Die Professorin Dr. Saskia Luther weiß: Kosenamen sind so alt wie die Menschheit Schatzi, Mausi, Zuckerschnute: Viele Magdeburger nutzen Geheimcode der Liebe
Mausebär, Schatzi oder Zuckerschnute: So oder so ähnlich nennen viele Menschen ihre Liebsten. Die Magdeburger Professorin Dr. Saskia Luther ist diesem Phänomen auf Bitten der Redaktion nachgegangen.
Magdeburg l Mein Schatz, mein Engel, mein Mäuschen - wenn Außenstehende Ohrenzeugen solcher Namensgebungen werden, so wirkt das auf sie durchaus befremdlich bis peinlich, aber für die Beteiligten dienen sie schlicht dazu, ein wohliges Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen. Auch wenn es ungern zugegeben wird: Fast jeder besitzt einen Kosenamen oder vergibt solche.
Die Magdeburger Professorin Dr. Saskia Luther kennt sich in der Namensforschung bestens aus und sagt dazu: "Es gibt Kosenamen, solange es die Menschheit gibt. Sie drücken ein Bedürfnis aus, die Beziehung zum Gegenüber zu beschreiben." Manch einer wird sich deshalb schon gefragt haben, warum er ausgerechnet ein "Häschen" und kein "Supermann" geworden ist, aber das kann man sich eben nur in den seltensten Fällen aussuchen. Allerdings entstehen Kosenamen auch nicht immer zufällig. "Häufig sind es entweder Äußerlichkeiten, die den Kosenamen prägen, oder ein Ereignis, das zwei Menschen verbindet und wie ein Geheimcode fungiert", erklärt die Expertin Saskia Luther.
Wie individuell oder außergewöhnlich der eigene Kosename ausfällt, ist von Mensch zu Mensch völlig verschieden. Trotzdem gibt es ein gewisses Muster, nach dem sich die Häufigkeiten bestimmter Bezeichnungen erklären lassen: "Untersuchungen belegen, dass unter Liebespaaren die Verkleinerungsformen von Tiernamen vorherrschend sind. Interessant ist, dass dabei meist Tiere gewählt werden, die allgemein eher unbeliebt sind. Zum Beispiel werden ¿Schneckchen\', ¿Motte\' oder ¿Mausi\' häufig verwendet. Ebenfalls beliebt sind die Begriffe aus der Welt der Süßwaren wie ¿Schnittchen\', ¿Süße\' und ¿Schleckerli\'", sagt die Magdeburger Professorin. Dass hinter all diesen Liebkosungen eine langjährige Entwicklung in der Sprachgeschichte steckt, liegt auf der Hand: "Wir alle haben offizielle Namen - den Ruf- und den Familiennamen. Bis ins 14. Jahrhundert gab es im deutschsprachigen Raum vielerorts allerdings nur den Rufnamen. Es ist davon auszugehen, dass schon damals persönlichere Abwandlungen verwendet wurden. Diese können natürlich sowohl positiv als auch negativ ausfallen. Bei negativen Beispielen drückt man eine Distanzhaltung zum Gegenüber aus. So gab es neben den offiziellen Namen auch immer schon den Gebrauch eines inoffiziellen Namens", erklärt die Expertin.
Ob man den eigenen Kosenamen nun geheim hält, oder dem Partner lauthals auf der Straße ein "Warte, meine kleine Schnullerbacke" hinterherruft, bleibt Privatsache. Trotzdem haben einige mutige Magdeburger ihren Kosenamen preisgegeben und dabei demonstriert, wie vielfältig die Palette der inoffiziellen Benennungen doch sein kann ...