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Sicherheit für die Schmutzwasserentsorgung bis zum Klärwerk Gerwisch / Umfangreiche Ersatzpflanzungen Sechs Meter breite Schneise für Abwasserkanal bis Klärwerk Gerwisch: SWM müssen 190 Bäume fällen

Von Karl-Heinz Kaiser 02.02.2012, 04:19

Dieser Tage starten die Städtischen Werke Magdeburg (SWM) eine für viele Elbestädter unpopuläre Aktion: Sie fällen u. a. im Biederitzer Busch 190 Bäume. Grund: Das Unternehmen sichert die beiden Abwasserhauptkanäle zum Klärwerk Gerwisch.

Magdeburg/Gerwisch l Gesetzliche Auflagen und technische Regelwerke erfordern nach Angaben von Pressesprecherin Cornelia Kolberg den nicht unerheblichen Einschnitt in die Natur. Es müsse ein drei Meter breiter Schutzstreifen zu beiden Seiten der insgesamt zwei unterirdischen Trassen zum Klärwerk freigehalten werden. Allein Wurzeleinwüchse von Bäumen können die Kanäle beschädigen, sagte sie.

Auflagen an das Unternehmen von den Umweltbehörden

Das aber wäre für Magdeburg und die umgebende Natur fatal: Austretende Schmutzbrühe würden zum Beispiel das Grundwasser kontaminieren. Und: Durch die beiden Leitungen - eine ab Pumpwerk Cracauer Anger (6,5 Kilometer lang), die andere ab Hauptpumpwerk Nord (3,5 Kilometer) fließt sämtliches Abwasser der Landeshauptstadt. Das sind im Jahr rund 14,6 Kubikmeter.

Zielpunkt ist das von der Stadt gebaute Klärwerk Magdeburg/Gerwisch.

Cornelia Kolberg zu den Größenordnungen des geplanten Eingriffs mit der Motorsäge: "Im Magdeburger Gebiet werden insgesamt 143 Bäume gefällt. Im Jerichower Land sind es 47." Größtenteils handele es sich um Linden, Kastanien, Eichen und Eschen.

Die geplanten Fällungen seien von allen Fachbehörden bearbeitet und mit entsprechenden Auflagen zur Ersatzpflanzung genehmigt worden, hieß es weiter von den SWM. Außerdem würden die Eingriffe bzw. deren Behebung in den naturschutzfachlichen Pflege- und Entwicklungsplan der Landeshauptstadt eingebunden werden.

Die Umweltbehörde bestätigte gestern. Das Anliegen rechtfertige die Aktivitäten. Das sei so abgestimmt und festgelegt worden, sagte OB-Pressesprecher Michael Reife nach Rücksprache im Umweltamt.

Laut Cornelia Kolberg starten die Fällungen in diesen Tagen und müssen bis zum 28. Februar abgeschlossen sein. In Magdeburg beginnt die Fällaktion an der Eisenbahnbrücke Herrenkrugpark. Sie tangiert die Anlage des Herrenkrughotels und den Biederitzer Busch und führt bis nach Gerwisch. Für die andere Leitung ab Pumpwerk Nord in der Alten Neustadt müssen im Ehleumflutgebiet Bäume fallen.

Auch der Umfang der Ersatzpflanzungen ist vorgegeben. Sie beginnen im Herbst, kündigte Cornelia Kolberg an. Im Gebiet der Landeshauptstadt ist die Neupflanzung von 50 größeren Eichen festgesetzt worden. Außerdem wurde das Unternehmen mit der Kultivierung und Begradigung von Flächen und der Herstellung des Wiesencharakters beauflagt, auch das gemäß der Vorgabe der Pflege- und Entwicklungsplanung. Im Jerichower Land werden 263 junge Stileichen und Schwarzpappeln neu gepflanzt.

Zu den Auflagen gehört außerdem, dass die SWM teilweise bis zu fünf Jahre lang die Aufwuchspflege übernehmen müssen.

Kostspielige höherwüchsige Bäume

In Magdeburg handele es sich bereits um kostspielige höherwüchsige Bäume, deshalb sei die Anzahl der Ersatzpflanzungen hier geringer als im Jerichower Land, erläuterte die SWM-Presesprecherin.

Die Maßnahmen stabilisieren weiter die Abwasserentsorgung in Magdeburg. Pro Tag fallen durchschnittlich 40 000 Kubikmeter Abwasser an. Bei Regen können es 120 000 Kubikmeter sein. Die Abwässer werden in dem von der Stadt errichteten Klärwerk in Gerwisch gereinigt, auf Trinkwasserqualität gebracht und in die Elbe geleitet.