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Nach FCM-Randale Magdeburg will Druck auf Spätshops erhöhen

Die Krawalle nach den Fanfeiern zum FCM-Aufstieg am Hasselbachplatz in Magdeburg waren Thema aktueller Anfragen im Stadtrat.

Von Katja Tessnow 09.05.2018, 01:01

Magdeburg l „Sehr intensive Gespräche“ habe es in der Folge der Krawalle zwischen Stadt Magdeburg und Polizei gegeben, erklärte der städtische Ordnungsbeigeordnete Holger Platz und dass die städtischen Ordnungsbehörden das Verlaufsprotokoll der Polizei und Videomaterial studiert hätten. Platz’ Einschätzung: „Die Situation vom 21. April war eine rein polizeiliche Lage. Das Ordnungsamt hatte da nichts zu suchen. Unsere Mitarbeiter wären vollkommen überfordert gewesen.“

Die zunächst friedlich verlaufenden spontanen Fanfeiern mit Autokorso und blau-weißem Fahnenmeer waren am späteren Abend des 21. April 2018 zunächst in eine Platzbelagerung mit Feuerstellen aus Müll und demolierten MVB-Anlagen ausgeufert, später in gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Beamten räumten den Platz schließlich mit massivem Aufgebot und Wasserwerfer.

Wie viele FCM-Fans tatsächlich an der Randale beteiligt waren, welche anderen gewalttätigen Gruppierungen sich möglicherweise unters Festvolk mischten, ist bis dato ungeklärt. Die Polizei ermittelt. Ihr Einsatz wird von Beobachtern unterschiedlich beschrieben – von einer Seite als viel zu spät, von der anderen als zu rabiat auch gegenüber Unbeteiligten.

Der Ordnungsdienst leistete im späteren Verlauf der Nacht Amtshilfe. „Um 23.55 Uhr haben wir die Spätshops geschlossen“, gab Platz Auskunft. Handhabe dafür habe die polizeiliche Einschätzung einer „akuten Gefahrenlage“ geboten. Dieses Instrument würden Stadt und Polizei „auch künftig in der Hinterhand halten“, falls es zu erneuten akuten Problemen auf dem Platz komme. Ebenso könne ein „kurzfristiges Alkoholverbot“ für das ganze Areal ausgesprochen werden.

Die Polizei war nach Einschätzung von Platz „auf die Feier vorbereitet“, allerdings „von der Entwicklung überrascht“. Auch zur Fußball-WM 2014 und nach dem Aufstieg des FCM in die 3. Liga 2015 hatte es Fanfeste am Hasselbachplatz gegeben. „Damals gab es Müll, aber keine Ausschreitungen“, nimmt Platz die Polizei gegen das Argument erwartbarer Randale am jüngsten Festtermin in Schutz. Eine Räumung des Platzes und ein Verbot der Spontanfeier sei, so Platz, „angesichts des Anlasses, den es gab, nicht denkbar gewesen“. Überhaupt seien derartige Feierlichkeiten an diesem Standort schwer kontrollierbar. „Dann müsste man damit eher in den Elbauenpark mit Zugangskontrollen. Die Frage ist, ob die Fans da mitgehen.“

Zur allgemeinen Lage am Hasselbachplatz macht Platz Lob von Anwohnern und Gastronomen aus. „Polizei und Ordnungsamt sind vor Ort. Wir sind jetzt präsenter.“ Für den Streifendienst wurden sechs neue Mitarbeiter eingestellt, bis Ende 2018 kommen neun weitere hinzu. Der Dienstschluss wurde von 23 auf 2 Uhr an den Wochenenden ausgeweitet. „Wir kontrollieren unter anderem die Einhaltung des Jugendschutzes und wollen den Druck auf die Spätshops erhöhen.“

Gastronom Daniel Krüger (Café Central in der Sternstraße) kann am Dienstag auf Nachfrage noch keine Verbesserung des Sicherheitsgefühls auf dem Platz bestätigen. „Ich höre öfter von Leuten, dass sie sich nicht mehr zum ,Hassel‘ trauen. Ich teile die Einschätzung, der Platz sei nachts eine No-go-Area, zwar nicht, aber kann die Leute trotzdem verstehen, gerade nachdem wieder so etwas passiert ist.“

Krüger hatte nach den Krawallen vor zwei Wochen in einem offenen Brief an den Innenminister und den Oberbürgermeister gerügt, dass der Hasselbachplatz immer öfter zum rechtsfreien Raum würde. Von der Polizei forderte er Erklärung für deren aus seiner Sicht zu späten Einsatz am jüngsten Krawallabend, vom Oberbürgermeister Konzepte zur Gewaltprävention z. B. am Herrentag und zur Fußball-WM sowie zur langfristigen Entwicklung des Platzes als kulturelles und touristisches Zentrum. „Die Polizei hat zum Gespräch eingeladen. Das war konstruktiv. Es wurden Ansprechpartner benannt, eine Partnerschaft angeboten.“

Die Stadt Magdeburg habe bisher nicht auf seinen Hilferuf reagiert, so Krüger: „Da kam gar nichts.“

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