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Corona-Krise Lebenszeichen aus dem Puppentheater

Wie das Puppentheater Magdeburg in der Corona-Krise Einblicke in seine Arbeit gewährt:

Von Christina Bendigs 06.02.2021, 10:38

Magdeburg l Das Puppentheater Magdeburg möchte auch während der Corona-Zeit ein Lebenszeichen von der Bühne und hinter den Kulissen senden. Deshalb hat das Dramaturgie-Team zum neuen Stück „Die Frau von früher“ ein Probentagebuch gestartet, das Interessenten über das Internet mitverfolgen können.

Dramaturgin Anna-Maria Polke befüllt das Tagebuch mehrmals pro Woche mit Fotos, Gedanken und Videos. Mal kann es ein Interview sein, mal ein Aufruf zur Diskussion, mal sind es eigene Gedanken. Immer aber sollen die Besucher des Probentagebuches die Möglichkeit haben, einen spontanen, uninszenierten Einblick in die Arbeit des Puppentheater-Teams zu erhalten, wie Anna-Maria Polke beschreibt. Im Fokus stehen dabei nicht nur die Spieler des Puppentheater-Ensembles, sondern auch all jene, die nicht selbst auf der Bühne stehen. Die Arbeit unter Corona-Bedingungen wird ebenso beleuchtet wie das Stück selbst. Und zu diesem Stück dürfte wohl jeder Erwachsene einen Anknüpfungspunkt haben.

„Die Frau von früher“, geschrieben vom erfolgreichen Autor Roland Schimmelpfennig, erzählt von einer Familie am Vorabend eines Umzuges. Die Kisten sind gepackt. Da klingelt es an der Tür. Es ist Romy Vogtländer, die sich als Jugendliebe des Vaters vorstellt und einfordert, was er ihr versprochen hat – sie immer zu lieben. Das Leben der Familie wird damit völlig auf den Kopf gestellt. Und am nächsten Morgen ist nichts mehr wie es war.

Mit Handpuppen und Live-Musik erzählt Regisseur Leonhard Schubert über die großen Versprechen der Liebe und deren Wirkkraft. „Das Stück thematisiert das Zerbrechliche an Beziehungen, die immer auf wackligen Gerüsten stehen“, sagt Anna-Maria Polke. Und es wirft Fragen dazu auf, was von einem selbst in einer Beziehung bleibt oder wer man wird in einer Beziehung. „Es funktioniert als kleiner Spiegel, der uns vorgehalten wird“, sagt Polke.

Im Vorfeld habe sich das Team des Puppentheaters mit der Psychologie des Menschen befasst, viel darüber gelesen. „Es scheint etwas Zerstörerisches, in uns zu stecken. Und Anfang und Ende bleiben immer präsent in uns.“

Ursprünglich sollte das Stück Ende Februar 2021 Premiere feiern. Doch vor dem Hintergrund des Lockdowns wird sie unter Vorbehalt auf den 12.  März verschoben. Der genaue Premierentermin steht noch nicht fest. Mit dem Probentagebuch können die Fans des Puppentheaters das Haus auf andere Weise kennenlernen. Der Probenzeitraum habe sich durch Kurzarbeit verlängert. Das sei spannend für das Team, vor allem für die Regie, weil viel mehr Zeit bleibe, Stück und Proben zu reflektieren.

Dankbar ist Anna-Maria Polke, dass sich das Team bereiterklärt hat, diese Einblicke zu gewähren. Denn normalerweise wird erst die fertige Inszenierung gezeigt. Puppen ohne Kostüme, ein unfertiges Bühnenbild, diesen Blick erfährt das Publikum normalerweise nicht. Das Probentagebuch soll bis zur Premiere des Stückes „Die Frau von früher“ geführt werden. Das Puppentheater plant, die Rubrik Probentagebuch auch zu weiteren Neuinszenierungen fortzusetzen – auch unabhängig von der Coronavirus-Pandemie. Denn jedes Stück hat seine eigenen Anknüpfungspunkte.

Zunächst freut sich das Team des Puppentheaters auf die Probenarbeit an „Die Frau von früher“.