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Kartendaten an Geldautomaten ausspioniert: Rumäne legt vor Gericht "wertvolles Geständnis" ab Nach Urteil gegen Skimmingtäter will Staatsanwalt Komplizen fassen

Von Robert Richter 18.07.2012, 05:25

Oberstaatsanwalt Sebastian Staufenbiel hat sich zufrieden mit dem Ausgang des sogenannten Skimmingprozesses vor dem Landgericht um ausspionierte EC- und Kreditkartendaten gezeigt. Da der gestern zu drei Jahren Haft verurteilte Rumäne umfassend gestand, hofft Staufenbiel, bald auch Komplizen zu fassen.

Magdeburg l In seinem Plädoyer bewertete Oberstaatsanwalt Sebastian Staufenbiel, der sich "in ausgezeichneter Beweislage" sah, die Aussagen des angeklagten Rumänen Gabriel C. so: "Sein Geständnis ist glaubwürdig, es lieferte eine Vielzahl an Fakten, die überprüft werden konnten. Es ist detailreich und wertvoll für die weitere Strafverfolgung."

Keine Frage, für Staufenbiel war es ein besonderes Verfahren: "Das Dezernat, das sich mit der Verfolgung solcher Straftaten befasst, gibt es seit ca. zehn Jahren. Hier haben wir den ersten Fall, in dem es zur Anklage gekommen ist", erklärte er. "Der Grund liegt nicht darin, dass die Polizei nicht in der Lage wäre, Täter zu ermitteln. Doch die Täter gehen derart ausgefeilt und organisiert zu Werke, dass es schwer ist, Nachweise zu führen."

Auch Gabriel C. war, wie die Vorsitzende Richterin am Landgericht Claudia Methling in der Urteilsbegründung anmerkte, nur "durch eine Dummheit seinerseits" für die Justiz zu greifen. Der 31-Jährige hatte seine eigene, rumänische Kreditkarte in einen von ihm selbst manipulierten Bankautomaten in Magdeburg geschoben - um die installierte Technik zum Auslesen der Geheimnummer zu testen. Zuvor hatte er diese Karte bereits in der Schweiz eingesetzt. Dort war er wiederum vor einiger Zeit auf dem Flughafen in Zürich mit angeblich in Italien auf dem Schwarzmarkt erworbener Skimming-Ausrüstung erwischt worden. Für eine Verhaftung lagen den Schweizern jedoch damals keine ausreichenden Gründe vor. Nach der Reihe von Skimmingfällen im vorigen August in Magdeburg inklusive Kartentest des Rumänen fügten die Ermittler die Puzzleteile zusammen. Am 19. März konnte Gabriel C. in Spanien verhaftet werden.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der gelernte Elektromechaniker als maßgebliches Mitglied einer Bande am 20., 27. und 28. August 2011 insgesamt vier Geldautomaten der Stadtsparkasse am Nicolaiplatz, in der Edelweißpassage und am Hasselbachplatz mit Skimmingtechnik präpariert hat, um Daten und Geheimnummern auszuspionieren.

Mit den Daten fertigte die Gruppe Kartenkopien an. Insgesamt wurden damit mindestens 38 000 Euro in der Dominikanischen Republik, in Russland und den USA abgehoben. Mit ihrer Skimmingmethode habe sich die Bande eine Einnahmequelle erschließen wollen. Das Gericht verurteilte Gabriel C. daher in vier Fällen wegen banden- und gewerbsmäßigen Fälschens von Zahlungskarten sowie Computerbetrugs.

Sein Verteidiger Carsten Schneider hatte die Rolle gestern anders dargestellt: Sein Mandant habe, weil verschuldet, "an dieser Aktion teilgenommen", da ihm Christian A., ein ehemaliger Schulfreund von Gabriel C., dafür 600 Euro erlassen wollte.

Nach den Taten in Magdeburg sei Gabriel C. zunächst nach Hause zurückgekehrt und habe das Ziel verfolgt, "durch ehrliche Arbeit in europäischen Nachbarländern seinen Lebensunterhalt zu verdienen". Für weitere Straftaten habe es keine Anzeichen gegeben.

Oberstaatsanwalt Staufenbiel, der den Rumänen hingegen der banden- und gewerbsmäßigen Täterschaft überführt sah, hofft unterdessen, dass dem ersten Skimmingprozess in Sachsen-Anhalt bald weitere folgen: Durch die erlangten Informationen aus dem Geständnis von Gabriel C. zu Bandenmitglied Christian A. sei er "guter Hoffnung, auch diesen dingfest machen zu können", sagte Staufenbiel.

Auch zu dem mutmaßlichen Drahtzieher aus Rumänien mit dem Spitznamen der "Grüne" hatte Gabriel C. Aussagen gemacht.