Verpachtung soll Stadtkasse schonen und Sauberkeit erhöhen - Nutzer müssen nun zahlen Privater Betreiber für öffentliche Toiletten: Erfolgsmodell oder "Griff ins Klo"?
Magdeburg testet den "Toiletten-Taler". Fünf öffentliche WC-Anlagen betreibt nun ein privater Pächter. Wer dort mal muss, hat zunächst ein 50-Cent-Stück in den Münzautomaten zu werfen. Dafür sollen die stillen Örtchen sauberer werden. Die ersten Erfahrungen sind zwiespältig.
Magdeburg l Aus freien Stücken nutzt sie wohl kaum einer: Den öffentlichen Toiletten geht ihr schlechter Ruf und Geruch voraus, der sich im Ernstfall allzu oft auch bestätigt.
"Ich gehe selbst auch nicht gern auf öffentliche Toiletten", sagt eine Reinigungsfrau der Mitteldeutschen Verkehrsflächen- und Verkehrsmittelreinigung GmbH (MVVR). Sie putzt die fünf von ihrem Unternehmen neuerdings gepachteten städtischen WC-Anlagen.
Die sollen sauberer werden. So hatte es jedenfalls Magdeburgs Ordnungsbeigeordneter Holger Platz (SPD) unlängst zur offiziellen Toiletten-Übergabe an den Pächter verkündet.
Doch übelriechende "Überraschungen" gibt es immer wieder. "Einige machen schlichtweg irgendwo in die Ecke, das ist wirklich sehr unangenehm für die Mitarbeiterinnen", sagt MVVR-Geschäftsführer Volker Jähnichen: "Auf den öffentlichen Toiletten gilt offenbar für viele Nutzer das Prinzip ,Nach mir die Sintflut\'."
Zu den schlimmsten öffentlichen Toiletten der Stadt gehöre die am höchsten frequentierte Anlage an der Buttergasse mitten in der City, sagt Jähnichen: "Da kriegt man den Geruch beim besten Willen kaum noch weg." Einen festen Mitarbeiter vor Ort zu postieren, rechne sich für die Firma nicht.
Buttergasse, Petriförder, Fürstenwall, Schiffshebewerk und Lemsdorfer Weg/Halberstädter Straße - das sind die fünf WC-Stationen, die seit dem 1. März die MVVR betreibt. An diesen Stationen ist nun der "Toiletten-Taler" fällig. Zunächst läuft eine Testphase bis Ende des Jahres. Die Münzautomaten geben an diesen Orten die Eingangstür nur gegen Einwurf eines 50-Cent-Stückes frei. Ausnahme ist der Petriförder, wo sich das stille Örtchen auch mit 10- und 20-Cent-Münzen öffnen lässt.
Mit einem Zuschuss von der Stadt und den Einnahmen aus den Münzautomaten muss die MVVR nach Aussage des Geschäftsführers die Kosten für Strom und Wasser, Toilettenpapier und Seife, Winterdienst und Beseitigung von Vandalismusschäden bestreiten. Die klamme Kommune spart so Geld ein, die Nutzer zahlen.
Für die MVVR, die im Kerngeschäft Haltestellenhäuschen und MVB-Fahrzeuge reinigt, sei das Modell durch "Synergie-Effekte" auf den ersten Blick interessant, erklärt der Geschäftsführer des Unternehmens mit 60 Mitarbeitern. Hauptgesellschafter sind die Magdeburger Verkehrsbetriebe.
Ob sich der Toilettenbetrieb für die MVVR tatsächlich rechnet oder sich als sprichwörtlicher "Griff ins Klo" erweist, ist für den Chef noch nicht ausgemacht: "Das hängt nicht zuletzt von den Nutzerzahlen ab. Da die Freiluftsaison gerade erst begonnen hat, kann ich dazu noch keine Einschätzung abgeben."
Eine Statistik der Stadt weist für die Buttergasse durchschnittlich 133 Besucher pro Tag aus, für den Lemsdorfer Weg hingegen nur 45.
In puncto Sauberkeit jedoch legt der MVVR-Geschäftsführer die Hände für sein Team ins Feuer: "Gereinigt wird dreimal täglich nach allen Regeln der Kunst, an der Buttergasse mindestens viermal. Wir geben uns sehr viel Mühe, können aber die Leute schwer beeinflussen."
Im privaten wie im kommunalen WC die goldene Regel: "Halte die Toilette so sauber, wie du sie selbst vorfinden möchtest." Und: Ohne Klimpergeld bleibt nun manche Magdeburger Klotür dicht.