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Schließung Letztes Bier in Magdeburger Kiez-Kneipe

Der Magdeburger Wirt Marcel Guderjahn schließt seine Gaststätte im Buckauer Engpass.

Von Peter Ließmann 02.05.2018, 16:00

Magdeburg l „Seit ich den Entschluss am Freitag bekanntgemacht habe, war es emotional schon ganz schön hart“, sagt Marcel Guderjahn im Volksstimme-Gespräch. Denn leicht ist ihm der Entschluss, die Kiez-Kneipe im Buckauer Engpass zu schließen, nicht gefallen. „Das war seit 2009 mein Wohnzimmer, wie für viele meiner Gäste auch.“

Aber der Entschluss stehe fest. Am 30. April 2018  wurde das letzte Bier gezapft. Und es sind familiäre Gründe, warum Guderjahn die Kneipentür für immer von außen abgeschlossen hat. „Ich habe ein Kind, und ich möchte nicht verpassen, wie es aufwächst.“ Kneipenwirt ist ein Rund-um-die-Uhr-Job, vor allem steht er abends und nachts hinter dem Tresen „Da kommt die Familie zwangsläufig viel zu kurz“, findet der Buckauer Kneiper. Das will er ändern. „Es ist ein harter Schnitt.“

2007 haben Guderjahn und ein Geschäftspartner die ehemalige Schlachterei im Engpass in Magdeburg übernommen und ein Frühstück-Bistro daraus gemacht. „Nach einer Weile lief das aber nicht mehr ganz so gut, es musste was Neues passieren“, erzählt Marcel Guderjahn. Er entschloss sich, eine Kiez-Kneipe daraus zu machen. „Wenn ich den Leuten das damals erzählt habe, haben die alle gesagt: Bist du verrückt, hier ist doch nichts los.“

Guderjahn glaubt aber an Buckau und dass sich dieser Magdeburger Stadtteil entwickeln wird. Er behält recht. Eine Kunst- und Kulturszene entwickelt sich und die Kiez-Kneipe wird zu einem ihrer Treffpunkte. Dabei nimmt Guderjahn den Begriff „Kiez“ sehr ernst. „Ich wollte immer, dass sich hier alle Buckauer abends zum Bier treffen können“, sagt er, darum hat er unter anderem den Preis für das Glas Bier immer versucht, moderat zu halten.

Und wie geht es mit der Kneipe weiter? Es gebe ein, zwei Interessenten, mit denen man im Gespräch sei. Allerdings möchte Marcel Guderjahn gern, dass die Kiez-Kneipe auch eine Kneipe für den ganzen Kiez bleibt. Wenn Leute mit viel Geld kommen, investieren und die Kneipe verändern würden, wäre das mehr als schade, sagt der Kiezwirt, der übrigens seine Frau in der Kneipe kennengelernt und sie dort auch geheiratet hat.

Und so ganz hat sich Marcel Guderjahn von seiner Kiez-Kneipe auch noch nicht verabschiedet. „Jetzt ist erst einmal zu, aber wer weiß, was in ein paar Jahren ist ...?“

Ein Projekt, das der „Kneiper aus Leidenschaft“ noch im Auge hat, ist untrennbar mit der Kiez-Kneipe verbunden: „Ich habe so viel in dieser Kneipe erlebt, daraus werde ich ein Buch machen. Ich habe lange ein Kneipen-Tagebuch geschrieben, das wird mir dabei helfen.“