Anwohnerbeschwerde Krach um den Krach in der Festung
Sie hat sich zu einem der wichtigsten Kulturzentren Magdeburgs entwickelt, doch es gibt Krach um "Krach" aus der Festung Mark. Grund: Anwohnerbeschwerden. Damit wackeln Veranstaltungen wie das Spectaculum Magdeburgense auf dem historischen Festungshof.
Magdeburg l Jährlich zu Pfingsten lockt das Spectaculum Magdeburgense um die 15.000 Besucher an. Es ist eines der größten und überregional bekanntesten "Zugpferde" der Festung Mark. Doch von den Ordnungsbehörden gab es für 2014 bisher noch keine endgültige Genehmigung. Begründung: Das Spektakel auf dem Festungshof ist zu laut, vor allem abends.
Das beliebte Mittelalterfest soll trotzdem stattfinden. Christian Szibor, Geschäftsführer der Festung-Mark-Betriebsgesellschaft: "Wir hatten am Dienstag ein Treffen mit der Stadt. Wir wollen gemeinsam eine Lösung finden und möglicherweise durch konzeptionelle Veränderungen auf die Anwohner weiter zugehen." Mieter der angrenzenden Wohnanlagen beschweren sich seit Jahren über Lärm. Nun macht das Landesverwaltungsamt Druck. Sprecherin Gabriele Städter: "Es gab aufgrund einer Anwohnerbeschwerde von uns einen Hinweis an die Stadt, dass die geltenden gesetzlichen Regelungen zum Lärmschutz einzuhalten sind."
Die Stadt als Partner der Festung will deshalb nun die Nutzung des Innenhofes, wie beim Spectaculum, stärker einschränken, um Ordnungsverfügungen und Zwangsgelder zu umgehen. Vielen weiteren Freiluftkonzerten und Festen in der Festung stehen damit ähnliche Probleme wie dem Spectaculum ins Haus. Für die Betreibergesellschaft, die von einem gemeinnützigen Verein und einer Bürgerstiftung getragen wird, wäre der Ausfall von Großveranstaltungen in der Sommersaison auch wirtschaftlich fatal.
Auf dem Festungshof dürfen nach Volksstimme-Informationen maximal an zehn Tagen im Jahr Veranstaltungen durchgeführt werden, die lauter als 55 Dezibel (bis 22 Uhr) bzw. 35 Dezibel (ab 22 Uhr) sind. Selbst die zehn möglichen Sonderveranstaltungen sind auf 70 Dezibel (bis 22 Uhr) bzw. 55 Dezibel (ab 22 Uhr) beschränkt, müssen ab 22 Uhr also deutlich leiser werden. Messungen ergaben, dass bereits Besuchergruppen, die sich auf dem Hof unterhalten und lachen, lauter als 55 Dezibel sind.
Über Krisenszenarien will Geschäftsführer Szibor aber derzeit öffentlich nicht spekulieren. Er betont: "Wir sind mit den Anwohnern im Gespräch. Es ist in Sachen Anwohnerschutz schon sehr viel passiert." Zuletzt seien Anfang des Jahres Spezialfenster in den Festungsanlagen eingebaut worden, damit der Lärm bei Partys und Konzerten innerhalb der Gewölbe nicht mehr nach außen dringt. Szibor: "Durch diese und weitere Maßnahmen sind die Beschwerden schon deutlich zurückgegangen."
Was sagt die Wobau als Vermieterin des angrenzenden Hochhauses? "Bei uns liegen keine aktuellen Beschwerden von Mietern der Gustav-Adolf-Straße 2 vor", teilte das Unternehmen mit. Konflikte wegen Lärm auf Veranstaltungen der Festung bestünden allerdings seit 2007. Schon damals habe es Gespräche zwischen Betreibern und Anwohnern gegeben. "Nach dieser Runde sicherte der Betreiber zu, Einfluss auf verschiedene Störfaktoren zu nehmen, z.B. Bühnenauf- und Abbau. Es wurde aber auch deutlich gemacht, dass auf dem Gelände der Festung Mark als wichtige kulturelle Einrichtung der Landeshauptstadt weiterhin Events stattfinden werden. Durch die Mehrheit der Mieterschaft wurde das akzeptiert", so die Einschätzung der Wobau.
Um auf Beschwerden reagieren zu können, habe die Festung außerdem eine Hotline eingerichtet und per Aushang veröffentlicht.
Der Geschäftsführer der Festung setzt denn auch weiter auf Verhandlungen mit der Stadt und dem Landesverwaltungsamt und weitere Gespräche mit den Mietern. Szibor: "Wir wollen den Anwohnern weiter entgegenkommen, aber die Festung ist inzwischen ein großes, wichtiges Veranstaltungszentrum. Wir müssen da einen guten Kompromiss finden." Das gilt für das Spectaculum Magdeburgense und die Zukunft der Festung Mark überhaupt.