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Historische Fotos sind gefragt Magdeburger Volkskorrespondent öffnet sein Archiv

Harri Schäfers Bilder begeistern die Leser der Volksstimme auch Jahre nach seiner aktiven Zeit. Er lieferte mit seinen Fotos Dokumente der Magdeburger Geschichte.

Von Marco Papritz 21.05.2021, 00:10
Bei Bauvorhaben wie der Gestaltung des Bereichs am Petriförder war Harri Schäfer in Magdeburg stets dabei und lieferte Motive für die Zeitung.
Bei Bauvorhaben wie der Gestaltung des Bereichs am Petriförder war Harri Schäfer in Magdeburg stets dabei und lieferte Motive für die Zeitung. Foto: Harri Schäfer

Magdeburg - Fotoapparat und Minifahrrad. Das waren die wichtigsten Begleiter, wenn Harri Schäfer sich zu einem Termin aufmachte. „Bei Wind und Wetter gab es für mich nur eins, nämlich ein schönes Motiv abzuliefern“, sagt der heute 87-Jährige. Dabei war er kein ausgebildeter Fotograf oder Journalist, sondern ein sogenannter Volkskorrespondent, der in seiner Freizeit aktiv wurde, um das Geschehen in der Stadt festzuhalten. „Heute würde man ,freier Mitarbeiter’ sagen“, so Schäfer.

Nachts werden die Fotos entwickelt

Während seines Studiums zum Erzieher für junge Menschen, die eine Berufsausbildung absolvieren, nimmt er sich bei einem Lehrgang der Fotografie an, „um den jungen Leuten etwas Interessantes zu bieten und sie für ein Hobby zu begeistern“, wie Harri Schäfer sagt. Damit wird bei ihm eine Leidenschaft geweckt, die ihn sein ganzes Leben begleiten sollte und so manche Anekdote liefert. Während seiner Zeit in Salzwedel etwa baut er im bekannten Kulturhaus ein Fotostudio auf. 1967 verschlug es ihn nach Magdeburg, wo er unter anderem im Industriebaukombinat (IBK) einen Fotozirkel betrieb und ab 1977 an der Zeitung vom Wohnungsbaukombinat (WBK) Magdeburg mitwirkte, die alle zwei Wochen erschien. „Im Nachtdienst wurden da schon mal Fotos entwickelt“, sagt er schmunzelnd. Etwa während seines Schichtdienstes, als er in einem Gewächshaus in Nord tätig ist.

Wann sein erstes Foto in der Volksstimme veröffentlicht wurde, weiß Schäfer genau: „Am 5. Dezember 1967.“ Es sollten über 5000 folgen, die manchmal auch unter Synonymen wie „Hirte“ oder „Kranker“ publiziert wurden, „wenn ich mal krank war“. Ob Brunneneinweihung, Spielplatzeröffnung, Häuserbau – Harri Schäfer war stets dabei. „Die Entwicklung im Wohnkomplex Olvenstedt, dem WKO, war enorm. Jedes Mal, wenn ich wieder dort war, war ein neuer Häuserzug entstanden. Die Bewohner waren so glücklich, eine der modernen Wohnungen ergattert zu haben“, erinnert sich Schäfer, der den Bauarbeitern bei der Montage der Neubauten über die Schultern schaute und den Mietern einen Hausbesuch abstattete. Vor einiger Zeit wollte er sich die Schauplätze von einst in Neu-Olvenstedt anschauen, „aber ich habe sie nicht mehr gefunden, da sich der Stadtteil sehr verändert hat“, so Schäfer.

Ohne Presseausweis überall dabei

Das gilt auch für die Stadt in den 1970er Jahren. Zu Beginn dieses Jahrzehnts wird der Magdeburger Ring errichtet, dessen erstes Teilstück von Nord bis zur Halberstädter Straße vier Jahre später freigegeben wird. „Was da an Erde bewegt wurde“, werden Harri Schäfers Eindrücke wieder lebendig. „Planierraupen, Bauarbeiter mit freiem Oberkörper, Studenten bei Arbeitseinsätzen ...“ Eindrucksvoll sind auch die Aufnahmen, die bei der Gestaltung des Bereichs am Petriförder entstanden. Schäfer gelang es stets, einen Zugang zu den Menschen zu bekommen und damit wichtige Dokumente der Magdeburger Zeitgeschichte. „Dabei hatte ich nicht einmal einen Presseausweis“, wie er verweist. Trotzdem schaffte er es immer wieder, „sein“ Foto zu machen. Zum Leidwesen der Familie, die oft auf den umtriebigen Freizeitfotografen verzichten musste und „so manches Mal nicht ins Badezimmer konnte, weil es zum Entwickeln der Fotos umfunktioniert wurde“, wie Ehefrau Godula sagt.

Eines bedauert Harri Schäfer bis heute. „Ich habe es verpasst, zu lernen, mit einem Computer umzugehen“, so Schäfer, Jahrgang 1933. Daher besteht sein Fotoarchiv aus einer schier unüberschaubaren Sammlung an Umschlägen und Kartons. „Ich weiß nicht wie, aber er findet die passenden Aufnahmen zu einem Thema“, so Godula Schäfer.

Harri Schäfer hat über Jahrzehnte als sogenannter Volkskorrespondent in Magdeburg das Leben der Menschen in der Stadt begleitet.
Harri Schäfer hat über Jahrzehnte als sogenannter Volkskorrespondent in Magdeburg das Leben der Menschen in der Stadt begleitet.
Foto: Marco Papritz
Dieses Foto von Harri Schäfer zeigt den Bau der Fußgängerbrücke über den Magdeburger Ring in Höhe Grundigstraße/Salvador-Allende-Straße.
Dieses Foto von Harri Schäfer zeigt den Bau der Fußgängerbrücke über den Magdeburger Ring in Höhe Grundigstraße/Salvador-Allende-Straße.
Fotos: Harri Schäfer