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Sicherheit Magdeburger "Hassel" bleibt, wie er ist

Von Beleuchtung bis Toilette - die Stadtverwaltung Magdeburg lehnt bauliche Veränderungen am Hasselbachplatz ab.

Von Katja Tessnow 25.05.2018, 01:01

Magdeburg l Im Juni 2017 lieferten sich rund 150 überwiegend junge Männer am Hasselbachplatz in Magdeburg eine nächtliche Straßenschlacht mit der Polizei. Die Krawalle nach der spontanen FCM-Aufstiegsparty im April 2018 waren der vorläufig letzte Höhepunkt unschön ausufernder Gelage am Platz im südlichen Stadtzentrum.

Die Junikrawalle von 2017 lösten einige Betriebsamkeit bei der Stadt Magdeburg und Polizei aus. Die Stadt stellte neues Personal für den eigenen Ordnungsdienst ein und weitete dessen nächtliche Dienstzeiten aus. Polizei und Stadtordner pflegen inzwischen gemeinsame Streifen. So weit. Die Ideen zur Befriedung des Platzes gingen im Stadtrat allerdings weit hinaus über die simple Verstärkung der Präsenz von Ordnungskräften.

Auf Antrag der Grünen beauftragte der Rat den Oberbürgermeister mit der Prüfung eines ganzen Ideenkataloges unter dem Titel „Ein Hassel für alle“. Außerdem fordern die Grünen die Auslobung eines städtebaulichen Wettbewerbes zur Aufwertung des „Hassel“. Die Verwaltung hat jetzt zu beiden Anträgen Informationen verfasst, die eine Umsetzung überwiegend nicht in Aussicht stellen.

Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann räumt eine ganze Reihe von „verkehrlichen Missständen“ ein, welche die Aufenthaltsqualität vor Ort mindern, empfiehlt den Rückbau von Radwegen (alternative Spuren mit Schutzstreifen auf der Fahrbahn), die Schaffung von Furten für Fußgänger, einen gepflasterten Innenring im Kreisverkehr, breitere Haltestelleninseln und zusätzliche Rad- und Fußgängerquerungen.

Allerdings sei ein Umbau kurz- und mittelfristig schwierig, weil Hasselbachplatz, Liebigstraße, Breiter Weg, Leibniz-, Stern- und Otto-von-Guericke-Straße im Bereich zwischen 1996 und 2004 mit Fördermitteln ertüchtigt wurden. Deren Zweckbindung liefe erst zwischen 2021 und 2029 aus, so Scheidemann – bei vorherigen Umbauten oder wesentlichen Veränderungen drohten Rückzahlungsforderungen inklusive Strafzinsen des Fördermittelgebers (Land Sachsen-Anhalt).

Auch die meisten weiteren Ideen der Grünen sind aus Verwaltungssicht nicht umsetzbar:

  • Öffentliche Toilette: kein geeigneter Standort, räumliche Enge, einzig denkbare Standorte zu dicht in der Nähe von Außengastronomie bzw. Wohnbebauung.
  • Mehr Sitzgelegenheiten unter freiem Himmel: keine Zustimmung im Stadtrat.
  • Neues Beleuchtungskonzept: „Die Verwaltung sieht hier keinen Handlungsbedarf.“ Die bestehende Beleuchtung sei ausreichend.
  • Tempo 20 am Abend: keine Zustimmung im Stadtrat.
  • Mehr Platz für Außengastronomie: kein Bedarf von Gastronomen angemeldet.
  • Mehr Kontrollen von Polizei/Ordnungsamt: realisiert.
  • Freies WLAN-Netz für alle: im Stadtrat abgelehnt.
  • Liebigstraße in eine Fahrtrichtung öffnen (Ergänzungsantrag CDU): wird aus verkehrlichen Erwägungen und wegen drohender Fördermittelrückzahlungen abgelehnt.

Am Ende reduziert die Stadtverwaltung Magdeburg die Hassel-Belebungsinitiative auf mehr Ordnungs- und Polizeigewalt vor Ort. Außerdem soll der Druck auf die Spätshops (z. B. Kontrollen in Sachen Jugendschutz) erhöht werden.