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Stadion "Neue Welt" Verkauf für Mai geplant

Magdeburgs Traditionsstadion an der Berliner Chaussee soll verkauft werden. Was aus der Sportstätte werden soll, ist noch offen.

Von Katja Tessnow 06.04.2016, 01:01

Magdeburg l „Die Verträge sind unterschriftsreif. Der Notartermin ist angesetzt für den 10. Mai. Dann ist das Stadion ,Neue Welt‘ verkauft.“ Klaus Zimmermann, Bürgermeister und Finanzbeigeordneter, ist optimistisch, dass die Unterzeichnung des Kaufvertrages nur noch eine Formalie ist.

Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart, ebenfalls über den Namen des potenziellen Käufers bis zur Vertragsunterzeichnung. Eine Ausschreibung des 10 Hektar großen, unter Natur- und teilweise unter Denkmalschutz stehenden Areals an der Berliner Chaussee hatte immerhin fünf Interessenten gezeitigt. Den Zuschlag bekommt laut Zimmermann der Bieter mit dem tragfähigsten Nutzungskonzept und dem besten Gebot. Angestrebt werde eine kulturelle, öffentliche Nutzung des historisch wertvollen und idyllischen Geländes am östlichen Stadtrand. Laut Zimmermann ist ein erneuter Badebetrieb am Standort allerdings nicht vorgesehen. Unter anderem auf den machen allerdings Erfurter Studenten Lust.

Ab 12. April präsentieren Studierende des Masterstudiengangs Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst der Fachhochschule Erfurt im Iba-Shop an der Regierungsstraße ihre Ideen für die Wiederbelebung des historischen Sport- und Erholungszentrums. „Neues aus der ,Neuen Welt‘“ heißt die Ausstellung, die bis 30. Mai zur Besichtigung einlädt. Aufgabe der Studenten war es, ein Freiraumkonzept für die gesamte Anlage zu entwickeln und dabei die Ansprüche des Naturschutzes und einer denkmalpflegerisch orientierten Wiederbelebung mit Möglichkeiten zur neuen Nutzung mit dem Schwerpunkt Erholung zu vereinbaren. Vor dieser Aufgabe steht der potenzielle Investor nun ganz real.

Das Stadion „Neue Welt“ wurde 1930 vom sozialdemokratischen „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ als Sport- und Erholungsanlage mit Schwimm- und Strandbad, Sportplätzen und Freilichtbühne eröffnet. 20.000 Besucher strömten zur Inbetriebnahme. 1933 kassieren die Nazis das Gelände, bauen es wettkampftauglich aus und missbrauchen es später als Folteranlage und KZ. Nach dem Krieg wird die Anlage als Erholungs- und Sportstätte mit Ausflugslokal wiederbelebt und erfreut sich großer Beliebtheit. 1988 wird das Stadion überflutet, erheblich beschädigt. 1990 schließt das Strandbad. Es verwildert zum naturnahen Biotop. 1998 erlebt die Anlage ihren letzten kulturellen Höhepunkt als Spielstätte für das Sommertheater der Freien Kammerspiele, das sich unter dem Titel „Neue Welt“ auch mit der Geschichte des Spielortes befasst.

Zahlreiche Verkaufsversuche und Initiativen, zuletzt des Anglervereins, zur Wiederbelebung der Anlage scheitern.