Großplastik "Fahnenmonument" soll 2013 saniert werden Nach 38 Jahren: Experten entdecken fatale Risse am "Korkenzieher"
Ein prägendes Kunstwerk am Elbufer soll saniert werden. An der Sendlerplastik "Fahnenmonument" bröckelt der Beton. 2013 will die Stadtverwaltung 25000 Euro für die Sanierung des in zweifacher Hinsicht bemerkenswerten Kunstwerks locker machen.
Altstadt l Schon zur Enthüllung 1974 hatten Magdeburger respektlos-spöttisch das Gebilde am Elbufer "Korkenzieher" und "Spirelli" genannt. Andere sahen in der 12 Meter hohen Plastik den "Abgebrochenen Bohrer" oder gar eine "Schiffsschraube". Nur in der offiziellen Lesart zu DDR-Zeiten hieß die von Jochen Sendler geschaffene Plastik im Zentrum der Elbuferpromenade "Fahnenmonument".
Salze und Sinter aus größeren Rissen an den Kanten
Als solche will die Stadtverwaltung sie sanieren lassen - wegen der großen Schäden lieber heute als morgen. In einem von der Stadt georderten Gutachten nämlich werden enorme Betonschäden verbunden mit Rissen an zahlreichen Stellen konstatiert. Das sowohl in der Plastik selbst als auch im Sockel. An der westlichen Kante treten aus den größeren Spalten Salze oder Sinter aus.
Erst 2013 jedoch könne für die Heilung des Kunstwerks das Geld aufgebracht werden, sagte gestern Dr. Ronald Dürre vom Magdeburger Kulturbüro. Grund: Die benötigten Finanzen müssten dann in den neuen Stadthaushalt eingestellt werden. Etwa 25 000 werden die aufwendigen Reparaturen am dominanten Kunstwerk kosten.
Das Kulturbüro habe die feste Absicht das Kunstwerk zu erhalten, erklärte Ronald Dürre. Immerhin prägt es nicht nur über einen historisch langen Abschnitt das Elbufer, sondern ist für den Standort geradezu maßgeschneidert. Dürre: Wäre das weg, fehlte dort ein markanter historischer Identfikationspunkt der Magdeburger.
Außerdem ist das Betonkunstwerk mit seinen 12 Metern Höhe eine der ganz wenigen Großplastiken überhaupt in Magdeburg - nachdem die unselige Standortdiskussion die Tony-Cragg-Stele aus der Stadt gefegt hatte. Der "Korkenzieher" indes gilt bautechnisch sogar als denkmalwürdig. Kein Geringerer als der Hyparschalen-Schöpfer Ulrich Müther hat die Großplastik als eine doppelt gekrümmte Schale nach Vorlage des Künstlers schalungslos geformt. Dazu wurde Spritzbeton mit Druck aufgetragen, die Aufprallenergie verdichtete die Hülle um das Stahlskelett. Hier stand zwar auch die damalige Betonknappheit Pate. Doch Müthers über 50 Schalenbauten auf drei Kontinenten (Gaststätten, Hallen, Rennschlittenbahnen, Kirchen und Großplanetarien) zählen Experten zufolge zu den exponierten Zeugnissen der architektonischen Moderne.
Ein Maßstab künstlerischer Qualität für die Plastik ist das nicht. Aber Dürre könnte sich vorstellen, dass irgendwann hier der Denkmalschutz aktiv werde.
Einsturzgefährdet ist die Großplastik noch nicht
Außerdem: Die vielen Beinamen symbolisieren nach Auffassung vieler Magdeburger nicht nur Ablehnung, sondern genauso sympathisierende Wahrnehmung. Sendler selbst (1934-2005) hatte die Plastik systemneutral mit "Völkerfreundschaft" betitelt. Er sah in seinem Werk eine "fortlaufende, nach oben gerichtete Entwicklung". Die damals von der Bezirksparteileitung verlangte Hinzufügung kämpferischer Figurgruppen soll er abgewehrt haben können.
Jetzt setzt Materialermüdung dem "Drehwurm" am Elbufer existenziell zu. Die Verwaltung will bis 2013 handeln, wurde in der jüngsten OB-Beigeordnetenrunde beschlossen. Bis dahin ist durchaus noch Zeit: Einsturzgefährdet ist die Plastik laut dem Gutachterbüro noch nicht.