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Stadtgeschichte Stadtrat Magdeburg: Gedenkstein hat keinen Platz mehr in Stadtfeld

Von Stefan Harter Aktualisiert: 19.4.2021, 10:48

Magdeburg. „Als sechsjähriger Junge gehörte ich an diesem Tag zu einer Kinderschar, die am Olvenstedter Platz auf die Ankunft des mit Fahnen und grünen Zweigen geschmückten Lastautos wartete, um auch eventuell eines der kleinen Fähnchen, die von dort aus verteilt wurden, zu ergattern.“ So erinnert sich Peter Weimann an den 30. Mai 1948.

Der Volksstimme-Leser wohnt seit 1945 in unmittelbarer Nähe des Olvenstedter Platzes in Magdeburg-Stadtfeld und kann sich trotz seines damaligen jungen Alters noch gut an die Geschehnisse erinnern. Kürzlich hatte die Volksstimme über diese berichtet, die zur Aufstellung des Gedenksteins geführt hatten.

Vom Trittbrett gefallen

„Auf dem Trittbrett des Lkw stand dieser Herr Erich Scharf und überreichte den Kindern kleine Papierfähnchen während eines kurzen Stopps“, berichtet er weiter. „Beim Anfahren des Lastautos fiel der Mann vom Trittbrett, wurde vom Hinterrad überrollt und tödlich verletzt. Den Anblick des Verunglückten werde ich wohl bis zu meinem Lebensende nicht vergessen können“, sagt Peter Weimann.

Auch Britta Komczynski gehörte damals zu den Kindern, die um den Lkw herumstanden. Die heute 82-Jährige erinnert sich: „Am besagten Tag war ich am Olvenstedter Platz und weiß von der kleinen Demo, auf der gleich zu Beginn Erich Scharf vom Trittbrett gefallen und verstorben ist. Ich kam aufgeregt nach Hause und habe meiner Mutter von dem Unfall erzählt.“ Die Erinnerung an die Aufregung des Erlebten sei bis heute da.

Trauerumzug mit aufgebahrtem Sarg

Peter Weimann weiß auch noch, wie es weiterging: „Anlässlich der Trauerfeier und Beisetzung des Verunglückten etliche Tage später gab es einen Trauerumzug, bei dem der Sarg auf einem Katafalk stand.“ Dabei handelt es sich um ein gestaltetes Gestell, auf dem er aufgebahrt worden war. „An der unmittelbaren Unfallstelle wurde eine Gedenkminute eingelegt. Das empfand ich als Kind schon etwas makaber“, sagt der Zeitzeuge, der heute 79 Jahre alt ist. Jedes Mal, wenn er an dem Gedenkstein vorbeigeht, werden die Erinnerungen an den schrecklichen Unfall wach, sagt er.

Das wird ihm nun künftig aber erspart bleiben. Denn in der jüngsten Stadtratssitzung wurde beschlossen, dass der Gedenkstein vom Olvenstedter Platz verschwinden wird. Dieser soll grundlegend umgestaltet werden, die Vorplanung wurde jetzt abgesegnet. Per Änderungsantrag hatte die CDU die Entfernung des Scharf-Steins ins Spiel gebracht.

Obwohl beispielsweise Olaf Meister (Grüne) dagegen argumentiert hatte, folgte die Mehrheit dem Ansinnen. Er hatte angeregt, eine Tafel vor Ort zu installieren, die über die besonderen historischen Hintergründe des Gedenksteins informiert. Es soll nun geprüft werden, ob im Technikmuseum Platz für ihn ist.