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Schulwegsicherheit Keine Vorfahrt für Elterntaxi in Magdeburg

Die Grünen im Magdeburger Stadtrat fordern, das Umfeld aller Grundschulen auf Verkehrssicherheit zu testen.

Von Katja Tessnow 19.02.2020, 00:01

Magdeburg l Ein hohes Verkehrsaufkommen im Umfeld von Grundschulen ist der Normalfall und das Phänomen „Elterntaxi“ schon viel diskutiert. Das tägliche Chaos vor Schulbeginn war auch Motivation für den Appell der Grundschule „Am Grenzweg“ in Neu-Olvenstedt an die Elternschaft, Erstklässler zu deren eigener Sicherheit bitte nicht mit dem Rad zur Schule zu schicken. Der Aufschrei folgte auf den Fuß.

Statt Eltern und Kinder bei der Wahl des Verkehrsmittels für den Schulweg zu reglementieren, solle sich die Schule lieber um Verbesserungen für die Verkehrssicherheit im Schulumfeld starkmachen, so der Tenor in großen Teilen der Elternschaft längst nicht nur der Grenzweg-Schule. Das „Fahrradverbot“ an der Magdeburger Grundschule machte weit über die Stadtgrenzen hinaus unrühmliche Schlagzeilen, weil sich Pädagogen und Wissenschaftler einig sind, dass eine frühe Selbstständigkeit auf dem Schulweg der kindlichen Entwicklung dient.

Die Fraktion Grüne/future! im Stadtrat greift das Thema nun in einem stadtübergreifenden Prüfantrag mit Blick auf alle 36 (kommunalen und freien) Magdeburger Grundschulen auf. Ziel: Der Schulweg müsse „selbstverständlich zu Fuß, per Fahrrad oder per ÖPNV“ zurückgelegt werden können. Wo dies aktuell Gefahren berge, müsse in Verbesserungen mit Blick auf die Verkehrssicherheit investiert werden.

Aus Sicht von Grüne/future! sollen dafür folgende Möglichkeiten erwogen werden:

▶ Einrichtung von Tempo-20-Zonen oder zeitlich begrenzte Temporeduzierung auf 20 Stundenkilometer im Umfeld von Schulen;

▶ zeitlich begrenzte Einfahrts- oder Halteverbote;

▶ aufgepflasterte Straßenquerungen;

▶ Mittelinseln, Fußgängerüberwege, andere Querungshilfen;

▶ Zufahrtsstraßen zu Grundschulen zu Fahrradstraßen umwidmen;

▶ Prüfung von Einbahnstraßenregelungen;

▶ Einsatz von ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Verkehrslotsen;

▶ Einrichtung von Elternhaltestellen mit Abstand zur Schule;

▶ Maßnahmen zur Verhinderung von zugeparkten Rad- und Fußwegen sowie

▶ Erstellung von Schulwegplänen in Zusammenarbeit mit Schulleitung, Eltern und Polizei.

Ihren Zehn-Punkte-Plan verstehen Grüne/future! als Anregung. Zur Diskussion soll die Stadtverwaltung die Elternvertretungen der einzelnen Grundschulen in die Analyse der Schulwegsicherheit einbeziehen. Die Fraktion verweist zur Begründung ihrer Initiative auf Signale nicht nur von Eltern der Grenzweg-Grundschule, sondern aus einer Reihe anderer Einrichtungen, „dass es für Schüler der ersten Klassen aus ihrer Sicht keinen sicheren Schulweg für alle Mobilitätsformen gibt“. Diese Sorgen müssten auch im Sinne der schulischen Verkehrserziehung und der Hinführung von Kindern zu einer altersgerechten, sicheren und selbstständigen Mobilität ernst genommen werden.

Umgekehrt drohe eine „Spirale der Unsicherheit“ zu noch mehr „Elterntaxi“-Verkehr vor den Schulen und damit einhergehend einer tatsächlichen Verschlechterung der Verkehrssicherheit.

Der Antrag steht am Donnerstag im Stadtrat zur Abstimmung. Findet er eine Mehrheit, muss die Verwaltung bis zum vierten Quartal 2020 Ergebnisse der Sicherheitsanalyse vor Schultoren vorlegen.