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Stadtentwicklung Vision fürs Wohnen am Magdeburger Elbufer

Das geplante Quartier am Stadtmarsch in Magdeburg stößt an Grenzen des ökologisch und politisch Machbaren.

Von Katja Tessnow 04.11.2019, 15:23

Magdeburg l Gut eine Stunde lang rühren am Montag, 4. November 2019, die Chefs der Wohnungsgenossenschaft MWG, der stadteigenen Wobau und der Oberbürgermeister persönlich im Rathaus die Werbetrommel für die Vision vom Wohnen am Stadtpark. Drei Männer beschwören die Chancen des Projekts. „Im Moment wird alles kaputtgeredet", beklagt sich Wobau-Chef Peter Lackner im Verlauf der Pressekonferenz. „Man soll uns bitte die Chance geben, das Projekt erst einmal zu entwickeln." Man strebe etwas Wegweisendes an, ein Referenzobjekt für das Bauen der Zukunft. „Und das kann auch bezahlbar sein. Es soll für breite Bevölkerungsschichten möglich sein, dort zu wohnen."

Lackner reagierte auf Nachfragen zur Kritik am Bauvorhaben. Gegner sitzen unter anderem im Stadtrat, machen als Bürgerinitiative mobil und wollen den unversiegelt-grünen Stadtmarsch behalten – kontra Bebauung. Wenigstens einen Teil der Skeptiker und am Ende eine Ratsmehrheit hoffen MWG und Wobau mit der Abkehr von den zunächst geplanten Wohnhochhäusern zu überzeugen. Oberbürgermeister Lutz Trümper räumte ein, dass er zunächst ein Fan der Hochhaus-Bebauung war, „aber politisch ging das gegen die Wand". „Wir müssen durch den Stadtrat und die Leute animieren, dazu Ja zu sagen", so Trümper. Deshalb nun das Umdenken.

„Es gab beim Architektenwettbewerb zwei Sieger – den Entwurf mit Hochhäusern und die sich harmonisch einfügenden Terrassen-Bauten als eine Verneigung vor dem Stadtpark", so MWG-Vorstand Thomas Fischbeck. Weiterverfolgt werde nun die „Verneigung", also die Einbettung in die Landschaft. Wie Lackner gelobte auch Fischbeck, soziale Aspekte zu berücksichtigen. „Wir wollen hier mit genossenschaftlichen Mietmodellen auch Wohnungen für den kleinen Geldbeutel anbieten."

Als Zeuge und Beistand für die ökologische Ausrichtung des Projektes wurde der Freiberger Dozent und Unternehmer Prof. Timo Leukefeld via Skype auf einer Leinwand zur Pressekonferenz zugeschaltet. Er soll im Auftrag von MWG und Wobau Konzeptarbeit für ein energieautarkes Viertel leisten. Leukefeld, der im sächsischen Freiberg selbst eines der ersten Häuser ohne Stromanschluss in Deutschland errichten ließ und selbst bewohnt, stellte klar: „Zielmarke ist, dass wir 50 Prozent der zur Versorgung des Quartiers benötigten Energie vor Ort aus erneuerbaren Ressourcen gewinnen, den größten Teil aus Sonnenenergie." Der Rest müsse zugekauft werden. „Es wäre das erste Projekt dieser Größenordnung in ganz Deutschland", sagte Leukefeld.

Trümper steht voll und ganz hinter dem Vorhaben der beiden Magdeburger Unternehmen. Er berichtete vom Interesse privater Investoren an der Bebauung des Filetstücks. Das habe er abgewehrt. „Wir wollen als Stadt Einfluss darauf haben, was an diesem Standort entsteht." Das sei mit Wobau und MWG gesichert. Eine weitere Neubebauung in den Stadtpark hinein schloss Trümper aus. Fischbeck gelobte mit Blick auf die Gegner größtmögliche Transparenz und Gesprächsbereitschaft. „Wir werden uns den Fragen der Leute stellen."