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Lärmschutz Doppelscheibe fürs Silo-Wohnen

Mit speziellen Schallschutzfenstern soll der Lärmschutz in den alten Speichern im Wissenschaftshafen in Magdeburg gewährleistet werden.

Von Stefan Harter 13.08.2016, 01:01

Magdeburg l 2010 wurde die Idee vom Wohnen im Speicher erstmals öffentlich vorgestellt, zwei Jahre später, so hieß es damals, könnten die geplanten 200 Wohnungen im Wissenschaftshafen bezogen werden. Doch bislang ist das noch nicht geschehen. Hinderungsgrund war bisher der Lärmschutz. Mit einer neuen Lösung will der Investor, die „Projekt Rentenvorsorge OHG“ aus Hannover, nun endlich den Durchbruch bei dem Dauerproblem schaffen.

Direkt gegenüber der Zwillingssilos stehen die Betriebsanlagen der Magdeburger Mühlenwerke. Von ihnen geht ein beständiges Brummen aus, das an der Fassade der Speicher zu Messwerten führt, die eine Wohnbebauung unmöglich machen. Die obere Immissionsschutzbehörde des Landes hatte deshalb eine Senkung der Emissionen der Mühlenwerke um 12 Dezibel zur Bedingung einer Wohnnutzung gemacht. Da das aber nicht umgesetzt werden konnte, musste eine Alternative gefunden werden.

Durch sogenannte Prallscheiben sollen nun die von der Verwaltungsvorschrift „TA Lärm“ geforderten Richtwerte von 45 Dezibel in der Nacht am geöffneten Wohnungsfenster eingehalten werden. Die Glasscheiben werden in einem Abstand von 50 Zentimetern vor dem eigentlichen Fenster an der Fassade befestigt, erklärt Projektentwickler Gerald Breschke im Gespräch mit der Volksstimme.

Bei der Suche nach einer Lösung sei man auf vergleichbare Projekte gestoßen, bei denen der Abstand aber nur 10 Zentimeter betragen habe, erzählt er. Das in Magdeburg geplante Modell sei somit durchaus einzigartig. „Nach meinem Wissen gibt es nichts Vergleichbares“, sagt er. Der von seiner Firma beauftragte Schallschutzgutachter hat bestätigt, dass damit die Lärmwerte eingehalten werden können.

Die Konstruktion wird nur an der den Mühlenwerken zugewandten Westseite der beiden ehemaligen Getreidesilos angebracht. Die meisten der Fenster dort werden ohnehin hinter neuen Balkonanlagen liegen. Die 2 mal 3 Meter großen Anbauten werden an der langen Front dann von einer der besagten Prallscheiben gekrönt. An den Seiten können sie offen bleiben.

Das genaue Design ist derzeit noch offen. Eine mögliche Variante wäre ein Glasband, das am Gebäude von oben nach unten verläuft, erläutert Breschke. Zunächst müsse aber das Planverfahren durchgebracht werden.

Die Prallscheiben-Lösung hat auch die Stadtverwaltung überzeugt, die das Verfahren für den Bebauungsplan mit dem neuen Konzept nun fortführen möchte. Eine aktuelle Drucksache dazu soll im Oktober im Stadtrat beschlossen werden. Die Verwaltung verweist darin auf die „hohe städtebauliche Bedeutung des Projekts für die Gesamtentwicklung des Wissenschaftshafens“.

Trotz der langen Zeit habe er als Investor nicht das Interesse verloren, sagt Gerald Breschke, „weil die Speicher eine sehr gute Wasserlage haben“. Er hofft, dass im Frühjahr 2017 die Umsetzung der Prallscheiben-Idee beginnen kann. Vorher wird noch ein Testfeld vor Ort installiert, um die theoretischen Werte auch in der Praxis vorweisen zu können.