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Kunstraub Teile des Magdeburger Engelstores entdeckt

Teile der gestohlenen Bronzeengel der St.-Sebastian-Kathedrale sind in einem Garten aufgetaucht. Das Kunstwerk wurde allerdings zersägt.

Von Karolin Aertel 31.07.2020, 01:01

Magdeburg l Ordensschwester Adelgitt hatte es nachts noch rumpeln gehört; am Morgen des 8. Juni 2020 waren die vier Engel des Engelstores der St.-Sebastian-Kathedrale am Breiten Weg dann verschwunden. Unbekannte hatten die Bronzeteile von der Paradiespforte am Westportal fein säuberlich abgefeilt. Ein Kunstraub, der vor knapp zwei Monaten für Aufsehen sorgte.

Nur wenige Tage nach dem Diebstahl erhielt die Polizei einen Hinweis. Ein Zeuge hatte beobachtet, wie nahe einem Gartengrundstück im Fermersleber Elbweg zwischen den beiden Salbker See augenscheinlich Bronzeteile zersägt wurden.

Und tatsächlich fanden die Beamten diese im Rahmen ihrer Suche vor. Die Teile konnten durch Mitarbeiter des Bistums zweifelsfrei dem Diebesgut zugeordnet werden, erläutert Polizeisprecherin Heidi von Hoff. Auch Drogen seien gefunden worden. Dies allerdings auf einem nebenliegenden Grundstück.

Die Freude über das Wiederauftauchen der Bronzeteile währte jedoch nur kurz. „Sie waren schon in kleine Stücke zersägt. Da war leider nichts mehr zu retten gewesen“, sagt Bistumssprecherin Susanne Sperling und berichtet weiter, dass die Staatsanwaltschaft derzeit ein Verfahren gegen drei mutmaßliche Täter vorbereite. Das Bistum erwäge als Nebenkläger aufzutreten.

Polizeisprecherin Heidi von Hoff bestätigt die Aussage der Bistumssprecherin zu Verfahrensvorbereitungen nicht. Zu den polizeilichen Ermittlungen ist von ihr nicht viel in Erfahrung zu bringen. Sie gibt lediglich an: „Die Ermittlungen zu den Verfahren im Zusammenhang mit den Bronzefiguren dauern weiterhin an, es gibt Ermittlungsansätze, welchen derzeitig noch nachgegangen wird.“

Andere hätten sich nicht bestätigt. Ein Betäubungsmittel-Verfahren befinde sich in der „aktiven Sachbearbeitung“. Weitere Auskünfte zu dem laufenden Verfahren könne sie aus ermittlungstaktischen Gründen leider nicht geben, sagt sie.

Der Verlust eines Teiles des Engelstores schmerzt das Bistum. Für Bistumssprecherin Susanne Sperling steht fest: „Es geht nicht nur um Buntmetalldiebstahl, sondern Kunstraub.“

Jürgen Suberg, der Künstler, der die Pforte 1987 erschaffen hatte, wurde mittlerweile über den Raub informiert. „Er hat leider keine Gussform mehr von der Pforte“, sagt Susanne Sperling. Deshalb will er nach Magdeburg kommen, um von den verbliebenen Engeln einen Abdruck zu nehmen, um daraus eine neue Pforte anfertigen zu können. Es sei aber noch ungeklärt, wie der Ersatz finanziert werden kann, sagt die Bistumssprecherin. Es gebe auch noch keinen Zeitplan dafür.

Die Engel hatte Suberg noch zu DDR-Zeiten im Auftrag von Bischof Johannes Braun angefertigt. Dieser wollte die Engel als ‚„Bollwerk gegen den Kommunismus“, wie der Künstler ihm mal berichtet habe, erzählte Dompropst Reinhold Pfafferodt.

Bereits 2014 waren Teile der ebenfalls aus Bronze bestehenden Paradiespforte von Unbekannten abgesägt worden. Und auch damals war Schwester Adelgitt Zeugin. „Sie stellten sich auf Kain und Abel, hielten sich am Paradiesbaum fest und sägten die Tiere an der Arche Noah ab.“

Damals kam Jürgen Suberg nach Magdeburg, um den Schaden zu reparieren. Die Gussformen der gestohlenen Teile hatte der Künstler damals noch - im Gegensatz zu jenen des Engelstores.