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Magdeburger 2017 Magdeburgerin mit einem Herzen für Kinder

Die Volksstimme-Leser wählen den "Magdeburger das Jahres 2017": Eine Kandidatin ist Gisela Paul, Kinder-Trainerin beim SC Magdeburg.

Von Christina Bendigs 05.12.2017, 00:01

Magdeburg l Wer Gisela Paul kennt, kennt sie vor allem so: im Trainingsanzug, mit Laufschuhen ausgestattet und der Trillerpfeife um den Hals. Als ehrenamtliche Übungsleiterin beim SC Magdeburg ist das ihre Arbeitskleidung. Dreimal pro Woche ist sie im Leichtathletik-Zentrum an der Friedrich-Ebert-Straße vor Ort. Etwa 50 Kinder kommen wöchentlich in ihre Übungsstunden – und das seit 26 Jahren.

Als Trainerin ist sie aber schon viel länger unterwegs – und noch viel länger in der Leichtathletik. Denn schon im Kleinkindalter war Gisela Paul viel auf Sportplätzen unterwegs. „Meine Mutter war auch eine gute Leichtathletin und hat mich immer mitgenommen“, erzählt die 79-Jährige, die das Laufen einfach nicht lassen kann.

Zwar hat sie inzwischen eine Hüftoperation gut überstanden und nimmt nicht mehr am Wettkampfbetrieb teil, aber ihre zehn Kilometer schafft sie trotzdem regelmäßig. Und wenn sie nicht läuft, dann fährt sie Rad. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie trotz ihres Alters noch richtig fit ist.

Die Arbeit mit den Kindern bereitet ihr großen Spaß – egal, ob die Mädchen und Jungen Talent haben oder nicht, jedes Kind wird von Gisela Paul nach seinen Möglichkeiten trainiert, sagt sie. Gern erinnert sie sich an Begebenheiten, die sie mit den Mädchen und Jungen erlebt hat. Sie erzählt zum Beispiel von einem Jungen, der einmal neu in ihrer Gruppe war und beim Weitsprung zuschauen sollte, wie die anderen Kinder springen. Der kleine Junge stellte sich jedoch demonstrativ mit dem Rücken zur Sprunggrube, erzählt Gisela Paul lachend.

Aller Anfang ist eben schwer, aber irgendwie schafft sie es dann doch, die Kinder zu motivieren. Und wenn sie dann nach zwei Jahren sieht, wie sich ihre Schützlinge entwickelt haben, und erkennt, dass da schon richtige Talente schlummern, ist das für sie die größte Freude.

Nicht ungewöhnlich ist, dass Gisela Paul im Zug oder der Straßenbahn angesprochen wird: „Sie sind doch Frau Paul, oder? Ich habe auch mal bei Ihnen trainiert.“ Wenn Kinder zu erfolgreichen Sportlern heranwachsen und ihr die Eltern sagen: „Aber Sie haben die Grundlagen gelegt“, dann ist das für die 79-Jährige das schönste Kompliment und sie dankt es mit einem ansteckenden Lächeln. Obwohl: Mit Komplimenten tut sie sich ein bisschen schwer. Immer ist Gisela Paul bescheiden.

Ursprünglich kommt Gisela Paul aus Dresden, zog mit ihrer Mutter aber bald in ländlichere Regionen und später nach Oschersleben. Sport habe sie immer getrieben. Aber die Möglichkeiten seien dort nicht so gut gewesen wie jetzt im Leichtathletik-Zentrum des SC Magdeburg.

An Wettkämpfen nahm sie trotzdem teil: Als Kampfrichterin war sie zum Beispiel bei Deutschen Meisterschaften und Europameisterschaften dabei, erzählt sie stolz. Heute begleitet sie ihre Schützlinge zu Wettbewerben. Und nicht nur das: Als Ehrenamtliche ist sie auch beim Magdeburg Marathon dabei und hilft bei der Durchführung, etwa indem sie die Medaillen an die Sportler übergibt.

Was Gisela Paul auszeichnet, ist auch ihre Umsicht und das Bewahren von Liebgewonnenem. Ihre Tasche zum Beispiel würde sie nicht auf den Boden stellen, ein paar Spikes, die sie als Kind mal bei einer Tombola gewann, hat sie heute noch, und eine Trillerpfeife, die ihr ein Kollege mal aus Australien mitgebracht hat. So wie die Kinder teilweise mit ihren Sachen umgehen, das wäre Gisela Paul nicht im Traum eingefallen.

Nach der zweiten Klasse wechseln die Kinder in die nächste Altersgruppe. Traurig ist Gisela Paul darüber aber nicht. Schließlich kommen immer wieder neue Kinder nach. Und wenn sie gerade mal nicht im Zeichen des Sports unterwegs ist? Dann geht Gisela Paul mit ihrer Schwester auch gern mal ins Kino oder ins Theater.

Hier können Sie über den "Magdeqburger des Jahres 2017" abstimmen.