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Naturschutz Blütenvielfalt für Magdeburg

Dass in Magdeburg zu schnell und zu viel gemäht wird, schadet der Natur. Die Stadtverwaltung verweist auf eigens angelegte Blühwiesen.

Von Martin Rieß 12.05.2018, 01:01

Magdeburg l Kaum waren die ersten Frühblüher von der Bildfläche verschwunden, wurde in Magdeburg an vielen Stellen schon gemäht. Muss das denn sein – gerade in den Zeiten von knapp werdenden Lebensräumen für Insekten?

An einigen Stellen schon, so die Magdeburger Stadtverwaltung auf Nachfrage der Volksstimme. Beim Mähen sei es dem Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe (SFM) bislang im Wesentlichen um innerstädtische Gebrauchsflächen gegangen. „Die Blüte von Wildpflanzen steht hier nicht so sehr im Vordergrund wie zum Beispiel auf den extra hierfür angelegten Blühwiesen oder Bienenweiden“, berichtet Stadtsprecher Michael Reif.

Tröstlich für alle Bienenfreunde ist jedoch, dass auch auf Flächen, die in erster Linie zum Beispiel als Spiel- oder Sportflächen dienen oder die am Rande von Verkehrsflächen liegen, der von Bienen außerordentlich geschätzte Klee in der Regel drei Tage nach dem Abmähen wieder blüht.

In Sachen Blühwiesen verweist der Magdeburger Stadtsprecher auf derzeit sieben eigens angelegte Flächen, die durch den Eigenbetrieb bewirtschaftet werden und zum Erhalt ihres Blühcharakters auch nur einmal pro Jahr gemäht werden. Und neben den klassischen Bienenweiden und Blühwiesen gibt es im gesamten Stadtgebiet Wiesen, die lediglich ein- bis zweimal gemäht werden und damit viel Raum für die Entwicklung von Wildpflanzen bieten.

Grundsätzlich bildet die Baum- und Staudenblüte im Frühjahr die Hauptnahrungsquelle für Bienen.

Dieter Leupold ist stellvertretender Landesvorsitzender beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und kümmert sich schwerpunktmäßig um die Artenvielfalt am Grünen Band entlang der früheren deutsch-deutschen Grenze. Er sagt: „Entscheidend für eine artenreiche Wiese mit vielen blühenden Kräutern ist eine späte Mahd.“ Nur sie ermögliche es, dass sich viele Pflanzen aussäen und damit dauerhaft auf einer Fläche etablieren können. Frühestens Mitte Juni sollte auf den Wiesen gemäht werden. Für Gebrauchsflächen sei es sinnvoll, ausreichend große Bereiche von der Mahd auszulassen.

Ein zweiter wichtiger Punkt für eine gesunde Wiese sei der weitgehende Verzicht auf eine Düngung: „Das fördert nur das Wachstum von Gräsern und nutzt den meisten Blütenpflanzen nicht“, erläutert Dieter Leupold.

Das Einsäen von Wildkräutern bringe nicht viel, wenn zu früh gemäht wird. Dieter Leupold erläutert: „Die Pflanzen würden sich dann nicht auf Dauer etablieren können und man hätte allenfalls für einen begrenzten Zeitraum einen positiven Effekt auf die Artenvielfalt auf der Wiese.“

Derweil sei es aber nicht allein die Sache der Kommunen in Sachsen-Anhalt, für pflanzliche Vielfalt und damit auch für Insekten und für Vögel zu sorgen. „Jeder, der über eine Freifläche verfügt, muss sich dazu Gedanken machen.“ In diesem Sinne hatte übrigens auch der Magdeburger Henry Sonnet mit dem Verein Grünstreifen unter www.es-summt.de eine Initiative zur Schaffung von blühenden Flächen und Behausungen für Insekten in Magdeburg und Umgebung ins Leben gerufen.

Neben der Vielfalt auf den Grünflächen spielt für den Erhalt von Insekten der Verzicht auf Gift eine Rolle. Für den Verzicht oder maßvollen Einsatz hat der BUND eine Liste erstellt, in der 210 Kommunen als Positivbeispiele genannt werden. Aus Sachsen-Anhalt hat es nur eine Kommune auf diese Liste geschafft: Magdeburg. Hier werde nur mit Insektiziden zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners gearbeitet – ansonsten setze der Stadtgartenbetrieb u. a. auf das Abflammen als Alternative zur Bekämpfung unerwünschter Unkräuter.