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Spendenprojekt Stifterbild im Dom Magdeburg restauriert

Den Remter des Magdeburger Doms schmückt ein Relief aus dem 14. Jahrhundert. Es wurde restauriert.

Von Peter Ließmann 06.04.2018, 01:01

Magdeburg l Vom Jesuskind ist nur noch ein Ärmchen übrig geblieben, Inschriften fehlen, es gibt Kerben, die sehen aus wie Spuren von Schwerthieben: „Entweder war da jemand richtig wütend oder das Stifterbild ist Opfer von Bilderstürmern geworden“, sagt Restauratorin Claudia Böttcher. Genau ließen sich die Schäden am „Stifterbild mit Madonna“ im Remter des Magdeburger Doms nicht zuordnen. Es gibt im Dom zahlreiche Zeugnisse aus den Jahren der Reformation, als protestantische „Bilderstürmer“ mit der Katholischen Kirche „abgerechnet“ haben.

Seit Januar 2018 hat Claudia Böttcher an dem Stifterbild, das etwa 100 x 70 Zentimeter groß ist, gearbeitet. Möglich gemacht hat das Dr. Sabine Röpke. Sie hat für die Restaurierung gesammelt. „Mich verbindet viel mit dem Dom“, sagt sie. Vor allem auch die Erinnerungen an die Wendezeit von 1989, als vom Dom wichtige Impulse für die friedliche Revolution in Magdeburg ausgingen.

Aber auch vorher, zu DDR-Zeiten, sei ihr und ihrer Familie der Magdeburger Dom „zu einer Heimat geworden“. Dafür wollte sie dem Gotteshaus „etwas zurückgeben“ und hat sich entschlossen, einen runden Geburtstag zwar groß zu feiern, aber auf Geschenke zu verzichten. Stattdessen bat sie um Spenden, um das „Stifterbild mit Madonna“ restaurieren zu lassen. „Und es ist für mich auch eine Verbeugung vor der friedlichen Revolution von 1989“, sagte Sabine Röpke, als sie sich kürzlich die erfolgreiche Arbeit von Claudia Böttcher anschauen konnte.

Die Dom-Restauratorin hat eine Mappe mit dabei, in der die gesamte Arbeit am Stifterbild dokumentiert ist. Grundprinzip sei, dass sehr behutsam vorgegangen werde, so Claudia Böttcher. Erst werde genau untersucht, worunter das Kunstwerk „leide“. Staub und Schutz werden entfernt. Dann werde analysiert, wie farbig das Kunstwerk einst gewesen ist.

Im Mittelalter spielte Farbe eine große Rolle, im Magdeburger Dom waren viele Skulpturen und Reliefe sehr bunt. „Die Farben werden heutzutage oft nicht mehr ersetzt, das ist anerkannte Praxis bei Restaurierungen“, sagt Claudia Böttcher. Allerdings könne man über die chemische Zusammensetzung der Farbreste die eigentliche Farbe herausfinden. So ist es dann möglich, mit Hilfe von Computerprogrammen ein virtuelles Bild des Reliefs zu erstellen. Die Restauratorin zeigt Fotos davon.

Das „Stifterbild mit Madonna“ war einst tatsächlich sehr farbig. Jetzt sind nur noch wenige Farbreste an dem Relief zu finden, etwa als dunkle Spuren auf dem Gewand der Madonna.

Nachdem das Stifterbild gereinigt war, hat sich die Restauratorin Gedanken darüber gemacht, welche Lücken im Gestein wieder geschlossen und welche Abbrüche möglicherweise ersetzt werden. Auch dabei wird sehr vorsichtig vorgegangen. Auf der einen Seite solle schon sichtbar sein, dass eine Restaurierung stattgefunden hat, auf der anderen Seite belässt man das meiste optisch aber so, wie es vorgefunden wurde. „Ein Relief wie das Stifterbild hat eine geschichtliche Vergangenheit, die Spuren hinterlassen hat. Die müssen sichtbar bleiben“, so Claudia Böttcher. Darum werde das fehlende Christuskind auch auf keinen Fall ersetzt.

Und die Herkunft des Reliefs? Entstanden ist das „Stifterbild mit Madonna“ wohl um 1370. Neben der Madonna mit dem Kinde zeigt es links und rechts die Stifter, die wahrscheinlich einst Domherren gewesen sein könnten, so die Vermutung. Das Material ist Sandstein, wahrscheinlich aus der Region rund um Magdeburg.