Engagement Magdeburg-Sudenburg: Bürger wollen mit Fest am Bahnhof Nazi-Aufmarsch blockieren
Alljährlich marschieren im Umkreis des 16. Januar Nazi-Gruppen durch Magdeburg. In diesem Frühjahr startete deren Aufzug am Bahnhof Sudenburg. Für das kommende Jahr kündigt sich schon jetzt ein bunter Gegenprotest an.

Magdeburg - Was sich im Januar auf den Straßen von Sudenburg ereignet hat, soll sich nicht wiederholen. Damals startete ein sogenannter „Trauermarsch“ von rechtsradikalen Gruppen anlässlich der Bombardierung Magdeburgs am 16. Januar 1945 am kleinen Bahnhof im Stadtteil.
Die Nazis wollten ihren Aufzug ursprünglich am Hauptbahnhof beginnen, waren dann aber per Zug nach Sudenburg navigiert worden. Vermutlich auch deshalb, weil am örtlichen Haltepunkt kaum Gegenproteste anwesend waren, konnte die Demonstration von dort aus durch den Magdeburger Süden laufen.
Toleranz, Frieden und Freiheit
„Das wollen wir in unserem Stadtteil nicht noch einmal sehen“, sagte Bernd Willerding, Sprecher der AG Gemeinwesenarbeit (GWA) Sudenburg bei der Sitzung am Montagnachmittag bei der Sparkasse MagdeBurg.
Um für den kommenden Januar frühzeitig vorzubeugen, schlägt er vor, ein größeres Bürgerfest am Bahnhof Sudenburg zu organisieren, um damit einen erneuten Nazi-Aufmarsch an dieser Stelle zu verhindern.
Als Inspirationsquelle fungiert dabei der wirksame Protest in Buckau. Dort fand zuletzt ein buntes Bürgerfest am Bahnhof statt, um damit einen möglichen Routenpunkt für die Nazis zu versperren.
„Wenn wir da etwas am Sudenburger Bahnhof veranstalten, dann wird die Polizei definitiv keine Rechtsradikalen zu diesem sogenannten Trauerzug hier erscheinen lassen“, zeigt sich Bernd Willerding überzeugt. All dies, um deutlich zu machen: „Unser Stadtteil steht für Toleranz, Frieden und Freiheit.“

Der Vorschlag für ein Bürgerfest am Sudenburger Bahnhof stieß auf Wohlwollen. Eine Bürgerin sagte: „Im besten Szenario sind alle Bahnhöfe im Stadtgebiet durch Bürgerfeste und Ähnliches blockiert, dann könnten die Nazi-Gruppen nicht raus aus den Bahnhöfen.“
Akteure für Fest gesucht
Wie genau die Festveranstaltung ausgestaltet werden könnte, muss noch geklärt werden. Gesucht wird nach Akteuren, die sich dabei einbringen wollen. An einer Bühne sowie der nötigen Technik für Musik und anderen Beiträgen mangelt es indes nicht. „Wir haben alles da“, sagte Geschäftsstraßenmanager Michael Hoffmann. Gleichwohl müssten sich mindestens vier Bürger finden, die beim Aufbau mit anpacken.
Bei den kommenden Sitzungen der GWA soll die Ausgestaltung des Bürgerfestes konkretisiert werden. Dieses würde wohl am 21. Januar – Sonnabend nach dem 16. – stattfinden.
Bernd Willerding, der im letzten Januar fast alleine bei einer Mahnwache am Bahnhof ausharrte, sagte: „Bürgerliche Initiativen funktionieren nur dann, wenn wir sie nicht nur beschließen, sondern auch daran teilnehmen“.
Unterdessen wurde dazu angeraten, zugleich auch wieder eine Mahnwache am Ambrosiusplatz zu veranstalten. In der Vergangenheit wurde die Fläche an der Halberstädter Straße als möglicher Endpunkt eines „Trauermarsches“ gehandelt.