oft entstehen Gespräche über verstorbene Hunde der Patienten oder ihre Tierliebe.“

Wer mag, kann auch mit Anton spielen, ihm Leckerlis geben oder sich von ihm Gegenstände bringen lassen. Genau diese Brücke, die er zu den Palliativpatienten aufbaut, sei aus medizinischer Sicht sehr wichtig. „Er hat einen positiven Effekt auf die Menschen. Sie trauen sich mehr, der Blutdruck sinkt und sie können besser loslassen“, erklärt Heike Maleike, Oberärztin der Palliativstation im Klinikum.

Hund sorgt in Magdeburger Klinikum für weniger Schmerzen

„Schmerzen zum Beispiel sind so komplex. Durch Antons Besuche gab es schon Patienten, die weniger Schmerzen spürten. Sie konnten entspannen oder auch ihre Krankheit besser verarbeiten.“ Sie sei sich des positiven Effekts schon vorher bewusst gewesen. Daher habe sie sich auch für die Idee schon seit 2017 eingesetzt. Aus hygienischer Sicht sah die Anstellung von Anton zunächst kritisch aus – besonders bei Palliativpatienten, die oft sehr anfällig sind.

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Daher hat der Vierbeiner einen eigenen Eingang, darf nicht in die Betten und wird regelmäßig untersucht: „Er darf keine Erkrankungen haben und auch manche Medikamente nicht bekommen. Zum Beispiel keine Mittel, die auf dem Fell oder der Haut aufgetragen werden.“ Schließlich könnten diese sich beim Streicheln auf die Patienten übertragen und negative Folgen haben. Außerdem werde jährlich geprüft, ob Anton seinem „Job“ im Klinikum noch nachgehen darf: „Er wird dann getestet, ob er ruhig bleibt wenn zum Beispiel ein Rollator an ihm dicht vorbeifährt oder ihn etwas erschreckt.“

Halstuch ist Antons Arbeitskleidung

Wenn er sein Arbeitshalstuch von Frauchen umgebunden bekommt, schalte er in den Arbeitsmodus. Mittlerweile kennt er seinen Arbeitsplatz genau, weiß was zu tun ist. „Er kann gut differenzieren. Bei Patienten ist er ganz ruhig, würde niemals jemanden anspringen. Wenn er aber dann eine Kollegin sieht, die er gut kennt, kann er auch wild und verspielt sein“, erklärt die Assistenzärztin. Als Besuchshund ist er nicht nur im Klinikum, sondern auch in Kitas oder Pflegeheimen tätig. Auch hier könne er gut unterscheiden, wie er jeweils mit Kindern oder Senioren umgeht.

„Viele Menschen haben hier nicht mehr viel Lebenszeit. Daher kochen wir ihnen oft ihr Lieblingsessen oder erfüllen Ihnen die Wünsche, so gut es geht. Manche wollen Anton ganz oft sehen, auch das ist manchmal ein letzter Wunsch“, erzählen die beiden Medizinerinnen.

Dahinter stecke auch ein finanzieller Aufwand. Die alternativen Medikamente und die regelmäßigen Untersuchungen und Prüfungen seien teurer als für gewöhnliche Hunde ohne Besuchshundeausbildung. Die Ausbildung an sich sei zur Hälfte vom Klinikum finanziert worden. Die andere Hälfte habe ein Hundesportverein getragen, bei dem Sabrina Wiedekind und Anton schon lange Mitglied sind. Auf der Webseite des Klinikums werden Spenden für dieses und weitere Projekte gesammelt.