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Personal Zirkus ums Museum in Magdeburg

Das lange Ringen um eine Regierungsbildung in Berlin hat Folgen für Magdeburger Einrichtungen wie das Zirkusmuseum und den Iba-Shop.

Von Rainer Schweingel 03.04.2018, 01:01

Magdeburg l „Die Führungen mit den Besuchern, die Begegnungen mit den Menschen und einfach raus zu sein von zu Hause ...“ Wenn die drei Ein-Euro-Jobberinnen im Zirkusmuseum nach den schönsten Momenten ihrer Arbeit auf Zeit gefragt werden, dann sind sie sich einig. Marika Becker, Erika Saß und Ramona Stolze ist der Spaß anzusehen, den ihnen diese sogenannte „Arbeitsgelegenheit“ gebracht hat.

Über den Träger - die Magdeburger kommunale Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung AQB – hatten die drei einen erfüllenden Job auf Zeit gefunden mit der Chance, sich fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen. Zugleich aber verhalfen sie dem ehrenamtlich geführten Zirkusmuseum zu regelmäßigen Öffnungszeiten und der Aufarbeitung Magdeburger Zirkusgeschichte.

Doch damit ist seit Ostern Schluss. Bei einer Runde Kaffee und Kuchen, spendiert von Zirkusfreund Gerhard Mette und Nestor des Museums, wurde sich voneinander verabschiedet. Die Zukunft ist nun ungewiss für beide Seiten: Die Mitarbeiter gehen zurück in die Arbeitslosigkeit. Das Museum kann nur noch mittwochs von 10 Uhr bis 17 Uhr oder unter Anmeldung (Telefon 0171/954 47 15) einen Notbetrieb gewährleisten.

Hintergrund ist die schleppende Regierungsbildung in Berlin, die hier ganz praktisch bis in die letzte Buckauer Seitenstraße mit dem Zirkusmuseum Auswirkungen hat. Denn erst mit der neuen regulären Bundesregierung sollen neue Gelder für Arbeitsprojekte wie im Zirkusmuseum wieder über das Jobcenter freigeschaltet werden.

Ähnlich wie den Zirkusfans in Buckau geht es auch anderen Einrichtungen. Die Telemann-Ausstellung im Gartenhaus des Klosterbergegartens gehört ebenso dazu. Die Schau im Gartenhaus konnte nur während der Telemann-Festtage im März gezeigt werden. Es fehlt Personal.

Ähnliches droht dem Iba-Shop in der Regierungsstraße, ein langjähriges Projekt der AQB-Gesellschaft mit dem Stadtplanungsamt. Doch ohne Leute kann auch dort der Betrieb nicht wie bisher aufrecht gehalten werden. Eine Gnadenfrist gibt es hier allerdings noch. Anders als im Zirkusmuseum lief die Förderung nicht zum 1. April aus, sondern steht noch bis Ende des Monats. Trotzdem haben dort Partner wie der Kultur- und Heimatverein Angst, dass ihnen der Iba-Shop als Heimstätte für Vorträge verloren geht. Karl-Heinz Reps: „Wir hoffen, dass sich noch eine Lösung findet.“

„Wenn es nach uns geht, wird es an den betroffenen Stellen auch künftig weitergehen“, sagt Alexandra Rießler, Geschäftsführerin der städtischen Gesellschaft AQB. Sie fungiert praktisch als Scharnier zwischen dem Jobcenter, das rund 50 Langzeitarbeitslose an die AQB vermittelt, und legt „Maßnahmen“ wie im Iba-Shop oder dem Zirkusmuseum für insgesamt bis zu 50 Männern und Frauen auf, in denen dann beiden Seiten geholfen wird: den Arbeitsuchenden und den Einrichtungen, in denen sie arbeiten. „Wir sind aber abhängig von der Finanzierung. Und die war wegen der langen Regierungsbildung auf Eis gelegt. Deshalb enden die Maßnahmen in den Einrichtungen, ohne dass wir sagen könnten, es geht weiter.“

Allerdings: Für die nächsten Tage versprüht Alexandra Rießler Hoffnung. „Wir gehen davon aus, dass die Gelder in Kürze freigegeben werden. Dann werden wir sehen, was wir an Projekten fortführen können.“ Möglicherweise ist dann auch der Zirkus ums Museum für Manege und Artisten beendet. Immerhin knapp 1000 Besucher wurden seit November durch die Zirkuswelt geführt.

Darunter war übrigens auch ein Gast, der selbst mal im Zirkusmuseum Bürgerarbeit leistete und für den dieser befristete Einsatz ein Sprungbrett zurück in reguläre Arbeit war. Zirkusmuseumschef Gerhard Mette: „Sie kam als Erzieherin mit einer Gruppe zurück an den Platz, der ihr geholfen hatte, die Arbeitslosigkeit zu überstehen.“ Und das ist ja das eigentliche Ziel solcher Maßnahmen, die momentan noch auf der Kippe stehen.