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Awo-Umzug Raus aus der Magdeburger Luxus-Wohnanlage

Ende 2015 ist der Umzug der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in die Magdeburger Messma-Lofts mit viel Kritik bedacht worden.

06.07.2017, 23:01

Magdeburg l Mit „exklusiven und hochwertigen Loftwohnungen“ werben die Investoren der Messma-Lofts an der Schönebecker Straße. In diese Luxus-Wohnanlage zieht Ende 2015 die Geschäftsstelle des Awo-Kreisverbandes Magdeburg ein – Schuldnerberatung, Jugendmigrationsdienst sowie Suchtberatung befinden sich von da an im Erdgeschoss des neuen Wohnkomplexes.

Ein Großteil der Mitarbeiter kann sich damit offenbar nur schwer identifizieren. Als „völlig unpassende Umgebung“ wird der neue Standort in einem Mitarbeiterbrief bezeichnet. 140 Awo-Mitarbeiter unterschreiben damals den Brief. Sie wollen ihren alten „gewachsenen Standort“ nicht verlassen. Doch nichts hilft, der Umzug ist beschlossene Sache – ein mehrjähriger Mietvertrag bereits abgeschlossen.

Seit Anfang Juli 2017 sind die Mitarbeiter wieder zurück an ihrem alten Platz, dem Awo-Traditionshaus „Marie Arning“ an der Thiemstraße. Doch dazwischen liegt ein komplizierter Rechtsstreit. Nach Volksstimme-Informationen hätten die Awo-Beratungsstellen laut Mietvertrag fünf Jahre in den Messma-Lofts bleiben sollen. Dass der Magdeburger Wohlfahrtsverband früher aus dem Vertrag herauskommt, muss hart erkämpft werden, inklusive Gerichtsprozess.

Welche Kosten dadurch sowie infolge des Hin- und Herziehens entstanden sind, dazu gibt es vom Magdeburger Awo-Verband keine Antwort. Was Franziska Manske von der Awo-Geschäftsstelle allerdings erklärt: „Die Mitarbeiter begrüßen den Rückzug.“ Vor allem die Beratungsstellen würden sich freuen, wieder am alten Standort zu sein. Das „Marie Arning“-Haus existiert seit 1999 und hat sich „in der Vergangenheit als Anlaufstelle für Ratsuchende“ etabliert, macht die Sprecherin deutlich.

Was noch gut ankommt: Die Räume in der Thiemstraße seien in der Zwischenzeit verschönert und die Technik des Hauses instand gesetzt wurden.

Einige Mitarbeiter atmen nach dem Rückzug auf. Denn von Beginn an gab es Probleme in dem Wohnkomplex an der Schönebecker Straße. Heizungen und sanitäre Anlage funktionierten anfangs nicht einwandfrei. Und das zu einem höheren Mietpreis.

Neben den Räumen für die Beratungsstellen im Erdgeschoss hatte sich die damalige Geschäftsführerin ein Büro in einer der edlen Loft-Wohnungen einrichten lassen. Die Geschäftsführerin musste im Sommer 2016 gehen. Ihre Nachfolge tritt Andrea Zander an. Und damit kein leichtes Erbe: In den vergangenen Jahren habe es den Mitarbeitern des Magdeburger Kreisverbandes immer mehr an „offener Kommunikation und Transparenz“ gefehlt, heißt es in dem Mitarbeiterbrief. Der Kreisvorstand habe sich gänzlich unansprechbar gezeigt. Im Dezember 2016 wird der Vorstand komplett ausgewechselt.

Auf Volksstimme-Anfragen zu den Vorwürfen gibt sich der Verband wortkarg. Auch in einer aktuellen Nachfrage will sich niemand zu den Gründen für den Umzug in die Schönebecker Straße vor anderthalb Jahren äußern. Am 8. September wird der Awo-Kreisverband sein „Zurück im Kiez“ öffentlich in der Thiemstraße 12 feiern.