Gastronomie Magdeburger Küchenchef verteidigt Betriebsferien
Das Landhaus Hadrys gehört zu jenen Magdeburger Restaurants, die im Sommer eine Urlaubsschließzeit einlegen. Die Schuld daran, dass solche Pausen bei einem Teil der Kundschaft in der Saison 2022 nicht gut ankommen, schreibt er auch der eigenen Branche zu.

Magdeburg - „Ich kann den Unmut mancher Gäste voll verstehen. Das ist die Quittung dafür, dass manche aus meiner Branche den Hals einfach nicht vollkriegen.“ Sebastian Hadrys, Küchenchef und Inhaber des Landhauses Hadrys in Ottersleben, ist seit 19 Jahren selbstständig als Gastronom in Magdeburg. Zum Volksstimme-Bericht über viele aktuell geschlossene Gaststätten in der Stadt und die geteilten Reaktionen darauf meldet er sich selbst aus dem Urlaub zu Wort.
Auch sein Landhaus hat sich bis 20. August 2022 in die Betriebsferien verabschiedet. „Wir machen das seit mehr als zehn Jahren so und sogar mehrfach im Jahr.“ Hadrys schätzt den geschlossenen Urlaub als familienfreundliches Modell für sich selbst und seine Angestellten. Das „Gebarme“ mancher Kollegen über pandemiebedingte Personalnot könne er nur schwer ertragen. Sein Betriebsurlaub habe damit jedenfalls nichts zu tun.
Gastronomen sollen dankbar sein
„Unsere Branche muss lernen, sich selbst als wertig zu empfinden bis zum letzten Angestellten. Da muss der Chef mit anpacken“, sagt Hadrys und tut es schließlich täglich selbst – bei Öffnungszeit. „Man kann nicht martialisch mit ’nem Sarg vor den Dom ziehen und sich danach ins dicke Auto setzen und in den Urlaub fahren“, hat Hadrys noch heute ein Problem mit manch staatliche Hilfen fordernder Protestaktion von Gastronomen zur Pandemie-Zwangsschließzeit. Im April 2020 hatten Magdeburger Restaurantchefs die eigene Branche sinnbildlich vor dem Landtag zu Grabe getragen. Gastronomen in Deutschland müssten heute im Gegenteil dankbar sein. „Der Staat hat viel Geld in die Hand genommen und uns sehr gut abgefedert während der Pandemie“, findet Hadrys vor allem im Vergleich zur Lage in anderen europäischen Ländern. In Italien und Frankreich sei keinerlei Unterstützung geflossen, auch nicht in Holland, wo er gerade selbst Urlaub mache. „Und trotzdem haben die Gaststätten hier genug Personal.“
Dass manchen deutschen Gastronomen die Leute in Scharen abhandengekommen seien, habe auch viel mit mangelnder Wertschätzung zu tun, meint Hadrys. Manch Gastronom ließe seine eigenen Mitarbeiter in der Krise zu schnell im Regen stehen. Sebastian Hadrys freut sich auf die Rückkehr an Topf und Pfanne, aber auch über Auszeiten. „Natürlich freuen wir uns, wieder öffnen zu können, aber auch die Zwangsauszeit in der Pandemie war für viele eigentlich ein Segen.“