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Steigende kosten Fahrschule zwischen Krieg und Inflation: So teuer wird der Führerschein in Magdeburg

Die Spritpreise sind trotz Tankrabatt höher als vor dem Ukraine-Krieg: Welche Auswirkungen haben diese auf die Kosten für den Führerschein in Magdeburg und Umgebung? Die Volksstimme hat bei Fahrlehrern in Magdeburg nachgefragt.

Von Samantha Günther 02.07.2022, 08:00
Hohe Benzinkosten in Magdeburg: Wird teuer wird der Führerschein für Jugendliche?
Hohe Benzinkosten in Magdeburg: Wird teuer wird der Führerschein für Jugendliche? Foto: dpa

Magdeburg - Einen Führerschein zu machen, muss man sich leisten können. Heute - in Zeiten von Russland-Ukraine-Krieg und Inflation wohl noch einmal mehr. Welchen Einfluss hat die aktuelle Preisentwicklung auf die Fahrschulen in Magdeburg und Umgebung - müssen Fahrschüler für ihre Fahrstunden künftig noch tiefer in die Tasche greifen? Die Volksstimme hat nachgefragt.

"Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Preisentwicklung an den Tankstellen auf alle Fahrschulen innerhalb und außerhalb von Magdeburg Auswirkungen hat", so Reiner Nuthmann, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Sachsen-Anhalt, auf Volksstimme-Nachfrage. Das sei aber nicht nur den hohen Kraftstoffpreisen geschuldet, sondern auch der allgemeinen Preisentwicklung in ganz Deutschland.

So nehmen laut Reiner Nuthmann vor allem die gestiegenen Lohnkosten und die erhöhten Nebenkosten Einfluss: "Die Miete für die Räume, Versicherungen, Werkstattkosten, teure Fahrerassistenzsysteme und alles, was rings herum dazu gehört. "Wer heute seinen Führerschein in einer Fahrschule macht, zahlt durchschnittlich rund 700 bis 800 Euro mehr dafür als noch vor fünf Jahren. 2017 waren es laut Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF) rund 1.800 Euro bis 2.200 Euro, heute sind es im Durchschnitt 2.500 bis 3.000 Euro.

Führerschein: Preiserhöhung von 2 bis 5 Euro innerhalb von sechs Monaten

"In Magdeburg liegt der durchschnittliche Preis für einen Führerschein der Klasse B aktuell bei 3.000 Euro bis 3.500 Euro - natürlich auch abhängig vom Talent des Schülers", teilt Nuthmann mit. "Wenn man die Kraftstoffpreise allein betrachtet, machen diese im Schnitt eine Preiserhöhung von 2 bis 5 Euro pro Fahrstunde in den vergangenen sechs Monaten aus", so Reiner Nuthmann weiter über die Preisentwicklungen an den Fahrschulen in Sachsen-Anhalt. Mindestens eine neue Einkalkulierung des Preises pro Jahr sei jedoch normal - "die Schulen müssen mit der Zeit und den steigenden Kosten gehen." Die Tendenz gehe aber eher dahin, dass es vermehrt zwei Mal pro Jahr eine Anpassung der Führerscheinpreise geben wird. 

Wie hoch die Preiserhöhung letzendlich ist, sei regional aber unterschiedlich, vor allem in den Ballungsgebieten ist ein größerer Anstieg zu verzeichnen. So habe auch er in seiner Magdeburger Fahrschule Zimmermann den Preis pro Fahrstunde angehoben: "Anfang 2021 waren es pro Übungsstunde für den Führerschein der Klasse B 50 Euro. Seit Anfang 2022 liegt der Preis bei 58 Euro", schildert der Magdeburger Fahrlehrer. "Mitte des Jahres werden es 62 Euro pro Fahrstunde sein. Zwei Euro von dem Aufschlag entstanden durch die erhöhten Tankkosten." Auf Nachfrage, wie viel die Fahrstunde bei ihm noch vor drei Jahren gekostet hat, antwortet er überrascht, nach checken einer alten Preisliste im Büro: "Anfang 2019 lag der Preis tatsächlich noch bei 40 Euro pro einfache Fahrstunde für den Führerschein der Klasse B. Wahnsinn!"

Wird der Führerschein zum Luxusgut?

Ein Spritzuschlag sei vertragsrechtlich nicht einfach durchsetzbar. "Die Fahrstundenpreise können nur mit gegenseitigem Einverständnis angehoben werden, um eine Aufhebung des Vertragsverhältnisses zu vermeiden", erklärt der Nuthmann von der Fahrschule Zimmermann aus Magdeburg weiter.

"Ich habe bisher noch keine Vertragsauflösung machen müssen", so Uwe Bauermeister, der seit über 26 Jahren als Fahrlehrer in Magdeburg arbeitet und Ferienkurse anbietet. "Aber klar, der Ukraine-Krieg, die Inflation und die hohen Spritpreise haben natürlich einen drastischen Einfluss auf den Preis des Führerscheins", bestätigt auch er. Seine 20 Schüler pro Ferienkurs können meist die Kostensteigerung nachvollziehen. Wenn der Liter Diesel über einen Euro teurer ist, dann müsse leider auch der Führerscheinpreis angepasst werden. Im November 2021 hatte er den Preis pro Fahrstunde um fünf Euro angehoben - auf 55 Euro. Nun, ab Mai 2022, musste Bauermeister eine erneute Erhöhung von 10 Euro einreichen. So koste bei ihm ab Herbst 2022 die 45-Minuten-Fahrstunde 65 Euro.

Da zähle er aber noch immer zu den günstigeren Fahrschulen in Magdeburg. Andere legen laut Bauermeister schon bei 75 Euro pro Fahrstunde. Neben den hohen Spritpreisen sieht er auch die allgemeinen steigenden Betriebskosten als Ursache: "Wenn die Spritpreise weiter steigen, dann wird der Führerschein in der Stadt irgendwann ein Luxusgut sein." Irgendwann gebe es auch eine Grenze, wo man nicht mehr nach oben gehen kann. "Die kleineren Fahrschulen stehen da vor enorme Herausforderungen - der Mangel an Fahrlehrern und die teure Ausbildung von Fahrlehrern - machen es uns auch gerade nicht leichter."

Nachlassende Nachfrage zum Führerschein ist nicht erkennbar

Im Jahr 2021 wurden insgesamt 2.247 Anträge auf eine Ersterteilung gestellt. 559 Fahrschüler beantragten eine Erweiterung. Wie viele Fahrschüler die Ausbildung tatsächlich abgeschlossen haben, könne Reiner Nuthmann nicht beantworten. Laut der Fahrerlaubnisbehörde Magdeburg ist die Nachfrage nach wie vor groß und es werden sich auch in diesem Jahr wieder viele Menschen für die Fahrschule anmelden. Jedoch bestätigt auch er auf Volksstimme-Nachfrage den Mangel an Fahrlehrern und die hohen Ausbildungskosten. "Die Kosten einer zweijährigen-Ausbildung könne schon für eine Fahrschule bei 30.000 Euro liegen. Ohne finanzielle Förderung vom Arbeitsamt ist es kaum machbar für einen kleineren Betrieb", so Nuthmann.

Aber die Fahrerlaubnis habe nach wie vor eine wichtige Bedeutung für die Menschen in Sachsen-Anhalt. "Hierbei ist es wichtig, den Blick auf die verschiedenen Altersgruppen zu richten. In der Stadt kann man feststellen, dass die junge Altersgruppe nicht mehr so stark vertreten sind wie in den vergangenen Jahren", erklärt Nuthmann. Durch die gute Infrastruktur in den Ballungsgebieten machen junge Menschen dort erst später den Führerschein. Auf dem Land hingegen sei laut dem Fahrlehrerverband Sachsen-Anhalt die jüngere Generation sehr stark vertreten. Hier ist die schlechtere Infrastruktur ausschlaggebend. "Die jungen Menschen sind, um mobil zu sein, auf einen Führerschein angewiesen."

Auch der Wandel zu vollelektrischen Autos ist laut Nuthmann klar erkennbar. "Einige Fahrschulen fahren bereits elektrisch. Jedoch ist dies regional unterschiedlich." Das größte Problem stelle hierbei die fehlende Ladeinfrastruktur dar. "Da die Nachfrage an der Automatik Ausbildung aber stetig zunimmt, wird es in den kommenden Jahren einen größeren Wandel geben", so der Fahrlehrer. Das spiele natürlich auch mit in den Kosten der Fahrerlaubnis hinein.

Gerade die Zweiradklassen AM und A1 (ab 15 und 16 Jahren) sind auf sehr gefragt, da diese zu mehr Unabhängigkeit führen", so der Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Sachsen-Anhalt. Eine nachlassende Nachfrage zum Führerschein sei nicht erkennbar, "zumal der nach wie vor bestehende Coronastau, der vor allem in den Ballungsgebieten zu verzeichnen ist, bis jetzt noch nicht abgearbeitet werden konnte." Dass eine Fahrschule aufgrund der steigenden Kosten schließen musste, sei ihm bislang nicht bekannt.

Die allgemeine Stimmung sei in der BVF dennoch gut, da sich auch die wirtschaftliche Lage der Fahrschulen laut Nuthmann in Deutschland verbessert hat. "Grundsätzlich fühlen sich die Fahrschulen nicht allein gelassen, sie bedauern aber das der Tankrabatt an den Tankstellen wirkungslos geblieben ist", so der Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Sachsen-Anhalt. Auch Uwe Bauermeister würde sich hier wirksamere Mittel wünschen.