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Tausende Besucher feiern das 18. Stadtfest, doch dem Traditionsfest droht nun das Aus

Von Jana Heute 28.05.2012, 22:51

Mehr als 190000 Besucher feierten über Pfingsten das 18. Stadtfest. Doch in die Freude mischt sich hinter den Kulissen Frust. Vor allem wegen drastisch steigender GEMA-Gebühren droht 2013 das finanzielle Aus für das Traditionsfest.

Magdeburg l Queen Revival, HipHop-Open-Air, Modenschau und Festumzug, dazu eine Hunderte Meter lange Schlemmer-, Spiel- und Einkaufsmeile zwischen Breitem Weg und Altem Markt: Das 18. Magdeburger Stadtfest bot kleinen wie großen Besuchern über Pfingsten wieder reichlich Kurzweil. Mehr als 190000 Besucher an vier Tagen, lautete gestern die Bilanz seitens der IG Innenstadt, die eines der größten Volksfeste des Landes Sachsen-Anhalt erneut organisiert hat.

Das Wetter perfekt, die Besucherzahlen passen - dennoch war hinter den Kulissen die Stimmung äußerst gedrückt. Es geht ums Überleben des Stadtfestes, machte Arno Frommhagen im Volksstimme-Gespräch deutlich. Hintergrund ist eine drohende Kostenexplosion. Die GEMA, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, hat die Lizenzgebühren ab 1.1.2013 empfindlich angehoben. Ging es bisher bei der Berechnung der GEMA-Tarife zumeist nach der so genannten Beschallungsfläche auf einer Veranstaltung (also die Fläche um eine Musikbühne), werden die Gebühren ab Januar nach der gesamten Veranstaltungsfläche, inklusive Parkplätze und Fluchtwege, abgerechnet. "Und der Breite Weg ist nun mal ziemlich lang und breit", bemerkt Frommhagen. "Da können wir nicht alles einzäunen und Eintritt für verlangen", so der langjährige Sprecher der IG Innenstadt.

Die GEMA stützt sich bei ihren Neuberechungen für die urheberrechtlichen Vergütungen auf zwei höchstrichterliche Beschlüsse vom Oktober 2011. Der BGH hatte die Abrechnungspraxis in zwei Urteilen gestützt, da es der GEMA nicht zuzumuten sei, die jeweils "beschallten Flächen" zu ermitteln. Für die Ausrichter des Magdeburger Stadtfestes bedeutet das in Zukunft eine glatte Verdopplung der Gebühren. Waren es in diesem Jahr gut 20000 Euro, die für die vier Festtage an die GEMA abzuführen waren, sollen es im nächsten Jahr rund 40000 Euro sein. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade ein Großsponsor des Stadtfestes abgesprungen ist. "Damit wird das Stadtfest in der jetzigen Form für uns unbezahlbar", schätzen Frommhagen und sein Vorstandskollege Paul-Gerhard Stieger ein. Das Stadtfest wird bislang aus vier Quellen finanziert: Sponsorengeldern, Mitgliedsbeiträgen der IG Innenstadt, Standgebühren der Händler und Eintrittsgeldern (3 Euro pro Person für Veranstaltungen ab 18 Uhr).

Knapp 80000 Euro betrug das Budget für das Stadtfest in diesem Jahr. Davon mussten u.a. alle Programmkosten, Bühnenaufbauten, Sicherheitsauflagen, GEMA-Gebühren und Genehmigungen bestritten werden. Wenn allein für die Verwertungsrechte künftig die Hälfte des Budgets gebraucht wird und zeitgleich die Einnahmen sinken, geht die Rechnung nicht mehr auf. "Das hat uns auch unser Veranstalter klargemacht", so Arno Frommhagen, der das Stadtfest vor 18 Jahren mit aus der Taufe gehoben hat. Seine Enttäuschung kann er nun kaum verbergen. "Bleiben die Bedingungen so, wie es im Moment aussieht, wird es das Magdeburger Stadtfest zu 90 Prozent im nächsten Jahr nicht mehr geben", so Frommhagens nüchternes Fazit. Er sieht aufgrund der GEMA-Forderungen auch andere größere Feste in Magdeburg und ganz Deutschland in Gefahr. "Dann ist vielleicht noch ein kleines Fest auf einem Marktplatz bezahlbar, aber kein so weitläufiges wie unser Stadtfest", ist er überzeugt. Auch das Magdeburger Kaiser-Otto-Fest sieht er für 2014 in ernsten finanziellen Schwierigkeiten.

Einzig die Politik könnte vielleicht noch etwas biegen, glaubt der Vorstand der IG Innenstadt. "Wir werden an Stadt und Land schreiben und auf dieses Riesenproblem aufmerksam machen", kündigen Frommhagen und Stieger an. Schließlich seien solch große Feste auch ein Wirtschaftsfaktor. "Allein das Magdeburger Stadtfest schafft kurzzeitig Arbeit für 500 bis 600 Leute", sagt Paul-Gerhard Stieger. Dazu kommen die Einnahmen für Händler und Gastronomen. Bis September 2012, wenn die neuen Verträge unterzeichnet werden sollen, müsse sich eine Lösung finden. "Ansonsten gibt es anstelle eines großen Stadtfestes 2013 nur noch ein kleines Fest auf dem Alten Markt", fürchtet Arno Frommhagen.

Bilderstrecken gibt es unter www.volksstimme.de/stadtfest2012 im Internet.