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MDCC-Arena Freie Sicht für Magdeburger Rollifahrer

Rollifahrer zählen zu den treuesten Fans des 1. FC Magdeburg. Doch diese mussten im Stadion nach hinten rücken. Jetzt gibt es eine Lösung.

Von Jana Heute 16.02.2018, 00:01

Magdeburg l „In der bisherigen Saison haben wir vielleicht zwei Tore gut sehen können, den Rest leider nicht“, berichtet Michael Mai. Der Barleber ist FCM-Fan durch und durch. Er hat eine Dauerkarte – so wie sein Sohn, der seit sieben Jahren im Rollstuhl sitzt. Und das ist das Problem, wie Mai erzählt.

Für Rollifahrer habe sich die Sicht aufs Spielfeld in der MDCC-Arena deutlich verschlechtert, seit mit Beginn der Saison 2017/18 eine neue Regelung gilt. „Wir mussten hinter die blaue Linie rücken, damit der Gang davor als Fluchtweg frei bleibt“, erklärt der Vater zur Situation im Bereich der Blöcke 23 und 24. Eine Auflage des DFB sei das gewesen, habe man ihm auf Nachfrage gesagt.

Zuvor konnten die Rollstuhlfahrer vor der Mauerbrüstung stehen, ungestört aufs Spielfeld blicken und ihre blau-weißen Jungs anfeuern. „Doch seit wir nach hinten gerückt sind, ist die Sicht schlecht. Ein nicht hinnehmbarer Zustand“, urteilt Michael Mai.

Auf dem Gang davor ginge es zu wie auf einem Bahnhof, so Mai. Ständig liefen Bier und Bratwurst holende Gäste vor den Rollifahrern entlang. „Natürlich gehen sie – mit Blick auf das Spielfeld gerichtet – ganz langsam. Wenn eine spielentscheidende Szene ist oder gar ein Tor fällt, bleiben sie ganz vor unseren Augen stehen“, erzählt der Vater. Spielfrust statt Spielgenuss macht sich da breit.

Das sei wirklich ein Problem, bestätigt Gerald Altmann, Behindertenfanbetreuer beim FC Magdeburg. Altmann sitzt selbst im Rollstuhl und hat auch von anderen Rollifahrern gehört, dass der aktuell verordnete Standort ungünstig sei. Jedoch: Genau so sind die Stellplätze von Anfang an geplant gewesen.

Die blauen Markierungen für die Rolliplätze sind nicht neu. „Es ist ein bauliches Problem“, sagt Altmann. Es habe sich herausgestellt, dass die Standplätze für die Rollifahrer hinter dem Fluchtweg doch schlecht gewählt seien, da dieser vom Publikum gern als Durchgang genutzt werde. „Ob sich da baulich noch was machen lässt, muss man beim Umbau dann sehen“, erklärt Altmann. Das durch statische Mängel verursachte Hüpfproblem ist offenbar nicht das einzige im Stadion. Betroffen seien hier etwa 20 Rollstuhlfahrer, schätzt der Fanbetreuer.

Beim Club stieß Altmann in Sachen Sichtbehinderung derweil auf offene Ohren. „Es gibt eine Zwischenlösung“, so erklärt er gegenüber der Volksstimme. Clubintern sei besprochen worden, dass die Rollifahrer ab dem nächsten Heimspiel gegen FSV Zwickau am 3. März 2018 nach unten in den gepflasterten Innenraum des Stadions am Spielfeld dürfen. Also ganz nah dran am Spielgeschehen. „Ich habe das letzten Sonnabend getestet“, sagt Gerald Altmann. Dort gebe es „optimale Sicht“.

Fürs Erste müssen die Rollifahrer, um dorthin zu gelangen, aber den Weg über den Block 20 und den Behindertenaufzug bzw. alternativ über den Spielertunnel nehmen. „Wir sind aber auch in Kontakt mit dem Stadionbetreiber“, so Altmann. Es soll ein Mauersegment entfernt und eine kleine Rampe angelegt werden, um einen direkten Zugang im Block 24 zum neuen Standbereich, der in Richtung Nordtribüne liegen soll, zu bekommen. „Möglichst noch vor der Sommerpause“, so Altmann.

Für FCM-Fan Mai und seinen Sohn eine gute Nachricht. „Wir freuen uns und werden das gleich am 3. März beim nächsten Heimspiel testen“, sagte Michael Mai der Volksstimme. Aus Gesundheitsgründen und wegen der frostigen Temperaturen hatten beide beim letzten Heimspiel aussetzen müssen. „Das nächste Mal sind wir wieder dabei“, verspricht Mai.