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Sonnenfinsternis Sternfreunde aus Magdeburg auf Sofijagd

Am 21. August 2017 ist in den USA eine totale Sonnenfinsternis (Sofi) zu erleben. Das lassen sich zwei Magdeburger nicht entgehen.

04.07.2017, 23:01

Magdeburg l Sternfreunde aus Magdeburg erinnern sich vielleicht noch an den 20. März 2015, als sich am Vormittag die Sonne verdunkelte. Bleigraues, mystisches Licht umfing die vielen Zuschauer der Sonnenfinsternis. Unter anderem hatten an der Lukasklause Hunderte Elbestädter das Himmelsspektakel verfolgt. Das Sofigucken war von der Astronomischen Gesellschaft Magdeburg (AGM) und der Otto-von-Guericke-Gesellschaft organisiert worden. Es handelte sich um eine Teil-Sofi, bei der der Mond gegen 10.47 Uhr rund Dreiviertel der Sonnenscheibe bedeckte.

Doch es geht noch besser und vor allem – noch eindrucksvoller, wie René Neumann, Vorsitzender der AGM, zu berichten weiß: bei der totalen, also 100-prozentigen Sonnenfinsternis. Diese sei „noch einen Zacken schärfer“. Wer das live gesehen habe, kriege das nicht mehr aus dem Kopf, weiß er aus diversen Berichten. „Da kannst du die Sterne sehen, so dunkel wird das“, erzählt Neumann. Die Tierwelt verhalte sich ganz merkwürdig – eine Rinderherde soll mal in den Stall getrabt sein in der Annahme, es wird Nacht.

Ein besonderes Highlight sei das Phänomen der „fliegenden Schatten“, auch Schattenbänder genannt, die durch Luftwellen verursacht werden. Nur bei einer Sofi kann man zudem die Korona (den Lichtkranz) und Protuberanzen (rötlich leuchtende Bögen am Sonnenrand) bestaunen.

Schon beim Erzählen gerät René Neumann ins Schwärmen. Bisher hat er dieses kosmische Ereignis noch nicht selbst live erlebt, doch das soll sich bald ändern. Der Vereinschef reist zur totalen Sonnenfinsternis am 21. August in die USA und will das gleich mit einem kleinen Florida-Urlaub mit seiner Frau Kerstin verbinden.

Die Spannung steigt schon jetzt, Wochen vor dem Ereignis. Neumann reist mit dem Mietwagen zu seinem Beobachtungsstandort im Bundesstaat Idaho. Vereinskollege Thomas Jahan, ein echter Sofijäger, der fast jeder Sonnenfinsternis hinterher reist, hat sich hingegen für Nebraska entschieden. „Wo genau man sich platziert, ist Glaubenssache“, sagt René Neumann, denn eine hundertprozentige Garantie für freie Sicht auf die Sofi gibt es freilich nirgendwo. Der Vorteil ist, dass sich der Totalitätsverlauf in einem Korridor über die gesamte USA hinweg zieht. Natürlich haben die Magdeburger Hobbyastronomen Jahan und Neumann die Klimadaten studiert und Orte gewählt, an denen die Wahrscheinlichkeit störender Wolken eher gering ist.

Neumann zieht es an den traumhaften Gebirgssee nach Redfish Lake Lodge in fast 2.000 Metern Höhe. Dort hofft er, am Montag, dem 21. August, zur besten Mittagszeit mehr als zwei Minuten lang die totale Sonnenfinsternis störungsfrei bestaunen zu können. Mit im Gepäck: 15 Kilogramm Spezial-Fotoausrüstung, denn dieses himmlische Erlebnis will er natürlich mit Film und Fotos in allen Facetten festhalten: im Zeitraffer, als Panoramabild und mit 500 mm-Teleobjektiv. „Am Morgen habe ich noch die Chance umzuschwenken“, sagt er. Sollten die Wetterdaten am Redfish Lake nicht optimal sein, hat Neumann zwei alternative Standorte auserkoren. Und schon jetzt, weit vor der Abfahrt, gibt es daheim Testläufe mit der Technik. Alles muss passen im großen Moment, denn der Mond wartet nicht auf seiner Bahn zwischen Sonne und Erde.

Nach seiner Rückkehr lädt René Neumann alle Sternfreunde zum Reisebericht mit Film- und Fotoaufnahmen ein: am 20. September, 18 bis 20.30 Uhr, in der Astronomischen Station „Gerhard Eschenhagen“, Rötgerstraße 8.