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Stadtleben Magdeburger Wochenmarkt in der Debatte: Die Verteidigung

Nach harscher Kritik der SPD im Stadtrat melden sich jene zu Wort, die den Wochenmarkt in Magdeburg auf gutem Wege sehen.

Von Katja Tessnow 11.07.2021, 16:04
Von links: Die Magdeburger Markthändler Ipec und Akin Oruc (Gardienen) und Sven Ropot (Imbiss) im Gespräch mit FDP-Stadtrat Stephan Papenbeer, Mitglied der Märkte AG, und Weiße-Flotte-Geschäftsführerin Silke Buschmann.
Von links: Die Magdeburger Markthändler Ipec und Akin Oruc (Gardienen) und Sven Ropot (Imbiss) im Gespräch mit FDP-Stadtrat Stephan Papenbeer, Mitglied der Märkte AG, und Weiße-Flotte-Geschäftsführerin Silke Buschmann. Foto: Katja Tessnow

Magdeburg - Im Juni sorgte die SPD im Magdeburger Stadtrat für einen Paukenschlag. Ihr Antrag: Rauswurf der Weißen Flotte als Betreiber der Magdeburger Märkte. Von einzelnen Händlern, Stadträten und der Flottenchefin selbst folgt nun das Kontra.

Stephan Papenbreer hat sinnbildlich Schaum vorm Mund mit Blick auf die SPD-Initiative. Der FDP-Stadtrat und Unternehmer ist Mitglied in der noch jungen AG Märkte, die sich des Wochenmarktes – unbestritten verbesserungswürdig – im Rathaus angenommen hat. „Herr Rösler ist da ja nicht einmal Mitglied, sondern kam nur einmal als Vertretung und lässt dann so ein Ding los“, donnert Papenbreer in Richtung des SPD-Ratsfraktionschefs, der sich – aus Papenbreers Sicht – nur im OB-Wahlkampf in Position bringen wolle. Rösler ist der erste und bisher einzige offiziell gekürte Anwärter auf die Nachfolge von Lutz Trümper.

Attacke zur Unzeit

Politische Scharmützel hin oder her, auf den SPD-Mann und seine Kündigungsoffensive sind auch viele Händler auf dem Marktplatz gar nicht gut zu sprechen, so wie Händlerin Ipek Oruc, deren Familienunternehmen seit drei Jahrzehnten am Platz mit Gardinen handelt. Sie fühlt sich und ihr Unternehmen persönlich angegriffen von immer wiederkehrenden Einlassungen wie zuletzt von Rösler vorgebracht, dass man darüber streiten könne, ob Gürtel und Gardinen auf dem Wochenmarkt ihre Berechtigung hätten.

„Immer sind wir Textilhändler die, die es am heftigsten trifft, dabei gehören wir hier schon lange dazu“, sagt Ipek Oruc und führt allein diesen Umstand zum Beleg gut laufender Marktgeschäfte an. „Sie glauben doch nicht, wir würden hier seit 30 Jahren stehen und auch noch in einen neuen Wagen investieren, wenn wir nicht gut Umsätze machen würden.“

Flottengeschäftsführerin Silke Buschmann bestätigt, dass es die Mischung mache und der Mix aus Frischeprodukten und anderen Anbietern die Kundschaft anzieht. Als zur Pandemie Händler weichen mussten, die keine Lebensmittel im Angebot haben, hätten die verbliebenen Anbieter dies mit deutlich geringerem Publikumsverkehr zu spüren bekommen. Eben darf die Marktfamilie hoffen, dass diese schwierige Phase vorbei ist, da übe eine Ratsfraktion Generalkritik. Aus Sicht der Weißen Flotte und vieler Händler auf dem Markt komme die Attacke zur Unzeit. „Gerade jetzt fühlen wir uns zum ersten Mal wirklich beteiligt“, sagt Imbissbetreiber Sven Ropot. Auf Anregung aus der Märkte AG hat die Flotte eine Händlerumfrage und eine Art Anhörung gestartet. „Zu dem Treffen waren alle Händler eingeladen und fast alle sind auch gekommen“, erzählt Buschmann.

Die Weiße Flotte hatte bis Ende März 2021 eine Agentur mit der Betreuung des Wochenmarktes betraut, seit April übernimmt sie es selbst – samt angestellter Marktmeisterin. Sie hört nun regelmäßig die Händlersorgen an – vom fehlenden WC (jetzt im Rathaus für die Händler aufgeschlossen) bis zum Verbot von Imbiss-Verkäufen auf dem rein grünen Markt am Sonnabend (inzwischen aufgehoben).

Ziel bleibt ein attraktiverer Markt

Ein Kräuterhändler, ein Taco-Imbiss und Kunstgewerbe seien neu für den Markt gewonnen worden, so Buschmann, und damit solle es nicht geschehen sein. „Wir diskutieren über Anordnung und Gestaltung der Stände und über eine Bestuhlung des Marktplatzes zum Verweilen für die Marktgäste.“ Dafür, so Stadtrat Papenbreer, sei aus dem Budget zur Innenstadtbelebung Geld vorhanden. „Ich habe einen Bruder in Erfurt, da kommen die Leute aus Weimar und von weiter her, um den Markt zu besuchen. Da müssen wir auch hin“, sagt Papenbreer und ist sich darin wieder einig mit SPD-Mann Rösler, der kein anderes Ziel als einen attraktiveren Wochenmarkt anstrebt. Die Frage ist, wie das gelingt.

Buschmann und Papenbreer sind sicher, dass dazu zuerst die bereits aktiven Händler besser gehört und gepflegt werden müssen; parallel werde um neue geworben. Bei vielen Händlern auf dem Markt kommt diese Strategie sehr gut an. Von der Käsetheke bis zum Bücher-Antiquariat tönt auf kurze Nachfrage Lob und Zustimmung dafür zurück.

Unter der Erleichterung über die neue Zuwendung der Flotte zu den Standbetreibern ist auch Angst spürbar – vor einer Verdrängung angestammter Händler im Falle eines Betreiberwechsels. Die SPD hat ihren Antrag auf Kündigung des Betreibervertrags zunächst zurückgezogen. Die Forderung nach einer Qualifizierung des Marktes bleibt. Der Flottenchefin ist das bewusst. Buschmann: „Wir wollen unbedingt im Gespräch bleiben.“ Eine nächste Runde in der AG Märkte ist angesetzt. Unter anderem stehen die Marktzeiten und eine verbesserte Anordnung der Stände zur Debatte.

Service

Der Wochenmarkt vor dem Rathaus öffnet dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und sonnabends von 9 bis 13 Uhr. Im Internet und auf Facebook gibt es hier weitere Informationen.