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Freizeit für Familien Puppentheater Magdeburg: „Unser kunterbuntes Leben“ - eine Rezension

Ein Stück über Menschen und Reisen, über das Flüchten und das Ankommen, über das Miteinander und die Sprache – im Puppentheater Magdeburg gab es dazu eine Premiere.

Von Martin Rieß 20.05.2025, 07:00
"Alle da! Unser kunterbuntes Leben" im Puppentheater Magdeburg
"Alle da! Unser kunterbuntes Leben" im Puppentheater Magdeburg Foto: Viktoria Kühne/PT

Magdeburg - „Alle da! Unser kunterbuntes Leben“ heißt es seit gestern im Puppentheater Magdeburg. Sabine Schramm und die Katze Maunz begleiten das Publikum ab sechs Jahren auf eine Reise zu den Menschen.

Am Anfang stehen die Fragen: Was macht uns als Menschen aus? Was unterscheidet uns – und was verbindet uns? Lachen, weinen, spielen, lieben, zuhören, Geschichten erzählen: Diesen großen Themen nähert sich das Stück mit einer ebenso klugen wie berührenden Inszenierung, die gestern am Theater Magdeburg Premiere feiert.

Das ist die Idee hinter „Alle da! Unser kunterbuntes Leben“

Die Produktion bietet eine behutsame, unterhaltsame und zugleich tiefgründige Einführung in Themen wie Flucht, Vorurteile und das Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft. Die inhaltliche Klammer bildet die Erkenntnis: Alle Menschen stammen ursprünglich aus Afrika. Von dort aus haben sie sich über die ganze Welt verbreitet – und trotz aller äußerlichen Unterschiede gibt es vieles, das sie verbindet.

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Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Anja Tuckermann und Tine Schulz und wurde von Karin Eppler für die Bühne adaptiert. Eppler führt auch Regie in dieser Magdeburger Inszenierung. Sabine Schramm steht allein auf der Bühne – und schafft es mit Leichtigkeit, Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu fesseln.

Unterstützt wird sie dabei von einem kreativen Bühnenkonzept: Sabine Effmert zeichnet verantwortlich für Bühne, Kostüme und Puppen, während Svea Haugwitz die dramaturgische Leitung innehat. Entstanden ist das Stück ursprünglich am Theater Altenburg Gera in der Spielzeit 2021/22 .

Darum lohnt sich der Besuch in dem Stück

„Alle da!“ ist kein klassisches Märchentheater. Es arbeitet in knackigen 40 Minuten mit Elementen des Erzähltheaters, Puppenspiel, Schattenbildern und direkter Interaktion mit dem Publikum. Von Beginn an werden die jungen Zuschauer mit einbezogen: Was machen Menschen schon immer? Welche Feste feiert ihr? Diese scheinbar einfachen Fragen eröffnen Räume für Reflexion, Austausch und Empathie – auch über den Theaterraum hinaus.

Im Detail geht es in dem Stück um die Frage: Warum verlassen Menschen ihre Heimat? Die Antworten darauf sind vielfältig: Manche ziehen um, weil sie einen neuen Job gefunden haben. Andere, weil sie sich verliebt haben. Wieder andere, weil das Wetter in einem anderen Land besser ist. Und viele verlassen ihre Heimat, weil sie dort nicht sicher sind: wegen Krieg, Hunger, Armut, politischer oder religiöser Verfolgung.

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Unter die Haut geht hier der Einsatz des Schattentheaters. Mit diesem werden Szenen aus dem Krieg gezeigt – ganz im Kontrast zu den farbenfrohen Miniaturen der Szenen, die das Mensch-Sein zeigen.

Eindrücklich ist die Geschichte von Samira aus Syrien, die vor dem Krieg fliehen musste. Das Publikum begleitet sie auf einem Jahr Flucht, von der Enge und Angst in einem Lkw, von Zwischenstopps, Unsicherheit – und davon, wie sie schließlich in einer Flüchtlingsunterkunft ankommt. Jetzt darf sie wieder zur Schule gehen, wieder Kind sein.

Mauz aus Ägypten, eine sprechende Figur, bringt eine wichtige Perspektive ein. Für ihn fühlt sich die fremde Sprache an wie ein Haus, in dem man sich verlaufen kann – und die vertraute Sprache wie das eigene Zuhause. Mauz kommentiert auf witzige und schlaue Weise das Geschehen und erinnert daran: Menschen sind manchmal ganz schön kompliziert.

Weitere humovolle Ideen in dem Stück im Magdeburger Puppentheater

Eine der humorvollsten, zugleich klügsten Szenen des Stücks, zeigt, wie schnell sich Vorurteile und Fehlinformationen verbreiten. Am Anfang steht in dieser kleinen Geschichte in der Geschichte ein Mann in Magdeburg mit einer Katze auf dem Kopf. Was daraus folgt, entlarvt augenzwinkernd, wie gefährlich und absurd Verallgemeinerungen sein können. Es zeigt, wie schnell aus einer einzelnen Beobachtung ein stereotypes Bild wird – das dann über Kontinente hinweg seine eigene Realität entfaltet.

„Alle da!“ ist ein kindgerechtes Stück mit Tiefgang. Es zeigt auf berührende Weise, dass jede Flucht eine individuelle Geschichte hat. Dass Migration nicht nur mit Not, sondern auch mit Hoffnung, Abenteuerlust und der Suche nach einem besseren Leben zu tun hat. Und dass Diversität unser Leben reicher macht.

Die bislang terminierten Vorstellungen heute sowie vom 26. bis 28. Mai jeweils um 9 und 10.30 Uhr im Puppentheater Magdeburg in der Warschauer Straße 25 sind ausverkauft. Gegebenenfalls gibt es an der Tageskasse noch Restkarten.