Reinigung Magdeburg sucht Putzhilfe im Kampf gegen Kaugummis auf Straßen
Auf Antrag der CDU-Ratsfraktion hat die Stadtverwaltung Magdeburg zusammengetragen, was die Anschaffung einer Spezialreinigungsmaschine für Fuß- und Radwege kosten würde. Anlass sind Verschmutzungen zum Beispiel durch Kaugummis und Taubenkot.

Magdeburg - „Ja, das wäre schon eine schöne Sache ...“ Tiefbauamtschef Thorsten Gebhardt wirkte während der Sitzung des Umweltausschusses fast ein wenig begeistert vom Vorstoß der CDU-Ratsfraktion, eine Spezialreinigungsmaschine anzuschaffen, mit der Fuß- und Radwege von hartnäckigen Verunreinigungen wie Kaugummis und Taubenkot gereinigt werden könnten.
Im Raum steht aber auch ein großes Aber. Denn ganz neu ist das Thema auch für die Magdeburger Stadtverwaltung nicht. Sie hatte sich bereits vor mehr als 15 Jahren mit dem Thema befasst – und gegen eine entsprechende Anschaffung votiert. Anlässlich des Antrags der Christdemokraten im Stadtrat, eine entsprechende Anschaffung zu prüfen, wurden jetzt noch einmal aktuelle Zahlen zusammengetragen.
Und anhand derer wird das die Begeisterung stark ausbremsende Aber deutlich: Die Technik ist teuer. Rund 300.000 Euro kostet eine entsprechende Maschine. Hinzu kommen laufende Betriebskosten. Beim Versuch vor mehr als 15 Jahren hatten sich Reinigungskosten von 2,87 Euro pro Quadratmeter ergeben. Gereinigt werden kann beispielsweise mit hohem Druck und heißem Wasser, wenn keine Chemie zum Einsatz kommen soll.
In Magdeburg bereits getestet worden war auch eine Methode, bei der der Bereich des Kaugummis auf kleinem Raum kleinflächig tiefgefroren und dann gereinigt wurde. Das Ergebnis in diesem Falle war aber statt eines schwarzen Flecks ein heller Fleck auf einer sonst ungereinigten Umgebung der Bodenplatten.
Kosten müsste die Stadt Magdeburg allein tragen
Thorsten Gebhardt nennt zwei weitere Minuspunkte: Zum einen ließen sich mit einer solchen Maschine nur große Flächen ohne Hindernisse reinigen. Sprich also große Plätze wie der Alte Markt oder der Willy-Brandt-Platz. Der Grund: Die Maschine säubert so gut, dass jede ungereinigte Fläche neben der gereinigten wie von einem Grauschleier überzogen wirkt.
Auf normalen Rad- und Fußwegen würde die Vielzahl an Laternenmasten, Verkehrszeichen und Ähnlichem dafür sorgen, dass maschinell kaum eine einheitlich wirkende Fläche zu erzielen wäre. Und aus diesem technischen Punkt ergibt sich ein zweites Manko: Da eben nicht der Bürgersteig vor dem Haus gereinigt würde, könnte die Stadt an den Kosten die Anlieger kaum über die Straßenreinigungssatzung beteiligen. Und das bedeutet: Die Stadt Magdeburg, die angesichts der Kosten für die Corona-Krise in den kommenden Jahren womöglich mit großen finanziellen Problemen zu kämpfen haben wird, müsste die Kosten komplett allein übernehmen.
Offen, wie der Stadtrat mit den Informationen umgeht
Wie der Magdeburger Stadtrat nun mit der Erkenntnis aus der Information der Stadtverwaltung umgehen wird, ist noch offen. Ob die Verwaltung eine Investition in eine Kaugummi-Wegmach-Maschine weiter prüfen soll, soll noch auf der Sitzung im Juli vor der Sommerpause entschieden werden. Sowohl der Umwelt- als auch der Betriebsausschuss des Städtischen Abfallwirtschaftsbetriebs votierten für eine weitere Prüfung. Der Finanzausschuss hat die Beratung zum Thema vertagt.
Bei den von der Unionsfraktion aufgebrachten Beispielen – Taubenkot und Kaugummireste – handelt es sich übrigens um durchaus relevante Punkte. Bei Taubenkot handelt es sich um eine schwer zu entfernende Masse, über die nicht zuletzt gefährliche Keime übertragen werden können.
Und Kaugummis sind – anders als es viele Menschen vielleicht vermuten würden – Verursacher von dauerhaften schwarzen Flecken auf den Wegen. Denn bei nahezu allen im Handel erhältlichen Varianten handelt es sich eben nicht um ein Naturprodukt, das im Laufe der Zeit von sich aus zergeht. Die Trägermasse von gängigen Kaugummis ist ein petrochemisches Erzeugnis, wird also als Kunststoff aus Erdöl hergestellt. Hinzu kommen beim Kaugummi Zucker, Aromen und Weichmacher.
Kunststoff bleibt über Jahrzehnte in der Natur
Substanzen wie der Kunststoff des Kaugummis – das Problem ist auch aus der Diskussion um Mikroplastik bekannt – bleiben über Jahrzehnte in der Natur. Sprich: Wer heute seinen Kaugummi auf die Straße spuckt, sorgt für einen dauerhaften schwarzen Fleck. Es sei denn, der alte Kaugummirest wird mit hohem Aufwand wieder vom Pflaster geholt.