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Pfandsystem Bechern ohne Müll in Magdeburg

Nach dem Vorbild anderer Städte soll in Magdeburg ein Pfandsystem dafür sorgen, dass der "Coffee to go" keine Müllberge mehr produziert.

Von Katja Tessnow 14.07.2017, 01:01

Magdeburg l Nicht nur Genussmenschen, sondern auch Umweltfreunde raufen sich die Haare im Angesicht des zeitgemäßen Kaffeegenusses auf der Straße. Den „Coffee to go“ (Kaffee zum Mitnehmen) haben heute so gut wie jede Bäckerfiliale und zahlreiche andere Geschäfte im Angebot. In der Regel wird er im Pappbecher mit Deckel gereicht und fliegt nach dem Verzehr des Getränks in die Tonne – bestenfalls.

Auf Antrag der Grünen hat der Stadtrat Magdeburg im April 2017 das Umweltdezernat beauftragt, „kommunale Strategien zur Vermeidung von Einwegbechern“ zu prüfen. Das Ergebnis liegt seit dieser Woche vor und fällt eindeutig aus und heißt sinngemäß: wird gemacht.

Konkret plant der Städtische Abfallwirtschaftsbetrieb die Einführung eines Pfandsystems nach dem Vorbild von Freiburg im Breisgau. Dort schenken Bäckereifilialen und andere Geschäfte Mitnehmgetränke seit November 2016 im sogenannten „Freiburg-Cup“, zu Deutsch in der Freiburg-Tasse aus. Der Kunde zahlt einen Euro Pfand und kann den Becher wieder im Laden abgeben, wo er gereinigt und neu befüllt wird.

Nach Angaben der Freiburger Projektleitung sind inzwischen rund 14.000 Freiburg-Cups im Umlauf und reduzierten den Einwegbechermüll um aktuell 10 bis 15 Prozent. Viele Geschäfte bieten den Kaffee im Mehrwegbecher zudem preiswerter als im Einweggeschirr an.

Das ausbaufähige Ergebnis hat die Magdeburger Stadtverwaltung überzeugt. Der hiesige Umweltbeigeordnete gibt zu Protokoll, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb den Erfahrungsaustausch mit Freiburg in den kommenden Monaten vertiefen und eine Einführung des Modells in Magdeburg vorbereiten wolle.

Neben der Gewinnung von Mitstreitern, also Geschäften, die freiwillig zum Mitmachen bereit sind, müsse ein spezieller Becher entworfen und produziert sowie die Finanzierung des Projektes geklärt werden. In Freiburg beliefen sich die Kosten auf rund 24.000 Euro. Der Umweltbeigeordnete schlägt die Umlage der Kosten auf die Abfallgebühren vor.

Eine Anfrage der Volksstimme zur Bewertung der Magdeburger Initiative an das für Hygienefragen in Sachsen-Anhalt zuständige Landesamt für Verbraucherschutz blieb am Donnerstag unbeantwortet. Auf Landesebene gibt nach Recherchen der Stadtverwaltung aktuell Hessen den Vorreiter in Sachen Mehrwegbecher und sogar offizielle Handlungsempfehlungen (samt Hygienehinweisen) im Rahmen der Initiative „BecherBonus" aus.

Eine Blitzumfrage unter Magdeburger Filialbetreibern mit „Coffee to go“-Angebot ergab einen höchst unterschiedlichen Umgang mit dem Thema Müllvermeidung. Während manche Geschäfte wie die Gehrke-Großfiliale am Hasselbachplatz selbst Mehrwegbecher verkaufen und auch gerne mitgebrachte Becher der Kundschaft befüllen wie das Eiscafé Venezia im City-Carré, lehnen andere wie die Bäckerei Sprung am Ulrichplatz und ebendies mit Verweis auf Hygienevorschriften kategorisch ab und bevorzugen die Einwegvariante aus Pappe.

Die Stadt plant die möglichst groß angelegte Einführung des Magdeburger Mehrwegbechers anlässlich der Europäischen Woche der Abfallvermeidung im November 2018.