1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Wirtschaft: Magdeburger Mühlenwerke mahlen mehr nach Millionen-Investition

Wirtschaft Magdeburger Mühlenwerke mahlen mehr nach Millionen-Investition

Am 14.9.2022 ist in den Magdeburger Mühlenwerken ein neues Mühlensystem in Betrieb genommen worden. Anlass war der Jahrestag der Privatisierung.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 14.09.2022, 21:44
Eine neue Anlage haben die Magdeburger Mühlenwerke in Betrieb genommen. Das ist auch als Bekenntnis zum Standort zu verstehen.
Eine neue Anlage haben die Magdeburger Mühlenwerke in Betrieb genommen. Das ist auch als Bekenntnis zum Standort zu verstehen. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Im Juli vor 30 Jahren wurden die Magdeburger Mühlenwerke privatisiert. Nicht allein das wurde am 14. September 2022 auf dem Gelände am Magdeburger Wissenschaftshafen gefeiert, sondern auch die Inbetriebnahme eines neuen Mühlensystems.

Ein zweistelliger Millionenbetrag wurde auf dem Betriebsgelände investiert. Die Vermahlungsleistung wurde so um 400 Tonnen pro Tag erhöht. In den vergangenen drei Jahren wurde der Magdeburger Standort durch die Neugestaltung sprichwörtlich auf den Kopf gestellt. Neben dem neuen Mühlensystem wurden Silos und ein Lager gebaut. Weitere Anlagen wurden modernisiert.

Magdeburger Mühlenwerke - mit dem Drücken auf den Buzzer wurde die neue Anlage gestartet.
Magdeburger Mühlenwerke - mit dem Drücken auf den Buzzer wurde die neue Anlage gestartet.
Foto: Martin Rieß

Insgesamt verarbeiten die Magdeburger Mühlenwerke pro Jahr rund 400.000 Tonnen Getreide. Neben Weizen und Roggen handelt es sich dabei auch um Dinkel.

Bekannte Marke des Unternehmens ist Bördegold. Dieses kommt sowohl in Großbäckereien, als auch in kleineren handwerklichen Bäckereien zum Einsatz. Auch Hobby-Bäckern nutzen das Magdeburger Mehl.

Im Verbund mit der Muttergesellschaft Gebrüder Engelke Große Mühle Hasede-Hildesheim und den Oderland Mühlenwerken in Müllrose gehört der Betrieb zu den größten Privatmühlen in ganz Deutschland. Am Standort in Magdeburg sind knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Fuhrpark des Unternehmens gehören 20 Fahrzeuge.

Die Magdeburger Mühlenwerke produzieren das "Bördegold".
Die Magdeburger Mühlenwerke produzieren das "Bördegold".
Foto: Martin Rieß

Die Magdeburger Mühlenwerke haben Tradition: 1896 wurden sie gegründet. Zunächst wurden hier Nudeln produziert – kurze Zeit später rückte aber der Mühlenbetrieb in den Vordergrund.

Dass diese mehr als 125 Jahre währende Tradition Zukunft hat, zeigt die Investition in den Standort: Zur gestrigen Feier zur Reprivatisierung des Unternehmens vor 30 Jahren wurde ein neues Mühlensystem in Betrieb genommen.

Hohe Energiekosten spielen auch in Magdeburger Mühlenwerken eine Rolle

Das in einer durchaus schwierigen Zeit, wie – bei aller Freude über die Investition – alle Festredner immer wieder betonten. Sorgen um den Nachschub macht sich Geschäftsführer Thomas Brumme zwar nicht und sagt: „Wir sehen es als sicher an, dass unser Unternehmen weiter versorgt wird. Doch Energie ist nach dem Getreide unser bedeutendster Produktionsfaktor.“ Und wohin deren Preise steigen werden, ist derzeit vollkommen unklar.

Christof Engelke, dessen Familie seit dem Jahr 1714 Mühlen betreibt, ist einer der Gesellschafter und meint: „Ich sehe für die Probleme noch keine Lösung. Wir kommen aus einer Welt, da kostete der Strom 3 Cent pro Kilowattstunde.“ Und auf einmal gab es auf den Strombörsen Angebote für 1 Euro. Zwar waren die Magdeburger Mühlenwerke nicht gezwungen, solch teuren Strom zu kaufen. Doch deutlich wird, dass es derzeit nicht um Preissteigerungen um wenige Prozent geht.

Eine Lösung gibt es für die Probleme nicht. Doch im Unternehmen denkt man durchaus darüber nach, wenigstens einen Teil des eigenen Strombedarfs über Photovoltaik-Anlagen zu gewinnen. Das allerdings würde neuerliche Investitionen verlangen – wiegesagt: in einer schwierigen Zeit mit großen Herausforderungen.

Einer derer, die den Blick aufs große Ganze richten, ist in diesem Zusammenhang Michael Wippler, Präsident des deutschen Bäckerhandwerks. Der Dresdener sagte: „Wir müssen jetzt unideologisch schauen: Wo sind Ressourcen? Wo können Kraftwerke weiter genutzt werden? Ansonsten haben wir ein Problem.“ Und nicht nur das: „Wir müssen überlegen, ob wir Ballast abwerfen können. Da denke ich an Auflagen und Regelungen.“ Er berichtet von seinem Eindruck, dass die Belastung durch diese – entgegen aller politischen Bekenntnisse vergangener Jahre – ganz und gar nicht nachlässt.

Die Investition ist dabei nicht zuletzt als ein Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort zu verstehen. Und das ist keineswegs selbstverständlich. Denn inzwischen reagieren Anwohner auf die von Industriebetrieben ausgehenden Emissionen empfindlicher als noch vor Jahrzehnten, und im Zweifelsfall bekommen sie auch eher Recht.

Im Falle der Magdeburger Mühlenwerke bergen nicht zuletzt die Bestrebungen zur Erschließung des Wissenschaftshafens fürs Wohnen Konfliktpotenzial.

Lärm-Debatte: Oberbürgermeisterin setzt auf angestammten Standort

Oberbürgermeisterin Simone Borris versprach mit Blick darauf: „Wir haben in der Vergangenheit zum Beispiel bei den Planungen zum Umbau der Reichseinheitsspeicher die Probleme lösen können – das wird uns auch in Zukunft gelingen.“

Dass kurze Wege zu den Menschen auch ihr Gutes haben, gab derweil Sachsen-Anhalts Wirtschafts- und Landwirtschaftsminister Sven Schulze zu Protokoll. Er sagte: „In Anbetracht steigender Energiepreise und herausfordernder Bedingungen im Transportwesen gewinnt eine regional eng verzahnte Erzeugung von Getreidefolgeprodukten weiter an Stellenwert.“

Den hatte kurz zuvor Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hervorgehoben. Er sagte an die Magdeburger Müller gewandt: „Keiner kann sich ein Leben ohne ihre Produkte vorstellen.“ Die Mühlen seien eine strukturbestimmende Branche, so der Ministerpräsident.

Magdeburger Mühlenwerke: Marcel Frohne bedient die Anlage.
Magdeburger Mühlenwerke: Marcel Frohne bedient die Anlage.
Foto: Martin Rieß