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Kreuzfahrtschiffe Dicke Luft auf der Elbe in Magdeburg?

Der Dieselskandal auf der Straße ist in aller Munde. Doch was ist mit den dieselbetriebenen Schiffen auf der Elbe in Magdeburg?

Von Jana Heute 28.09.2017, 01:01

Magdeburg l „Kreuzfahrtschiffe in Magdeburg“, so lautet der Titel der Anfrage von Grünen-Stadtrat Tom Assmann an die Stadtverwaltung Magdeburg. Manch einer reibt sich verdutzt die Augen. Seit wann gehen hier jetzt auch Megaschiffe à la Aida in Magdeburg vor Anker?

Ohne Frage: Für die Binnenschifffahrt ist Magdeburg seit Jahrhunderten ein wichtiger Hafen. Und auch die Personenschifffahrt mit ihren Ausflugsdampfern und Flusskreuzern prägt das Bild. Schwimmende Riesenhotels mit 3000 und mehr Passagieren sind schon allein aus Gründen der fehlenden Wassertiefe freilich nicht darunter.

Auf die Flusskreuzfahrtschiffe zielt vielmehr die Frage des Grünenstadtrats ab. Denn auch während der Liegezeiten an Land versorgen sich die Schiffe weiter selbst mit Energie durch die Schiffsdieselmotoren, wodurch Schwefeldioxid, Kohlenstoffdioxid, Stickoxide, Ruß und Feinstaub entstehen. Es sei denn, es gibt eine Landstromversorgung, so dass die Dieselmotoren gedrosselt werden können. Die Frage ist also womöglich doch umweltrelevant.

Die Fahrgastschiffe der Weißen Flotte nutzen an ihrem Anleger am Petriförder fest installierte Stromanschlüsse. Bei den größeren Flusskreuzfahrtschiffen, die bis zu 200 Passagiere versorgen müssen, sieht das – so ergab die Nachfrage – anders aus.

Beim Anleger am Sarajevo-Ufer (Eigentümer ist die KDE/Kabinenschiffsanleger Donau-Elbe GmbH) gibt es zwar Anschlüsse, die aber nicht genutzt werden können, weil sie für die modernen Schiffe nicht ausreichend dimensioniert sind. Beim zweiten Anleger in Höhe Gaststätte Petriförder (Betreiber ist eine Tochter der Viking River Cruises AG) gibt es erst gar keinen Anschluss.

Bder dritten Anlegestelle im Bereich der Steganlagen der Weißen Flotte sind die vorhandenen Stromanschlüsse nicht auf den höheren Energieverbrauch der Flussliner ausgelegt. Das ist übrigens auch ein Problem in zahlreichen anderen Städten, wo solche Schiffe vor Anker gehen. Es gibt derzeit keine einheitlichen Standards für Landstromanschlüsse. Entsprechende Empfehlungen werden vom Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e. V. derzeit erst erarbeitet.

Doch wäre es dann überhaupt sinnvoll, die Magdeburger Anleger mit modernen Landstromanschlüssen auszustatten? Letztlich geht es der Grünenfraktion im Stadtrat genau um diese Frage. Doch um das beurteilen zu können, brauchte es genauere Zahlen. Wie groß sind die Emissionen und damit die Belastungen für das Stadtklima wirklich?

Drei Messstationen wachen in Magdeburg über die Luftqualität. Sie werden vom Landesamt für Umweltschutz betrieben. Für 2016 konnten alle wesentlichen Werte in Bezug auf Feinstaub und Stickstoffdioxide eingehalten werden, erklärt der für Wirtschaft und Tourismus zuständige Beigeordnete der Stadt Rainer Nitsche.

Allerdings: Eine gesonderte Erfassung bzw. Zuordnung der Emissionen von Flusskreuzfahrtschiffen sei mit den ortsfesten Containermessstationen nicht möglich. Heißt: Es gibt keine belastbaren Zahlen. Da hilft nur ein Blick in andere Städte. Heidelberg hat die Treibhausgasemissionen untersucht und festgestellt, dass der Straßenverkehr rund 90 Prozent davon produziert.

Die übrigen 10 Prozent verteilen sich auf den Schienenverkehr und in „sehr geringem Umfang“ auf den Güterverkehr auf dem Neckar. Nochmals wesentlich geringer sei der Anteil der Fahrgastschifffahrt gewesen.

In Würzburg wurde 2010 ein Energieterminal mit Landstrom in Betrieb genommen. Damit hätten die Emissionen im Stadtgebiet lediglich um 0,3 Prozent verringert werden können, heißt es.

Die Situation in Magdeburg sei, so Nitsche, ohnehin nicht mit Verhältnissen etwa wie in Hamburg oder Warnemünde vergleichbar, wo die großen Kreuzfahrtschiffe liegen.

Und auch bei den Flusskreuzfahrten sieht sich Magdeburg eher als kleinen Fisch. Im Vergleich mit Städten z. B. an der Donau (Passau, Regensburg), am Main (Würzburg), an Rhein und Nebenflüssen (Köln, Düsseldorf, Koblenz), die ein hohes und steigendes Aufkommen verzeichneten, werde Magdeburg nur von wenigen Flusskreuzfahrtschiffen (ca. 150 jährlich) angefahren.

Würzburg hingegen begrüßt inzwischen jährlich über 1000 Flussliner. Hier könne es sinnvoll und notwendig sein, die Anlegestellen mit Landstromanschlüssen zu versehen, sagt Nitsche. In Magdeburg nicht. Zumal das häufige Niedrigwasser Reedereien bzw. Reiseveranstalter schon dazu gezwungen habe, ihre Angebote auf der Elbe „erheblich zu reduzieren“.