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Kunstmuseum Magdeburger Glocken klingen wieder

Durch eine Klanginstallation sind Glocken aus Magdeburger Kirchen wieder hörbar und erzählen Stadtgeschichte.

Von Christina Bendigs 08.06.2019, 01:01

Magdeburg l Wer kennt sie nicht, die Glocken, die seit Jahrzehnten stumm im Kreuzgang des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg abgestellt sind. Wie sie klingen, war bislang nicht zu erfahren. Doch nun wurde im Skulpturenpark des Klosters eine Klanginstallation aufgebaut, die die Töne der Glocken hörbar macht.

Stündlich läutet es an der Südseite des Klosters – aus unscheinbaren Metallplatten. Der kanadische Künstler Robin Minard hat sie im Rahmen eines Ideenwettbewerbes für den Skulpturenpark entwickelt. Umgesetzt wurden aus diesem Wettbewerb bereits die Skulptur „Island of Dolls“ (Baum) und die Betonplatte „Für die Menschen und für andere Kunst“. Nun folgt mit der Installation „Verlorene Glocken“ ein weiteres Element.

„Das Schöne ist, dass diese Skulptur einen direkten Bezug zur Stadt hat“, sagt Annegret Laabs als Leiterin des Kunstmuseums Magdeburg. „Die Glocke als Signal für Zeit wird zur Verkünderin der Geschichte der Stadt und ihrer Zerstörung“, sagt sie, gleichsam als Erinnerung und als Mahnung zu Versöhnung und Frieden.

Die Installation erinnert an die Zerstörung der Stadt im Jahr 1945. Ab 11 Uhr vormittags fielen Bomben auf Magdeburg, der Großangriff in den Abendstunden endete um 22.07 Uhr. Das siebenminütige Klangspiel am Kloster wird daher ab 11  Uhr stündlich ausgelöst und endet um 22.07  Uhr. Welche Glocke wann zu hören ist, kann man allerdings nicht zuordnen.

Es sind Schallwellen von den Aufnahmen der originalen Glocken, die die Stahlplatten zum Schwingen bringen. Die Platten verwandeln die Töne der Glocken in ein diffuses, nicht sofort zu ortendes Klangspiel, das mit den Klängen über der Stadt eine akustische Verbindung herstellt.

Dass die Installation „Verlorene Glocken“ gerade vor dem Chor der ehemaligen Stiftskirche aufgebaut wurde, hat damit zu tun, dass sich dort der Klang am besten fängt. Zwar mischt sich mit dem Klang der Glocken noch die Geräuschkulisse des Schleinufers, jedoch nicht der lautere Straßenlärm aus der Regierungsstraße.

Im Moment stößt man eher durch Zufall auf die Installation und erfährt als Passant noch nicht, worum es sich dabei handelt. Doch das soll sich ändern. Infotafeln zu der Installation seien bereits in Arbeit, kündigt Annegret Laabs an.

Im Jahr 2018 präsentierte das Kunstmuseum eine ganze Ausstellung mit Werken des kanadischen Künstlers Minard. „Die Elektroakustik ermöglicht uns, Dinge zu tun, die vorher nicht realisierbar waren“, erklärt Robin Minard. Wann immer er eine Klanginstallation vorbereitet, „besteht meine Arbeit zunächst darin zu klären, welche Akustik dort herrscht, was Menschen in diesem konkreten Raum tun und wie ich mit meinen Klängen etwas betonen oder unterstützen kann, um vielleicht auch neue Beziehungen in diesem Raum zu etablieren“, so Minard.

Wer mehr über den Künstler und seine Werke erfahren möchte, die Ausstellung im Kunstmuseum jedoch verpasst hat, kann im Kunstmuseum einen Katalog zum Werk Robin Minards erwerben, den Annegret Laabs erstellt hat. Darin zu finden sind auch QR-Codes, über die Klanginstallationen abgerufen und angehört werden können.