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Tipp für die Freizeit Neues Festival in Magdeburg: Start zum „eXoplanet“

Das frühere Sket-Areal, Parks, Opern- und Schauspielhaus und das Gewächshaus sind Locations für das zweite Maiwochenende in Magdeburg. Organisiert wird dies alles vom Theater Magdeburg.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 06.05.2025, 09:38
„eXoplanet" führt an ungewöhnliche Orte in Magdeburg. Hier Timur und Emilie Renard in einer früheren Kantine des Sket.
„eXoplanet" führt an ungewöhnliche Orte in Magdeburg. Hier Timur und Emilie Renard in einer früheren Kantine des Sket. Foto: Nilz Böhme/TM

Magdeburg. - Das ist schon ein Wagnis: In der Provinz ein neues Festival für modernes Musiktheater auf die Bühne stellen. Doch das Theater Magdeburg hat sich mit der ersten Ausgabe von „eXoplanet“ vom 9. bis 11. Mai getraut – und wird schon im Vorfeld belohnt. Einige Aufführungen sind längst ausverkauft. Dabei geht es dieses Wochenende bei „eXoplanet“ nicht um Oper im klassischen Sinn, sondern um ein Experimentierfeld für künstlerische Grenzgänge. Ziel ist es, neue Formen des Musiktheaters zu entdecken – und das Publikum gleich mit auf die Reise zu nehmen.

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Das neue Festival versteht sich als eine Expedition in bislang unentdeckte theatrale Umlaufbahnen. Unter dem Motto „Exoplaneten entdecken“ verlässt das Theater Magdeburg seine gewohnten Bahnen – künstlerisch wie räumlich. Statt Opernhaus gibt es Performances in Industriehallen, Gewächshäusern oder auf dem Klostergelände. Statt großer Klassiker neue Musik, Klangexperimente und ungewöhnliche Erzählformen.

Was passiert auf dem Sket-Areal in Magdeburg?

Besonders gespannt darf man auf das Gewinnerprojekt des Wettbewerbs für Nachwuchsregieteams sein: „Industrial Mechthild“. Entwickelt wurde es von der Hamburger Regisseurin Lisa Pottstock und der estnischen Klangkünstlerin Kris Kuldkepp. Mit dem achtköpfigen „Bürger:innenchor“ erzählen sie in einem stillgelegten Industriegebäude des Sket eine akustische Geschichte darüber, wie Macht dezentralisiert werden könnte. Die beiden Künstlerinnen kombinieren zwei faszinierende Klangquellen: das „Murmeln“ – eine mittelalterliche Vokaltechnik – und akustisches Feedback aus der elektronischen Musik. Ihr Ansatz überzeugte die Jury durch den starken Bezug zur Geschichte Magdeburgs und die gelungene Verbindung von Raum, Klang und Beteiligung.

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Produktionsleiterin Marie Schultze erzählt: „Die beiden haben sich intensiv mit der Bedeutung des Geländes auseinandergesetzt. Das hat sie künstlerisch sehr geprägt. Und die Offenheit der Eigentümer, so ein Projekt dort zu ermöglichen, war wirklich besonders.“ Die Aufführungen finden in kleinem Rahmen statt – mit je etwa 50 Plätzen pro Vorstellung, aber großem akustischen Raum. Der Wermutstropfen: Tickets gibt es allenfalls noch als Restkarten.

Was sind die Träume aus der Telefonzelle?

Magdeburg träumt – im wahrsten Sinne des Wortes – bei der Performance „Dream Machine“ im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen. Vor dem Museum steht eine altmodische Telefonzelle. Besucher können dort ihre Träume, Sehnsüchte oder Gedanken einsprechen. Diese werden in ein wachsendes Klangarchiv überführt, aus dem drei Musiker und eine Schauspielerin ein Live-Stück entwickeln. Zwischen Jazz, Elektronik, Spoken Word und Gesang verschwimmen die Grenzen von Realität und Fantasie. Und wer danach noch nicht genug hat, kann im Anschluss auf der Festivalparty im Kunstmuseum bis tief in die Nacht tanzen.

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„Schon jetzt reagieren Menschen auf diese Telefonzelle“, berichtet Marie Schultze. „Kinder, Passanten – alle fragen sich: Was macht die da? Manche haben schon Träume eingesprochen. Es ist schön, wenn ein Kunstprojekt auf diese Weise direkt in die Stadt wirkt.“

Wo gibt es in Magdeburger Parks Programm

Richtig auf Tour geht es mit der Produktion „Tutti in Campagna“ der Truppe tutti d’amore. In einem alten Postbus tourt das „Operettenmobil“ und macht Station an zwei ganz besonderen Orten: dem Klosterbergegarten und der historischen Milchkuranstalt. Dort wird es kostenloses Musiktheater unter freiem Himmel geben – humorvoll, verspielt und zugänglich für alle.

„Die Idee, Musiktheater aus den Häusern herauszuholen, stammt von Intendant Julien Chavaz“, sagt Schultze. „Gerade in Sachsen-Anhalt gibt es da noch Lücken. Unser Ziel ist es, Räume zu öffnen – räumlich und künstlerisch. Musiktheater muss nicht nur Oper sein. Es kann auch Performance, Klangkunst, Tanz oder Text sein – Hauptsache, es berührt.“

Wie wird Klaus Nomi in Magdeburg zum Thema?

Insgesamt sind rund 50 Künstler beteiligt, dazu kommen Technik, Organisation und Partner. Gespielt wird unter anderem auch im Gesellschaftshaus, in den Gruson-Gewächshäusern im Palmenhaus. Dort gibt es ein Stück über einen Akteur der Moderne.

Nicht nur David Bowie war seinerzeit vom schrillen Countertenor Klaus Nomi beeindruckt. Dieser sprengte in den 1980er Jahren zwischen Pop, Dada, Space Opera und Performance Genregrenzen. Weiß geschminkt, mit schwarzen Lippen galt er durch seine Bühnenshows im retro-futuristischen Science-Fiction-Stil bald als legendär.

Dass das Konzept funktioniert, zeigt sich auch an der Resonanz für die Ausschreibung: „Wir haben rund 50 Bewerbungen für den Wettbewerb erhalten, davon zehn aus Sachsen-Anhalt“, sagt Schultze. „Und schon jetzt gibt es viele Rückfragen von anderen Künstlern, Häusern und natürlich vom Publikum. Die Nachfrage nach neuen Formen ist da – wir müssen nur die Räume dafür öffnen.“

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Gibt es ein weiteres Festival des Theaters Magdeburg?

Für die Zukunft gibt es bereits Pläne: Eine zweite Ausgabe von „eXoplanet“ ist für 2027 im Gespräch – eventuell im Wechsel mit dem Puppentheater- oder dem Telemannfestival. „Wir denken da an fünf Tage, mit noch mehr Spielorten und Partnern“, so Marie Schultze im Gespräch mit der Volksstimme. Auch Kooperationen mit anderen Sparten, etwa dem Figurentheater, seien denkbar. Und natürlich soll der Wettbewerb für junge Regieteams wieder ausgeschrieben werden.

Bis dahin gilt: Exoplaneten entdecken – mitten in Magdeburg. Wer denkt, Musiktheater sei nur etwas für das große Haus und große Namen, könnte bei „eXoplanet“ angenehm überrascht werden. Hier entstehen neue Klangwelten – offen, experimentell und oft mit einem Augenzwinkern.

Alle Termine des Festivals eXoplanet

  • Industrial Mechthild, Performance-Installation, Sket-Gelände, 9. und 11. Mai, 15 Uhr, beide Termine ausverkauft
  • Klaus From Space, Musical-Show, Gruson-Gewächshäuser, 9. Mai, 21 Uhr, ausverkauft
  • Die Kunst der Schwerelosigkeit, Lesung zu Penelope im Schauspielhaus, 10. Mai, 14 Uhr
  • Penelope, Kammeroper, Schauspielhaus, 10. Mai, 15 Uhr
  • Tutti in Campagna: Wanderoperette mit Operetten-Mobil, 10. Mai, 17 Uhr, im Klosterbergegarten sowie 11. Mai um 18 Uhr in der Schweizer Milchkuranstalt auf dem Fürstenwall
  • Salome, Oper von Gerald Barry, Opernhaus, am 10. Mai, 19.30 Uhr
  • Dream Machine, Konzert-Performance im Kunstmuseum im Kloster Unser Lieben Frauen am 10. Mai ab 21.30 Uhr
  • Party im Kunstmuseum am 10. Mai ab 23 Uhr