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Corona-Krise Magdeburger Einzelhandel ordnet sich neu

Die Initiative „Your Local“ stellt Magdeburgern eine digitale Handelsplattform in Zeiten der Corona-Krise zur Verfügung.

Von Julia Irrling 09.04.2020, 10:15

Magdeburg l Für viele Händler, deren Geschäfte derzeit geschlossen bleiben müssen, hat ein Kampf ums Überleben begonnen. „Natürlich haben wir Verständnis für die Maßnahmen, dennoch haben wir auch wahnsinnige Angst“, sagt Nicole Prophet vom Kinderladen Flick Flack in Ottersleben.

Wie viele andere Einzelhändler in Magdeburg ist der Laden weiterhin für Kunden erreichbar – per E-Mail, WhatsApp und telefonisch. „Wir sind froh über jeden Kunden, der etwas kaufen möchte“, sagt Prophet. Und so funktioniert es: Interessenten melden sich mit einem bestimmten Wunsch, die Ladenmitarbeiter schicken daraufhin Fotos mit Vorschlägen zurück. Hat sich der Kunde dann entschieden, bezahlt er per Vorkasse und kann seine Ware an einer eigens eingerichteten Abholstation einsammeln. Das ist im Fall Flick Flack ein separater Raum, durch den eine kontaktlose Übergabe ermöglicht wird.

Nicole Prophet steht in engem Austausch mit den Händlern der Nachbarschaft. „Viele andere, wie das Ottersleber Schuhhaus und das Modehaus Meinke-Bucks handhaben das ähnlich“, erzählt sie.

Manche liefern ihre Ware auch aus, das käme für sie aber nicht infrage. Die Kosten seien einfach zu hoch. Auch das Einrichten eines Online-Handels sei finanziell und organisatorisch nicht so einfach realisierbar.

Weil es in dieser Hinsicht vielen Einzelhändlern ähnlich geht wie dem Kinderladen Flick Flack, entwickelte die Firma „freshpepper“ innerhalb kürzester Zeit die Handelsplattform „Your Local“, initiiert von einigen Magdeburger Händlern, die keinen eigenen Onlineshop besitzen.

Angeboten werden ausgewählte Produkte, die Bestellung erfolgt in Form einer Anfrage. Händler und Kunden stimmen sich dann darüber ab, ob das Produkt abgeholt oder geliefert wird. „Wir haben mit eigenen Kurieren eine zentrale Lieferung organisiert“, erzählt Martin Hummelt von „freshpepper“. Häufig würden auch die Händler selber mithelfen. „Alle Waren, die angeboten werden, passen unter einen Arm. Genauso pragmatisch erfolgt auch die Lieferung“, so Hummelt weiter.

Grundsätzliches Ziel sei es, den lokalen Einzelhandel zu erhalten. „Wir sind kein anonymes Amazon“, stellt Hummelt klar. Bei Problemen und Reklamationen können sich die Kunden direkt an den Händler vor Ort wenden. Mehr als ein Dutzend Gastronomen, Dienstleister und Einzelhändler nutzen die Warenplattform bislang für ihr Angebot, einige weitere Anfragen seien aber schon eingetroffen.

„Das Projekt ist mit viel Enthusiasmus entstanden. Jetzt müssen wir erstmal Erfahrungen sammeln“, sagt Hummelt. Er könne sich aber schon vorstellen, dass die Initiative auch in anderen Städten eine Chance hätte.

Die Stadt Magdeburg unterstützt die Aktion im Rahmen eines Maßnahmeplans zur Stärkung der Innenstadt. Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche setzte ein Empfehlungsschreiben an mögliche Händler auf. Darin heißt es unter anderem: „Erstmals gibt es gute Chancen, dass in Magdeburg ein Onlinemarktplatz für den stationären Einzelhandel, für Gastronomie, Kunst und Kultur bis hin zum Handwerk geschaffen wird - verbunden mit den gewohnten Serviceleistungen des Onlinehandels wie Produktinformationen, einfachen Bestellmöglichkeiten und Lieferdiensten.“

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.magdeburg.store.