Immobilien Magdeburger Stadthalle bleibt bis 2025 eine Baustelle
Es dauert länger und es wird teurer - wo es klemmt bei der Sanierung der Stadthalle im Magdeburger Stadtpark.

Magdeburg - Nachrichten von Verzug und Teuerung bei öffentlichen Bauten sind dieser Tage unschöner Normalfall. Jetzt reiht sich die Stadthalle in den Reigen der Magdeburger Problembaustellen ein. Warum Zeit- und Kostenplan aus den Fugen sind.
Nach dem Umbaustart Anfang 2021 steht das prominente Baudenkmal fast zwei Jahre später komplett entkernt als „hohler Vogel“ am Eingang zum Stadtpark. Immer noch sind die Abbrucharbeiten im Gange, aktuell an den nördlichen Treppenhäusern und am Saaldach. Spezielle Tiefbauarbeiten samt Hochdruckinjektionen und Bohrpfählen sind weitgehend abgeschlossen. Zu Jahresbeginn 2023 sollen für die Baugrube der geplanten Norderweiterung (neue Anbauten) weitere Ankerpfähle eingebracht werden. Darüber unterrichtet Hagen Reum, Leiter des Stadtbetriebes Gebäudemanagement den Stadtrat in einem aktuellen Informationspapier.
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In Arbeit seien darüber hinaus die Sanierung der historischen Klinkerfassade und der maroden Beton- und Stahlkonstruktion des Rohbaus. Der Beschreibung aktueller Vorgänge auf der Riesenbaustelle folgen sämtlich schlechte Nachrichten.
Zeitverzug und Mehrkosten in noch unbekannter Höhe
„Nach heutigem Kenntnisstand wird die bauliche Fertigstellung nicht vor Mitte 2025 möglich sein“, rückt Reum vom zuletzt gesetzten Wiedereröffnungstermin Ende 2024 ab. Neben dem verspäteten Baubeginn Anfang 2021 – ursprünglich sollte die Halle von 2019 bis 2022 saniert werden –, hätten auch „Kapazitätsengpässe bei den Auftragnehmern“ zum Terminverzug beigetragen, unter anderem infolge der Corona-Pandemie. Noch dazu kamen böse Überraschungen auf der Baustelle. Trotz umfangreicher Untersuchungen vor Baustart habe der tatsächliche Zustand des Gebäudes zu „erheblichen, zusätzlich notwendigen Sanierungs- und Entsorgungsmaßnahmen geführt, was wiederum Einfluss auf Termine und Kosten hat“, so Reum.
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Angesichts der allgemeinen Preisentwicklung am Markt verlangten Baufirmen in ihren Angeboten regelmäßig deutlich höhere Bezahlung als es die Leistungsverzeichnisse der Planer vorsahen. Dem Land – als Fördergeldgeber an Bord – seien „wesentliche Mehrkosten“ auf der Baustelle bereits angezeigt worden. Die 70 Millionen – hälftig von Stadt und Land zu bezahlen – sind offenbar bei Weitem nicht zu halten. Wie viele Millionen obendrauf kommen, darüber fehlt offenbar aktuell der Überblick. Reum verzichtet in der aktuellen Ratsinformation auf die Nennung von Euro und Cent und kündigt stattdessen ein Ratsbeschlusspapier zur Erhöhung des Kostenrahmens für das erste Quartal 2023 an. Erst zu diesem Zeitpunkt stünden verlässliche Zahlen aus Auftragsvergaben an kostenintensive Gewerke zur Verfügung und herrsche Klarheit über weitere Unwägbarkeiten bei der Sanierung des Denkmals.
Hintergrund zur Magdeburger Stadthalle
Erbaut wurde die Stadthalle 1926 bis 1927 nach den Plänen des Architekten Johannes Göderitz. Anlass war die Deutsche Theaterausstellung 1927 in Magdeburg. Einweihung wurde am 29. Mai 1927 gefeiert. Stark beschädigt wird das Bauwerk bei Bombenangriffen am Ende des Zweiten Weltkrieges 1945. Die Halle brennt völlig. Der Wiederaufbau erfolgt von 1959 bis 1966 bei großer Spendenbereitschaft und Mithilfe der Bevölkerung wieder aufgebaut.
Die Sanierung der zu allen Zeiten bis ins Heute beliebten, aber technisch inzwischen stark veralteten Veranstaltungshalle wird nach der Wende seit den 1990er Jahren diskutiert. Erst ab 2016 nimmt die Idee planerisch Formen an. 2018 stimmt der Stadtrat der Sanierung zu. Geplant sind die Arbeiten, die eine komplette Entkernung und ein neues Halleninnenleben vorsehen, zunächst von 2019 bis 2022, doch der Baubeginn verzögert sich wieder und wieder und rückt schließlich bis ins Jahr 2021 vor. Ein Grund ist die erst im September zugesagte Förderung des Mammutprojektes durch das Land, das nun zur Hälfte mitbezahlen will. Die kalkulierten Baukosten steigen schon vor Baubeginn von 65 auf mehr als 70 Millionen Euro. Die Fertigstellung und Wiedereröffnung war zuletzt für Ende 2024 vorgesehen. Nach aktuellem Stand zeichnen sich wesentliche, aber von der Stadt noch unbezifferte Mehrkosten und eine Fertigstellung nicht vor Mitte 2025 ab.