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Stadtrat Diskussion um Magdeburger Gieselerhalle

Ein gelber Quader neben der Magdeburger Gieselerhalle? Der Stadtrat soll einem geänderten Vorschlag zustimmen.

Von Martin Rieß 19.09.2018, 17:00

Magdeburg l Die Stadt Magdeburg lässt den Bau eines großen gelben Möbel- und Einrichtungsmarktes neben der Hermann-Gieseler-Halle zu – dafür wird das Gebäude aus den 1920er Jahren vom neuen Eigentümer erhalten und für eine neue Nutzung hergerichtet. Das ist der Deal, der bislang im Raum stand.

Am 20. September 2018 hat der Magdeburger Stadtrat über einen Änderungsantrag zu entscheiden, den Bauausschussvorsitzender Falko Grube (SPD) in das Gremium eingebracht und für das er eine weitgehende Mehrheit bekommen hatte. Unter anderem sagte er: „Der derzeit vorliegende Entwurf ist nicht befriedigend. Da muss es eine bessere Lösung geben.“

Unter anderem sagte Reinhard Stern (CDU): „Ich befürworte diesen Änderungsantrag, da er auf das in Bürgerversammlungen vorgebrachte Unbehagen zur Gestaltung des Umfelds der Fassade eingeht.“ Auf Anregung des Stadtrats wurde nur ein Wunsch von Falko Grube – den nach einer vom Westring aus begehbaren Dachterrasse auf dem Poco-Markt – aus der jetzt für den Stadtrat vorliegenden Vorlage herausgenommen.

Die grundsätzliche Kritik von Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl: Anders als ursprünglich geplant, soll der Poco-Markt nicht hinter der Hermann-Gieseler-Halle, sondern daneben gebaut werden. Er sieht unter anderem rechtliche Belange verletzt, wenn in einem sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan nicht festgelegt würde, was in der Hermann-Gieseler-Halle künftig untergebracht sein soll. Und auch offene und von Anwohnern thematisierte Fragen zur Verkehrsführung sieht er kritisch.

Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann mochte diese Einwände nicht gelten lassen: „Hier ist nicht der Bebauungsplan zu beschließen, sondern erst einmal nur ein Entwurf. Es ist üblich, in diesem Stadium der Planung noch Spielräume zu lassen.“ Und was die Verkehrsplanungen angehe, müsse ja erst einmal klar sein, was auf dem Areal zwischen West­ring und Schlachthofstraße passiert.

Was zumindest die von den Stadtfelder Bürgern kritisierte Enge für Lkw angeht, sieht Rolf Onnen, der die Projektierung im Auftrag der Steinhoff-Gruppe übernommen hat, kein Problem.

Deutliche Kritik musste sich Jürgen Canehl derweil wegen seiner fundamentalen Kritik von Christian Hausmann (SPD) anhören: „Ich befürchte, dass wir mit diesem Vorgehen den Bau der neuen Grundschule in diesem Bereich gefährden.“

Grund: Die für den Schulbau vorgesehene Fläche ist erst durch einen Grundstücks­tausch zwischen Stadt Magdeburg und Investor als Schulstandort infrage gekommen. Und auch sie ist Thema für Fragen des Verkehrs – Stichwort Schüler­verkehr, Fahrzeuge von Lehrkräften und Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen.

Die Schule soll zwischen dem Gelände für den Poco-Markt und der bestehenden Bebauung an der Liebknechtstraße unterhalb der Rampe zur Westringbrücke gebaut werden.

In Sachen Grundschule immerhin besteht nach der Einschätzung von Elke Schäferhenrich, die im Baudezernat die Abteilung Verbindliche Bauleitplanung leitet, eine vorsichtige Entwarnung: „Es ist durchaus möglich, dass wir auch im Falle einer Verzögerung des Projekts für Gieselerhalle und Poco für den Bereich der Grundschule eine Teilplanreife erreichen, mit der der Bau begonnen werden könnte.“

Mit einem Beschluss im Stadtrat könnten neue Diskussionen beginnen. Gegenüber der Volksstimme sagte Rolf Onnen: „Es ist kein Problem, die entsprechenden Kurvenradien anzupassen.“

Falls allerdings der Stadtrat auf seiner Sitzung den ursprünglichen Antrag nicht durchwinkt, sondern den Änderungsantrag beschließt, müsse erst einmal gemeinsam mit dem Investor geprüft werden, wie es weitergeht. „Die Wünsche sind ja sehr umfassend. Inwiefern sie für die Steinhoff-Gruppe umsetzbar sind, muss im Detail geprüft werden.“

Übrigens: Auch andere Ausschüsse haben sich mit der bisherigen Planung befasst. So hatte sich der Umweltausschuss gegen den Bau eines 25 Meter hohen Pylonen mit einem werbenden Hinweis auf den Poco-Markt abgelehnt. Das letzte Wort hat aber auch dazu der Stadtrat am Donnerstag.

Und so sieht der Änderungsantrag der SPD aus

In dem vom Bauausschuss befürworteten Änderungsantrag wird die „Reduzierung der Massivität der Bebauung“ und eine „Anpassung an die städtebaulichen Gegebenheiten im Umfeld der Gieseler-Halle und des Schlachthofareals durch Änderung der Gebäudekubatur“ gefordert. Unter anderem wurde diesbezüglich bereits diskutiert, dass das Obergeschoss zurückgesetzt werden könnte. Außerdem soll laut Antrag die farbliche Gestaltung überdacht werden. Traditionell setzen die Poco-Märkte auf ein kräftiges Gelb mit einem roten Schriftzug. Auch bei einer Anpassung könnten diese Farben aufgenommen werden. „Sie sollten jedoch strukturiert und weniger monolithisch gestaltet sein“, heißt es in dem Antrag. Gefordert wird zudem das Anbringen von Fassadengrün, vor allem in Richtung Grundschule, sowie einer Dachbegrünung. Die Punkte sollen in einem städtebaulichen Vertrag fixiert werden.