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Unwetter Magdeburg Bestattung nur unter Begleitschutz

Der Neustädter Friedhof in Magdeburg bleibt wegen Sturmschäden gesperrt. Bestattungen sind nur unter Begleitschutz möglich.

Von Rainer Schweingel 29.06.2017, 01:01

Magdeburg l Als am Mittwochmittag Bettina Marggraf mit ihrem Fahrrad am Tor des Neustädter Friedhofs stoppt, ahnt sie nichts Gutes. „Wie lange ist denn noch geschlossen?“, ruft sie durch die verschlossene Gittertür dem Mann vom Sicherheitsdienst auf dem Friedhof zu. Der wiederum antwortet pflichtgemäß: „Es tut mir sehr leid. Aber voraussichtlich noch bis Ende nächster Woche.“

So wie Bettina Marggraf geht es in diesen Tagen vielen Besuchern des Neustädter Friedhofs. Sie können derzeit die Gräber ihrer verstorbenen Verwandten oder Freunde nicht besuchen. Zu gefährlich wäre der Weg vom Friedhofstor zu den Grabfeldern. Noch immer könnten Bäume durch das Unwetter vom 22. Juni 2017 umknicken. Noch immer könnten Äste herunterfallen. Noch immer könnten Grabsteine kippen.

„Uns bleibt deshalb nichts anderes übrig, als den Friedhof weiter komplett zu sperren“, sagt Friedhofsleiterin Stefanie Warnstedt und bittet alle Besucher um Verständnis. Das haben allerdings nicht alle. Während Besucherin Bettina Marggraf mit ihrem Fahrrad nach der freundlichen Auskunft des Sicherheitsdienstes verständnisvoll wieder abdreht, muss der Wachmann am Tor nicht selten auch aufgebrachte Besucher beruhigen. „Trauer und Wut liegen dicht beieinander. Ich kann die Enttäuschung verstehen, gerade für die Besucher, die von weit her angereist sind. Aber die Sicherheit geht vor“, versucht er dann im Gespräch mit den Besuchern Verständnis zu erzeugen.

Der Friedhof hat sich deshalb einen Notservice ausgedacht. „Wer mit Blumengestecken etc. kommt oder sonst spezielle Wünsche und Hinweise zur Grabpflege hat, für den versuchen wir eine Lösung zu finden“, sagt Stefanie Warnstedt.

Der Sicherheitsdienst nimmt die Wünsche sowie Grabschmuck am Tor entgegen und übergibt sie dann den Friedhofsmitarbeitern. Die wiederum versuchen, die Wünsche der Hinterbliebenen für die rund 400 Gräber auf dem kirchlichen Friedhof zu erfüllen. Dazu gehört auch das Blumengießen oder die Ablage des Grabschmucks. In vielen Fällen funktioniere das sehr gut, so Stefanie Warnstedt.

Sondermaßnahmen erfordern auch die Bestattungen, die trotz der Unwetterschäden stattfinden sollen. Das geht aber nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen. Dazu gehört die Begleitung durch den Sicherheitsdienst sowie Friedhofsmitarbeiter auf einem extra vorher abgesicherten und frei geräumten Weg bis zur Grabstätte und zurück. Abweichungen sind nicht möglich.

Sechs Bestattungen sind bis zur kommenden Woche vorgesehen, eine davon am Donnerstag. Sie alle sollen unter Begleitschutz vorgenommen werden. Stefanie Warnstedt: „Wir bitten um Verständnis, aber nur so ist es überhaupt möglich, die Beisetzungen durchführen zu können.“

Dass überhaupt ein Friedhof von einem Sicherheitsdienst bewacht werden muss, kommt nicht von ungefähr. Vor allem unmittelbar nach der Sperrung hatte es auch einige Besucher gegeben, die sich nicht an die Anweisungen des Friedhofspersonals gehalten hatten.